Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? (1Kor 15,35)
Im langen 15. Kapitel des Ersten Korintherbriefes befasst sich Paulus intensiv mit dem Thema Auferstehung. Die Auferstehung ist Grundlage und Zentrum christlichen Glaubens, das macht Paulus gleich zu Beginn des Kapitels deutlich. Dann geht er auf die Zweifel ein, die einige Gläubige beschäftigen. Ist die Auferstehung nicht nur eine fromme Idee? Was gibt mir Gewissheit darüber, dass Auferstehung real ist? Paulus ist damals auf dem Weg nach Damaskus dem auferstandenen Herrn begegnet. Er ist seither ganz durchdrungen von der Gewissheit, dass Jesus lebt. Das hat sein Leben verändert und er hat so oft die Erfahrung gemacht, dass Gott rettend in sein Leben eingreift. Ihm erscheint es als unmöglich, dass diese Gewissheit eine bloße Einbildung sein könnte.
Nun begegnet Paulus noch einem weiteren Argument, das gegen die Auferstehung angeführt wird. Wie wird sie geschehen? Was passiert mit dem Menschen bei der Auferstehung? Kann der vergängliche menschliche Leib überhaupt in etwas Unvergängliches übergehen? Verwickelt sich der Glaube an die Auferstehung nicht in Widersprüche? Wir kennen ja bereits aus den Evangelien (vgl. Lk 20,27-40) die Frage an Jesus, was denn bei der Auferstehung geschieht, wenn eine Frau nach dem Tod ihres Mannes erneut heiratet hat. Wessen Ehefrau wird sie dann sein?
Jesus macht deutlich, dass das Leben der Auferstehung nicht mit dem irdischen Leben vergleichbar ist. Es wird dann ganz anders sein. Das irdische Leben ist voll von Gegensätzen, die oft unüberwindbar erscheinen. Schwarz oder weiß, verheiratet oder unverheiratet, gut oder böse, dazwischen scheint es nichts zu geben. Aber all diese Gegensätze werden sich auf eine uns jetzt noch unvorstellbare Weise auflösen.
Ähnlich argumentiert Paulus hier. In der Auferstehung werden wir verwandelt werden. Wir sind ja bereits hier auf Erden damit vertraut, dass es verschiedene Dinge gibt, verschiedene Samen, aus denen unterschiedliche Pflanzen hervorgehen. Die Lebewesen unterscheiden sich voneinander und sogar die Himmelskörper. So wird sich auch der Auferstehungsleib vom irdischen Leib unterscheiden.
Du Tor! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, ist noch nicht der Leib, der entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. Gott gibt ihm den Leib, den er vorgesehen hat, und zwar jedem Samen einen eigenen Leib. Nicht alles Fleisch ist dasselbe: Das Fleisch der Menschen ist anders als das des Viehs, das Fleisch der Vögel ist anders als das der Fische. Auch gibt es Himmelskörper und irdische Körper. Die Schönheit der Himmelskörper ist anders als die der irdischen Körper. Der Glanz der Sonne ist anders als der Glanz des Mondes, anders als der Glanz der Sterne; denn auch die Gestirne unterscheiden sich durch ihren Glanz.
So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. So steht es auch in der Schrift: Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendig machender Geist. Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. Der erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel. Wie der von der Erde irdisch war, so sind es auch seine Nachfahren. Und wie der vom Himmel himmlisch ist, so sind es auch seine Nachfahren. Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden. (1Kor 15,36-49)
Paulus bringt hier Adam als Beispiel für die Unterscheidung zwischen Schöpfung und Neuschöpfung. Nach dem biblischen Schöpfungsbericht, den viele der damaligen Zuhörer des Paulus wörtlich nahmen, wurde Adam von Gott aus der Erde des Ackerbodens geformt. Dies macht deutlich, dass der irdische Leib ganz an das Irdische gebunden ist. Der Auferstehungsleib aber wird aus himmlischem Material geformt, wenn man hier überhaupt von Material - Materie sprechen kann. Wir können uns das nicht vorstellen, weil wir eben nur das Irdische sehen. Der neue Adam ist Christus. Zwar hat er auf der Erde in einem irdischen Leib gelebt, aber seine Auferstehung zeigt uns seine himmlische Seinsweise. Das wird bereits in dem Ereignis der Verklärung deutlich, wo sich Jesus vor den Augen seiner Jünger verwandelt. Dar Auferstandene ist ganz anders. Selbst seine engsten Vertrauten erkennen ihn zunächst nicht. Er geht durch verschlossene Türen, ist plötzlich da und genauso plötzlich wieder verschwunden.
Nicht nur Christus besitzt diesen Auferstehungsleib. Wir alle werden verwandelt werden. Ohne diese Verwandlung ist das neue Leben nicht möglich. Wenn Jesus einmal wiederkommt - und das erwartete Paulus nicht in einer fernen Zukunft, sondern schon bald, ja er hatte wahrscheinlich die Hoffnung, es selbst noch zu erleben - dann werden die Toten, deren irdischer Leib dann ja bereits zerfallen ist, diesen neuen Auferstehungsleib erhalten und diejenigen, die noch leben, werden in einem einzigen Augenblick verwandelt werden. In der Auferstehung sind dann alle gleich.