1 Korinther 15,12-34

Gewissheit Auferstehung

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1Kor15
Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? (1Kor 15,12)

Paulus hat im vorangehenden Abschnitt den Glauben an die Auferstehung Christi aufgezeigt und durch die Nennung glaubwürdiger Zeugen deutlich bewiesen, dass Christus tatsächlich auferstanden ist.

Nachdem er viele Beweise für die Auferstehung vorausgeschickt hat, beweist er sie bündig aus der Auferstehung Christi. Denn, sagt er, die Propheten haben dieselbe geweissagt; der Herr hat sie durch seine Erscheinung bewährt; wir predigen sie, und ihr habt sie geglaubt. Er bringt also aus der Weissagung der Propheten, aus der Erfüllung derselben, aus der Predigt der Apostel und dem Glauben ihrer Schüler ein vierfaches, oder eigentlich gar ein fünffaches Zeugnis; denn der Grund seines Todes, dass er nämlich für die Sünden Anderer gestorben ist, spricht gleichfalls für seine Auferstehung. Ist aber diese Auferstehung erwiesen, so geht offenbar daraus hervor, dass auch die Toten auferweckt werden. (Johannes Chrysostomus)

Der Glaube an die Auferstehung ist also hinreichend bezeugt und ist das feste Fundament, auf dem die Christen stehen. Dennoch gibt es in Korinth einige, die im Gegensatz dazu lehren, dass es eine Auferstehung der Toten nicht gibt. Mit diesen Gegnern setzt sich Paulus im Folgenden auseinander.

Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen. (1Kor 15,13-19)

Der Lehre der Irrlehrer, die sagen, dass es eine Auferstehung der Toten nicht geben kann, begegnet Paulus zunächst mit dem Argument, dass jemand, der die Auferstehung von den Toten leugnet, in jedem Fall auch die Auferstehung Christi leugnet. Wahrscheinlich vertraten die Irrlehrer die Auffassung, dass zwar Christus irgendwie auferstanden ist, dass dies aber ein Einzelfall war, aus dem man nicht auf eine Auferstehung der Toten schließen kann.

Siehst du die gewaltige Kraft und den unüberwindlichen Eifer des Paulus, wie er den Gegnern nicht nur das Ungewisse aus dem, was gewiss und anerkannt ist, sondern auch eben das Anerkannte aus dem Ungewissen zu beweisen bemüht ist? Nicht als bedürfe das Geschehene eines Beweises, sondern weil er zeigen wollte, dass das eine ebenso glaubwürdig ist wie das andere. (Johannes Chrysostomus)

Paulus dreht sozusagen den Spieß um und sagt, dass eine Leugnung der Auferstehung der Toten in jedem Fall auch eine Leugnung der Auferstehung Christi bedeutet. Damit aber wird dem christlichen Glauben das Fundament entzogen. Christus ist auferstandenen als Erstling der Entschlafenen. Die Auferstehung ist ein wesentliches Kennzeichen der Erlösung. Wenn es aber keine Auferstehung gibt, dann gibt es folglich auch keine Erlösung. Die christliche Lehre wäre dann reiner Humbug und die Christen blieben weiter in ihren alten Sünden und wären letztendlich verloren. Sie müssten dann ihr Heil allein in diesem Leben suchen, aber gerade eine solche Einstellung widerspräche dem Christentum zutiefst. Ja Paulus sagt sogar, dass die Christen dann erbärmlicher daran wären als alle anderen Menschen.

Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. (1Kor 15,20)

In dem klaren Bekenntnis zur Auferstehung löst Paulus das Dilemma, in das die Leugner der Auferstehung die Menschen führen wollten. Wir spüren förmlich, wie uns diese Argumentation ergreift, wie Paulus hier seine Gegner vorführt. Wer ihnen folgt und die Auferstehung leugnet, der gehört zu den erbärmlichsten aller Menschen. Aber - keine Sorge! - Christus ist auferstanden! Dafür ist Paulus Zeuge und es gibt eine Menge Zeugen dafür und daher dürfen die Gläubigen Hoffnung haben und sind nicht erbärmlich dran, sondern gehören zu den Auserwählten Gottes.

Nachdem er die bösen Folgen gezeigt, die aus dem Mangel des Glaubens an die Auferstehung hervorgehen, wiederholt er dieses und spricht: "Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten!" Beständig setzt er hinzu: "von den Toten", um den Ketzern den Mund zu stopfen. "Als Erstling der Entschlafenen." Ist er aber der Erstling, so werden auch diese auferstehen. (Johannes Chrysostomus)

Paulus macht den Korinthern deutlich, dass Tod und Auferweckung Jesu Christi die Grundlage des Glaubens und die Voraussetzung für das Heil der Menschen sind. Ohne die feste Überzeugung, dass dies geschehen ist, bleibt der Glaube sinn- und kraftlos, die Annahme dieser Tatsache aber verleiht die Kraft, die das Leben verändert. Gott hat die Macht, Tote zum Leben zu erwecken und ein Gott, der diese Macht hat, vermag auch alles andere und wird sich stets für das Heil derer sorgen, die zu ihm gehören.

Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. (1Kor 15,21-22)

Die biblische Erzählung von Adam als ersten Menschen und vom Sündenfall im Paradies ist allgemein bekannt. Der Sünde Adams folgte die Vertreibung aus dem Paradies mit all den negativen Folgen für den Menschen. Auch im Paradies wäre Adam sterblich gewesen, jedoch hätte der Tod nicht diese zerstörerische Macht gehabt, die ihm in Folge der Sünde zugeschrieben wird. Die Erzählung vom Sündenfall will eine Erklärung dafür geben, wie in einer Welt, die Gott sehr gut geschaffen hat, Sünde, Leid und Tod überhaupt entstehen konnten. Auch wenn wir die biblische Erzählung nicht als Tatsache akzeptieren können, so ist doch die Tatsache unübersehbar, dass der Mensch immer wieder in Sünde fällt und in einer Welt aufwächst, die vom sündigen Verhalten der Menschen gekennzeichnet ist.
Gibt es für den Menschen eine Möglichkeit, der Macht von Leid, Sünde und Tod zu entkommen? Religionen und Philosophien zu allen Zeiten versuchen, dem Menschen eine Antwort auf diese Frage und Wegweisung zu geben. Fernöstliche Religionen sehen in der Meditation einen Weg, sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien und schließlich in ein erfülltes Nichts, das Nirwana, einzugehen. Die Juden haben das Gesetz, von dem sie hoffen, dass dessen wörtliche Befolgung sie zu gerechten Menschen macht.
Der Mensch sehnt sich nach Glück und ewigem Leben, aber er kann die Grenze, die der Tod ihm setzt, nicht aus eigener Kraft überwinden und sich nicht selbst aus der Verstrickung der Menschheit in die Sünde befreien. Der Mensch bedarf der Erlösung, er bedarf der Befreiung aus der Macht von Sünde und Tode. Christlicher Glaube bringt die frohe Botschaft, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Menschen von Sünde und Tod befreit hat. Gott verlangt keine großartigen spirituellen Leistungen des Menschen, sondern allein den Glauben daran, dass die Erlösung Wirklichkeit geworden ist. In der Taufe setzt der Mensch ein Bekenntnis zu dieser Wirklichkeit und wird zugleich zu einem neuen Menschen, der von Sünde und Tod befreit ist und bereit ist, in das ewige Leben bei Gott hinüberzugehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. (1Kor 15,23)

Der Gläubige hat durch die Taufe schon Anteil am neuen Leben bei Gott, aber in seinem konkreten Leben bleibt er doch ein normaler Mensch. Er wird sterben, er kann wieder in Sünde fallen. Ist die Befreiung von Sünde und Tod tatsächlich Wirklichkeit geworden oder ist der christliche Glaube nur ein großer Bluff, der den Menschen etwas verspricht, das nicht real ist? Wer kann beweisen, dass das stimmt, was Paulus den Korinthern verkündet hat und was Apostel und Prediger zu allen Zeiten den Menschen verkünden?
Für die Auferstehung Jesu Christi gibt es Zeugen, Paulus selbst gehört zu diesen Zeugen. Paulus selbst hat erfahren, dass Jesus lebt, und auch jeder Gläubige kann diese Erfahrung machen. Wer den Glauben mit fester Überzeugung annimmt, wird erfahren, wie Jesus Christus sein Leben verwandelt. Bereits in dieser Welt gibt der Glaube Kraft und Hoffnung und hat die Macht, Tote lebendig und Kranke gesund zu machen. Das neue Leben Gottes wird also doch bereits in dieser Welt sichtbar.
Und doch gibt es eine gewisse Verzögerung. Die ersten Gläubigen hatten die Hoffnung, dass Jesus bald wiederkommen wird. Nun sind fast zweitausend Jahre vergangen und Jesus ist noch immer nicht gekommen. Das erfordert eine Bewährung des Glaubens, weil er immer wieder mit Zweifel und Anfechtung zu kämpfen hat. Nur Gott weiß, wann der Herr wiederkommen wird. Nur Gott weiß, warum er mit dem Kommen so lange zögert. Die Gläubigen aber sollen wachsam sein und stets bereit, dass dieser Tag überraschend kommen kann.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er alle, die zu ihm gehören, in das neue Leben mit ihm führen und er wird der Welt seine Macht offenbaren.

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1Kor15
Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. (1Kor 15,24-25)

Nicht ohne Grund wurde gerade dieser Lesungstext für den Christkönigssonntag ausgewählt. Jesus wird mit Macht wiederkommen als Herrscher und König der Welt. Die Erfahrung des Alltags mag uns etwas anderes zeigen. Wir haben den Eindruck, dass so viele Mächte größer sind als Gott. Wir fühlen uns oft den Kräften dieser Welt schutzlos ausgeliefert. Heute sind es vor allem die bangen Fragen, wie es weitergeht mit dieser Welt angesichts der fortschreitenden Umweltzerstörung, des rapiden Anstiegs der Weltbevölkerung, der zunehmenden Globalisierung und der Bedrohung durch Terrorismus, um nur einige der großen Ängste unserer Zeit zu nennen. Es braucht Menschen, die sich einsetzten für diese Welt, für Gerechtigkeit und Frieden, die den Mächtigen entgegentreten und für die Schwachen eintreten. Es braucht Menschen, die furchtlos den Glauben an Jesus Christus verkünden, Menschen, die überzeugt davon sind, dass Jesus Christus allein Herr der Welt ist und dass er stärker ist als all die Mächte, die unsere Welt bedrohen.
Mit diesem Glauben können wir schon jetzt in der Welt etwas bewirken. Wir sind den Kräften dieser Welt nicht schutzlos ausgeliefert. Wir sind keine Sklaven des Marktes, der Medien, der gottlosen Konsumgesellschaft. Wir können an einer anderen Welt bauen, die diesen Kräften entgegenwirkt, einer Welt, in der Friede und Gerechtigkeit herrschen. Das meint Reich Gottes auf Erden und ist keine Utopie, sondern real möglich, weil Gott es ermöglicht. Vertrauen wir Gott, dass wir mit seiner Kraft schon jetzt den Mächten des Bösen wiederstehen können. Dann werden wir erfahren, wie sie schon jetzt gegen Gottes Macht erliegen, weil sie ihm unterlegen sind. Sie können jetzt noch ihre Macht unter den Menschen verbreiten, die sich ihnen anschließen, die nicht auf Gottes Macht vertrauen, aber sie werden einmal ganz von Gott unterworfen.
Das Bild, das Paulus hier zeichnet, zeigt Jesus Christus als Herrscher der Welt. Der Vater ist es, der ihm alles zu Füßen legt. Der Vater überlässt seinem Sohn die Herrschaft über die Welt. Der Weg zum Vater führt über den Sohn. Wir haben nur über Jesus Christus Zugang zum Vater. Jesus Christus ist es, der die Gläubigen eint und ihnen Kraft gibt. Er wirkt in denen, die ihm vertrauen, zu allen Zeiten seine Wunder und zeigt seine Macht. Jesus Christus ist der König des Gottesvolkes auf Erden. Unter ihm sind alle Gläubigen vereint.
Am Ende der Welt wird Jesus Christus dann alle, die zu ihm gehören, zum Vater führen. Mit Jesus Christus vereint gehen alle Gläubigen zum Vater und werden eins mit ihm. Das ewige Leben wird in Gott sein, eine ewige Schau Gottes, eine tiefe Vereinigung mit ihm. Dann wird allein Gott sein und alle Gläubigen mit ihm.

Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen. Wenn es aber heißt, alles sei unterworfen, ist offenbar der ausgenommen, der ihm alles unterwirft. Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. (1Kor 15,26-28)

Der Tod wird als letztes entmachtet. Hier auf Erden können die Gläubigen die Erfahrung machen, dass sie mit Jesus Christus alle Mächte des Bösen besiegen können, der Tod aber bleibt für alle hier auf Erden Lebenden eine Grenze. Erst wenn Jesus Christus in Herrlichkeit wiederkommt, wird auch der Tod entmachtet. Dann wird ewiges Leben sein für die, die zu diesem Zeitpunkt noch auf Erden sind und für alle, die bereits verstorben sind. Alle wird der Herr mit sich vereinen und mit ihnen sich mit dem Vater vereinen.

Herr Jesus Christus,
lass mich erkennen, wie du verborgen
regierst als Herrscher der Welt,
so wie du einst bei deinem Tod am Kreuz
über Sünde und Tod triumphiert hast.
Lass mich darauf vertrauen, dass deine Macht
stärker ist als die Mächte dieser Welt,
dass ich mich vor nichts fürchten muss
und du mir immer Kraft gibst.
Herr Jesus Christus,
zeige dich den Gläubigen als Herrscher der Welt
dass wir mutig für dich eintreten
und für die Menschen, die uns anvertraut sind.
Zeige uns, wie dein Name die Welt verändert.
Lass uns schon jetzt in dieser Welt
in deinem Namen siegreich sein
und bei deinem Kommen in Herrlichkeit
mit dir und dem Vater vereint sein in Ewigkeit.
Amen.
Wie kämen sonst einige dazu, sich für die Toten taufen zu lassen? Wenn Tote gar nicht auferweckt werden, warum lässt man sich dann taufen für sie? Warum setzen dann auch wir uns stündlich der Gefahr aus? Täglich sehe ich dem Tod ins Auge, so wahr ihr, Brüder und Schwestern, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe. Wenn ich in Ephesus nur nach Menschenart mit wilden Tieren gekämpft hätte, was würde es mir nützen? Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sterben wir. Lasst euch nicht irreführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet nüchtern, wie es sich gehört, und sündigt nicht! Einige Leute wissen nichts von Gott; ich sage das, damit ihr euch schämt. (1Kor 15,29-34)

Paulus führt hier noch einige Argumente aus dem Alltag an, um seine These von der Gewissheit der Auferstehung zu unterstreichen. Da gab es wohl eine Praxis, sich stellvertretend für Tote taufen zu lassen. Darüber wissen wir nichts genaues, es stand aber wohl die Hoffnung dahinter, dass bereits verstorbene Familienangehörige der Gewissheit des Heils teilhaft werden.
Wenn es keine Auferstehung gäbe, was würde es dann Paulus nützen, dass er sich täglich für das Evangelium abmüht? Er hat davon ja keinerlei irdischen Gewinn. Allein sein Wunsch, anderen von Jesus Christus und dem Heil der Menschen zu erzählen, ihnen die Freude der Auferstehung zu bringen und den Anteil am neuen Leben zu sichern, treibt ihn an. Wenn es das alles nicht gäbe, wäre es gewiss angenehmer, ein gemütliches Leben zu führen.