Matthäus 22,15-33

Gottes Macht

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Mt 22
Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. (Mt 22,15)

Jesus hat die religiösen Führer der Juden mit seinen Gleichnissen brüskiert. Nun versuchen sie Jesus bloßzustellen. Sie wollen ihn mit List in eine Falle locken, doch Jesus behält das Heft in der Hand, er lässt sich nicht in die Defensive treiben, sondern zeigt, dass es in seiner Lehre keine Widersprüche gibt.

Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? (Mt 22,16-17)

Der Kaiser ist doch mächtig, oder? Das steckt hinter der Frage der Gegner Jesu. Er ist doch so mächtig, dass er von allen Steuern erheben kann und alle die Steuer zahlen müssen. Die römische Besatzungsmacht, die die Steuern einforderte, hatte in Judäa das Finanzmonopol. Der Denar, die damalige Steuermünze, war mit dem Bild des Kaisers versehen und trug eine Aufschrift, in der eben dieser Kaiser als göttlich bezeichnet wird. Für fromme Juden war das eine abgrundtiefe Gotteslästerung. Ist der Kaiser also mächtiger als Gott, wenn er selbst fromme Juden dazu zwingen kann, diese Münze zu gebrauchen?

Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Als sie das hörten, waren sie sehr überrascht, wandten sich um und gingen weg. (Mt 22,18-22)

Die Gegner Jesu meinen, ihn in eine Falle gelockt zu haben. Würde er nun nämlich sagen: "Natürlich müsst ihr dem Kaiser Steuern zahlen", so hätten sie ihm vorwerfen können, dass er auf der Seite der Gotteslästerer steht, da er so dem Anspruch des "göttlichen" Kaisers zustimmt. Würde er aber sagen: "Nein, als wahre Juden müsst ihr euch gegen den Götzenkult des Kaisers stellen und dürft auch sein Geld nicht gebrauchen", dann hätten sie ihn bei den Römern wegen Aufruhrs anklagen können.

Wir müssen Gott geben, was ihm gehört, das heißt den Leib, die Seele und unsere Willenskraft. Diejenige Goldmünze gehört dem Kaiser, die sein Bild trägt. Die Münze aber, die Gott gehört, ist der Mensch, in den das Bild Gottes eingezeichnet ist. Darum gebt euren Reichtum dem Kaiser, euer reines Gewissen aber bewahrt für Gott. (Hilarius)

Doch Jesus geht wie immer mitten hindurch. Er will, dass sie sich den Denar genau ansehen. Da sind Bild und Aufschrift des Kaisers darauf. Also gehört das Geld dem Kaiser und er darf es zu Recht als Steuer erheben. Mehr noch. Jesus beschämt zugleich seine Gegner, indem er ihnen zeigt, dass das Geld nichts mit dem Glauben zu tun hat. Dem Kaiser Steuern zu zahlen, ist eine rein irdische Pflicht. Worauf es aber im Leben ankommt ist etwas ganz anderes. Es kommt darauf an, Gott zu geben, was Gott gehört.

Immerfort empfange ich mich aus deiner Hand. Das ist meine Wahrheit und meine Freude. Immerfort blickt mich dein Auge an und ich lebe aus deinem Blick des Erbarmens, du mein Schöpfer und mein Heil. Lehre mich in der Stille deiner Gegenwart das Geheimnis verstehen, dass ich bin. Und dass ich bin durch dich und vor dir und für dich. (Romano Guardini)

Dieser Ausspruch von Romano Guardini passt sehr gut zu den Worten Jesu. Er macht deutlich, dass wir ganz Gott gehören und dass alles, was wir sind und haben, ein Geschenk Gottes ist. An uns aber liegt es, dass wir uns selbst ihm ganz schenken, indem wir seinen Willen tun. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als das oberflächliche hantieren mit Geld. Während der Finanzkrise hat Papst Benedikt XVI. einmal gesagt:

Wir sehen nun, beim Zusammenbruch der großen Banken, dass das Geld verschwindet, dass es nichts ist. Wer nur auf die sichtbaren und fassbaren Dinge baut, auf den Erfolg, seine Karriere, sein Geld, der baut auf Sand. Dies alles wirkt so real, wird aber eines Tages verschwinden. Ein wahrer Realist ist daher, wer auf das Wort Gottes baut.

Genau das will uns Jesus heute sagen. Seine Gegner schauen zu sehr auf das Äußere. Der Kaiser und seine Macht scheinen so gewaltig und real zu sein und Gottes Macht so fern. Doch der Kaiser hat nur die Macht über Dinge, die sich am Ende als wertlos erweisen wie eben das Steuergelt. Gott aber verfügt über die wirklich wichtigen Dinge. Nur weil die Pharisäer im Zusammenhang mit dem Glauben auf Äußerlichkeiten so großen Wert, wird der Umgang mit dem Geld des Kaisers für sie zu einem Glaubensproblem. Letztlich zeigt ihnen Jesus, dass sie selbst es sind, die sich von der Macht des Geldes beeinflussen lassen und ihm mehr Macht zugestehen als Gott. Wenn jedoch die innere Haltung, auch dem Geld gegenüber, stimmt, wenn man es nicht vergöttlicht, sondern als notwendigen Gebrauchsgegenstand ansieht, dann stört auch der Gebrauch der gotteslästerlichen Kaisermünze nicht das Verhältnis zu dem einzig wahren Gott.
Denken wir darüber nach, in wie weit wir uns von Äußerlichkeiten bestimmen lassen und was konkret es sein könnte, das wir Gott geben können.

Auch im folgenden Beispiel zeigt Jesus, wie gering die religiösen Führer, nun die Sadduzäer, von der Macht Gottes denken und um wieviel größer sie in Wahrheit doch ist:

Am selben Tag kamen zu Jesus einige von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung. Sie fragten ihn: Meister, Mose hat gesagt: Wenn ein Mann stirbt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder dessen Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Bei uns lebten einmal sieben Brüder. Der erste heiratete und starb, und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder, ebenso der zweite und der dritte und so weiter bis zum siebten. Als letzte von allen starb die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.
Jesus antwortete ihnen: Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein wie die Engel im Himmel. Habt ihr im übrigen nicht gelesen, was Gott euch über die Auferstehung der Toten mit den Worten gesagt hat: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden.
Als das Volk das hörte, war es über seine Lehre bestürzt. (Mt 22,23-33)