Markus 1,29-31

Im Haus des Simon

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Heilige Schrift
Und sofort, als sie von der Versammlung gingen, kamen sie in das Haus von Simon und Andreas, zusammen mit Jakobus und Johannes.
Die Schwiegermutter Simons aber lag mit Fieber darnieder. Und sofort sagen sie ihm von ihr.
Und er trat hinzu und richtete sie auf, indem er sie bei der Hand fasste.
Und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. (Mk 1,29-31)

Nach der aufregenden Situation in der öffentlichen Versammlung der Juden nehmen die beiden Brüder Simon und Andreas Jesus erst einmal mit in den privaten Raum zu sich nach Hause. Der traute Rahmen des Hauses ist oft auch der Ort, an dem Jesus seine Jünger noch einmal über das belehrt, worauf es ihm zuvor in der Öffentlichkeit besonders ankam. Die Jünger bekommen so eine eigene, intensive Unterweisung und haben auch Gelegenheit, Rückfragen an Jesus zu stellen. Ganz am Anfang seiner Tätigkeit, wo wir uns jetzt im Evangelium befinden, wird das besonders nötig gewesen sein. Zum ersten Mal haben die Jünger eine Rede Jesu gehört und waren Zeugen einer Dämonenaustreibung.
Doch zunächst steht noch etwas anderes an. Die Schwiegermutter des Petrus ist krank. Markus ist der einzige Evangelist, der in seinem Evangelium einen Hinweis darauf gibt, dass Petrus verheiratet war. Da Markus Petrus gut kannte, ist es denkbar, dass er auch die Schwiegermutter des Petrus und dessen Frau persönlich gekannt hat.
Die Schwiegermutter des Petrus hat Fieber. Damals sah man Fieber nicht als ein Krankheitssymptom an, sondern als eine eigene Krankheit. Die Menschen hatten Angst vor dem Fieber. Wer von ihm befallen wurde, wähnte sich schon dem Tode nahe. Man fürchtete also, dass die Schwiegermutter des Petrus sterben könnte. Nach allem, was sie bisher erlebt haben, steht für die Jünger außer Zweifel, dass Jesus das Fieber heilen kann. Sie bitten Jesus auch sofort darum. Jesus fasst die Kranke bei der Hand, richtet sie auf und sie ist augenblicklich gesund.
Krankheiten werden oft in einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis gesehen. So nennt man oft Sünde und Fehlverhalten als Krankheitsursachen. Bei uns heute ist es eher so, dass wir eine bestimmte Lebenssituation für eine Krankheit verantwortlich machen. Vielleicht kennen wir selbst eine solche belastende Situation, die uns krank gemacht hat. Dies könnte auch eine Erklärung für das Fieber der Schwiegermutter des Petrus sein. Es war sicher nicht leicht für sie zu verarbeiten, dass sich ihr Schwiegersohn so einem dahergelaufenen Wanderprediger anschloss und dafür sogar seine Arbeit und damit in gewisser Weise auch die Sorge um seine Familie aufgab. Sie musste um ihre Existenzgrundlage und die ihrer Tochter bangen. So können sie der Kummer und die Frage: Wie soll es nun weitergehen? krank gemacht haben.
Nun darf sie diesem Jesus selbst begegnen. Diese Begegnung hat ihre Zweifel und Sorgen ausgelöscht. Sie hat gespürt, dass ihr Schwiegersohn nicht auf irgendjemand hereingefallen ist, sondern dass bei Jesus wirklich etwas dahinter steckt und dass es sich lohnt, für ihn das alltägliche Leben zu verlassen. Somit hat die Heilung der Schwiegermutter etwas zutiefst Menschliches. Jesus reicht ihr die Hand und zeigt ihr so, dass sie auch dazu gehört. Sie spürt, dass die Nachfolge Jesu, auch wenn sie in die Familienbande eingreift, nicht die schmerzliche Zerschlagung der Familien bedeutet.
Die Schwiegermutter des Petrus hat sich mit Jesus ausgesöhnt. Er nimmt sie in die neue Familie der Glaubenden auf und sie nimmt ihn in ihre Familie mit auf. Sofort fängt sie an, für Jesus und seine Jünger etwas zu Essen zu bereiten. Nun kann sich Jesus mit seinen Jüngern zum vertrauten Gespräch zurückziehen und sie können sich beim gemeinsamen Mahl stärken. Die Schwiegermutter des Petrus wird aber noch einiges mit diesem Jesus erleben. Bei seinem nächsten Besuch wird sogar das Haus in arge Mitleidenschaft gezogen werden. Zunächst einmal wird es Mittelpunkt eines riesigen Volksauflaufs.