Am Abend aber, als die Sonne unterging, brachten sie alle Kranken und Besessenen. Und die ganze Stadt war vor der Tür versammelt.
Und er heilte viele Kranke, die an mancherlei Krankheiten litten.
Und viele Dämonen trieb er aus, und er ließ die Dämonen nicht reden, weil sie ihn kannten. (Mk 1,32-34)
Der Auftritt Jesu in der Synagoge hat schnell in der Stadt die Runde gemacht. Und wie die Menschen eben sind, wenn da jemand Besonderes da ist, dann wollen alle hin, alle wollen ihn sehen. Und wenn es da auch so etwas wie Wunder, Dämonenaustreibungen und Heilungen zu sehen gibt, dann wollen die Leute das natürlich erleben. Es ist ja auch verständlich, dass die Kranken, jetzt in der Hoffnung auf rasche Heilung, schnell zu Jesus möchten. Aber es ist Sabbat. Am Sabbat war es strengstens verboten, irgendeine Arbeit zu verrichten. Auch einen Kranken zu tragen, galt als Arbeit. So sehr es die Leute auch drängte, sie mussten erst einmal zu Hause bleiben.
Mit Einbruch der Dunkelheit endet der Sabbat. Man kann sich vorstellen, wie die Menschen an diesem Tage sehnsüchtig darauf gewartet haben, bis endlich die Sonne untergegangen ist. Nun hält sie nichts mehr. Alle kommen sie zum Haus des Simon, in dem sich Jesus aufhält. Sie haben alle Kranken aus den Häusern geholt.
Im Haus des Simon hat man das natürlich mitbekommen. Jesus hat gemerkt, was da für eine Aufgabe auf ihn zukommt. Auch wenn er weiß, dass viele der Menschen einfach aus Sensationsgier gekommen sind, geht er doch hinaus. Er heilt viele Menschen, die an vielerlei Krankheiten leiden und treibt die Dämonen aus.
Und frühmorgens, als noch tiefe Nacht war, stand er auf, ging hinaus und begab sich an einen einsamen Ort.
Und dort betete er.
Und Simon und seine Begleiter verfolgten ihn.
Und sie fanden ihn und sagten zu ihm: Alle suchen dich.
Und er sagt zu ihnen: Gehen wir anderswohin, in die benachbarten Ortschaften, damit ich auch dort predige. Denn dazu bin ich ausgezogen.
Und er kam und predigte in ihren Versammlungen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus. (Mk 1,35-39)
Am nächsten Morgen kommen wieder viele Menschen zum Haus des Simon. Doch Jesus ist nicht da. Simon wird alle Mühe gehabt haben, dass ihm die Leute nicht das Haus gestürmt haben. Sie wollen zu Jesus. Doch wo ist er? Simon verspricht den Leuten, Jesus zu suchen und zurück zu bringen. So kann er sie ein wenig beruhigen.
Jesus hat sich schon früh am Morgen in die Einsamkeit zurückgezogen. Er will nicht die Sensation. Er will sich nicht von den Menschen bejubeln lassen. Er weiß, dass der Großteil der Menschen nur nach ihm sucht, weil sie körperliche Heilung von ihm erwarten. Zur Umkehr aber, die tief im Innern des Menschen geschieht, sind nur wenige bereit. Daher zieht sich Jesus zurück. So hat es keinen Sinn, die Leute zur Umkehr aufzurufen.
Jesus braucht Ruhe. Er möchte im Gebet mit seinem Vater im Himmel zusammen sein. Wir kennen nicht den Inhalt des vertrauten Gesprächs zwischen Vater und Sohn. Sicher wird Jesus den Vater nach dem Weg gefragt haben, den er gehen soll. Er wird dem Vater seine Trauer über die Menschen mitgeteilt haben, die nur Wunder sehen wollen, die nur das leibliche Wohl suchen, aber nicht das Wohl ihrer Seele.
Da platzen Simon und die drei anderen in das Gebet Jesu. Sie sind ganz aufgeregt. Komm, schnell, komm zurück nach Kafarnaum. Die Leute suchen dich. Doch Jesus wird sie verwundert angesehen haben. Jesus, den sie in ihrer Aufregung aus seiner Ruhe gerissen haben, wird ihnen sicher klar gemacht haben, dass das, was sie am Vortag erlebt haben, nicht das ist, was er sich vorstellt.
Im Gebet hat Jesus einen Entschluss gefasst: Er will auch in die anderen Orte gehen, auch dort den Menschen predigen, auch dort die Menschen heilen, auch dort Dämonen austreiben. Im Stillen wird Jesus gehofft haben, dort Menschen zu finden, die bereit sind, das aufzunehmen, was er ihnen zu sagen hat.