Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach! (Joh 21,14-19)
Nach dem erfolgreichen Fischfang ist Johannes er Erste, der Jesus erkennt. Er sagt es Petrus und dieser zögert nicht, ins Wasser zu springen und zu Jesus zu eilen. Es ist die Liebe, die ihn treibt. Diese Liebe des Petrus, die sich in seinem Sprung ins Wasser und seinem Hineilen zu Jesus zeigt, hinterfragt nun der Herr.
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Dreimal fragt Jesus ihn. Scheint im deutschen Text die Frage dreimal unverändert zu sein, so ist im griechischen Originaltext eine deutliche Veränderung erkennbar. Wir kennen im Deutschen nur ein Wort für Liebe, wir unterscheiden höchstens zwischen einem tiefen Lieben und einem schwächeren lieb haben. Vielleicht kann uns das hier weiterhelfen. Während Jesus Petrus die ersten beiden Male nach dieser tiefen Liebe fragt, kann Petrus immer nur antworten, dass er Jesus lieb hat. Beim dritten Mal geht Jesus auf diese Abschwächung des Petrus ein. Er fragt ihn einfach, ob er ihn lieb hat. Nun kommen Jesus und Petrus in ihren Worten überein.
Jesus verlangt von uns nicht eine Liebe, die das menschliche Maß übersteigt. Jesus möchte, dass wir ihn gerade so lieben, wie es für uns möglich ist, aber er möchte, dass wir unser Bestes geben. Unsere größte Liebe soll dem Herrn gelten und wenn wir uns an ihm ausrichten, so kann unsere Liebe immer mehr wachsen. Dadurch finden wir immer näher zu Gott, der seinem Wesen nach die vollkommene Liebe ist. Unsere Liebe wird einst ihre Vollendung finden, wenn Gott uns aufnimmt in sein Reich, wo wir immer bei ihm sind und ihn schauen, wie er ist, wo wir seine vollkommene Liebe erkennen. Hier auf Erden gilt es für uns trotz unserer Unvollkommenheit ihm mit all unserer Kraft nachzufolgen und seine Zeugen zu sein - aus Liebe.
Ein drittes Mal fragt er und ein drittes Mal verbindet er damit denselben Auftrag. Dadurch zeigt er, wie wichtig es ihm ist, dass seine Schafe einen haben, der sie führt, und er zeigt, dass das das größte Zeichen der Liebe zu ihm ist.
(Johannes Chrysostomus)
Der auferstandene Christus braucht Zeugen, die ihm begegnet sind, Menschen, die ihn durch die Kraft des Heiligen Geistes zutiefst kennen gelernt haben. Menschen, die von ihm Zeugnis geben können, weil sie ihn sozusagen mit eigenen Händen berührt haben.
(Benedikt XVI.)
Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, (diesem) folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an?
Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste. (Joh 21,20-25)
Jesus musste seine Jünger ein zweites Mal rufen. Obwohl sie drei Jahre bei ihm waren, mussten sie noch Vieles lernen. Nun aber verstehen sie immer mehr, worauf es ankommt: Immer mit Jesus zu sein. Als er noch lebte, war das nicht schwer. Nun aber müssen sie lernen, dass er auch als der Auferstandene immer bei ihnen ist und dass sie immer bei ihm sein können, auch wenn sie ihn nicht sehen.
Damals wurden die Netze übervoll. Jesus hat ihnen damals gesagt: Ich mache euch zu Menschenfischern. Nun sollen sie hingehen und die Saat des Evangeliums ausstreuen, die reiche Ernte bringt. Die Erfahrung, dass der Herr bei ihnen ist, gibt ihnen den Mut dazu. Sollte es heute anders sein? Vielleicht sind wir ja oft so kleingläubig und wagen es kaum, unseren Glauben zu bezeugen, weil uns diese Erfahrung fehlt, dass der Herr bei uns ist.
Als Johannes sein Evangelium schrieb, wollte er den Menschen zeigen, wer dieser Jesus ist, von dem alle reden. Er wollte keinen Roman über das Leben Jesu schreiben, den man ganz toll findet, unterhaltsam, den man aber sobald man ihn gelesen hat, zur Seite legt und in das Regal stellt. Johannes wollte mit seinem Evangelium vielmehr die Menschen zur Begegnung mit Jesus Christus führen, und durch alle Zeiten hindurch sind die Evangelien die Hinführung zu dieser Begegnung geblieben - bis heute.
Eine besondere Person des Johannesevangeliums ist der Lieblingsjünger - wahrscheinlich Johannes selbst. Er will das, was er selbst mit Jesus erlebt hat, weitergeben. Er ist es, der die Leserin und den Leser an der Hand nimmt und zu Jesus führt. Im letzten Kapitel des Evangeliums ist er es, der als erster Jesus am Ufer erkennt und einen Sturm der Euphorie bei den anderen Jüngern auslöst. Es ist der Herr! Wie dem Petrus, so will er uns allen Jesus zeigen. Jesus ist da, ganz nah, er lebt, habt keine Angst! Lassen wir uns von Johannes Jesus zeigen.
Wo können wir ihn heute erkennen? Die Evangelien führen uns zu Jesus. Wenn wir im stillen Gebet die Worte der Evangelien betrachten, können wir Jesus immer näher kommen, ihm immer ähnlicher werden. Jesus begegnet uns in der Kirche, in der Gemeinschaft der Gläubigen, in der Heiligen Messe. Er begegnet uns aber auch in unserem Alltag, in den Menschen um uns, von denen wir Gutes erfahren, die aber auch unsere Hilfe brauchen. In vielen Ereignissen des Alltags kann ich erkennen, dass der Herr da ist, dass er eine Situation oder Begegnung verwandelt durch seine Gegenwart. Halten wir unsere Augen offen und seien wir wachsam für seine Gegenwart in unserem Leben.
Herr Jesus, öffne unsere Herzen, für Deine Gegenwart. Du bist die Wahrheit. Durch dich ist uns die Wahrheit zum Weg geworden, den wir gehen können und der uns zum Leben führt. Ohne dich sind wir im Dunkel über die wesentlichen Fragen unseres Lebens. Ohne dich sind wir wie Schafe ohne Hirten. Du aber hast uns bei deiner Auffahrt in den Himmel nicht als Waisen zurückgelassen. Deinen Jüngern hast du nicht nur den Auftrag erteilt, die Menschen den rechten Weg zu lehren. Du hast ihnen für alle Zeiten den Heiligen Geist verheißen, der Generation um Generation in die ganze Wahrheit führt. Vom Heiligen Geist geleitet trägt die Gemeinschaft der Jünger - die Kirche - dein Wort durch die Zeiten. In ihr lebt dein Wort; in ihr bleibt es immer Gegenwart und öffnet Zukunft. Hilf uns, dass wir durch das Verkündigungswort der Kirche lernen, alles zu halten, was du geboten hast. Hilf uns, im Wort des Glaubens dich selber zu finden, dich kennen und lieben zu lernen. Hilf uns, Freunde der Wahrheit - deine Freunde, Freunde Gottes zu werden.
Nach dem Abstieg in das Totenreich und der Auferstehung von den Toten, kehrten die Jünger zu ihrer Tätigkeit zurück, zurück zu ihren Schiffen und Netzen. Sie waren traurig ob deines Weggehens, Christus, was verständlich ist. Doch sie taten keinen Fang. Du aber, Heiland, erscheinst als Gebieter des Alls und befiehlst, die Netze nach der rechten Seide auszuwerfen. Das Wort wurde befolgt und groß war die Menge der Fische, unerwartet aber das Mahl, das ihnen bereitet am Land. Wie die Jünger daran teilnahmen, so würdige auch uns jetzt teilzuhaben in geistlicher Freude, menschenliebender Herr!
Du zeigtest dich deinen Jüngern, Erlöser, nach Deiner Auferstehung, und hast den Simon beauftragt, deine Schafe zu weiden. Von seiner Liebe hast du die Sorge um die Herde gefordert. Deshalb sagtest du: Wenn du mich liebst, Petrus, weide meine Lämmer, weide meine Schafe! Dieser bewies sogleich seine Liebe und fragte wegen des anderen Jüngers. Auf ihre Fürbitten, Christus, bewahre Deine Herde vor den Wölfen, die sie verderben wollen.
(Gebet der Ostkirche)