Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. (Joh 15,1-3)
"Ich bin der Weinstock, mein Vater ist der Winzer," sagt Jesus im Evangelium zu uns. Stellen wir uns zunächst einmal dieses Bild vor Augen. Ein Weinstock hat viele Zweige, an denen der Winzer zur Zeit der Ernte viele reife Trauben erwartet. Wie bei allen Pflanzen kann die Frucht nur gedeihen, wenn sie über Zweige und Stamm mit der Wurzel verbunden ist. Jesus vergleicht uns mit Reben am Weinstock. Er ist die Wurzel und der Stamm, der die einzelnen Reben zusammenhält und mit Nahrung versorgt, sie am Leben erhält.
Der Winzer kümmert sich um die Weinstöcke. Die Arbeit im Weinberg ist hart. Das wussten die Menschen zur Zeit Jesu. Aber auch heute muss man nicht unbedingt aus einem Weinanbaugebiet oder gar aus einer Winzerfamilie stammen, um sich eine Vorstellung von dem machen zu können, wovon Jesus spricht. Ständig ist der Winzer dabei, die Rebstöcke zu pflegen. Er achtet darauf, dass die Reben genug Sonne bekommen. Er prüft, welche Reben gut wachsen. Die dürren schneidet er weg, damit sie denen, die gut gedeihen nicht unnötig Kraft wegnehmen. So geht es tagein, tagaus und der Lohn der Mühen wird eine reiche Ernte und ein edler Tropfen sein.
So müht sich Gott auch um uns. Er will, dass unser Leben Frucht bringt. Gott hat uns das Leben geschenkt, damit wir etwas daraus machen. Jeder hat besondere Talente, die er zur Entfaltung bringen kann. Gott sorgt dafür, dass jeder den Freiraum zu dieser Entfaltung hat. Er sorgt dafür, dass jede Traube genug Licht bekommt, um reifen zu können.
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben." Um Frucht bringen zu können, muss die Rebe mit dem Weinstock in Verbindung bleiben. Die Trauben können sich nicht irgendeinen beliebigen Platz zum Reifen suchen. Nur solange die Rebe mit dem Weinstock in Verbindung steht, kann dieser sie mit allem Nötigen versorgen.
Es ist Gott, der sich um uns kümmert. Unsere Aufgabe ist es, mit dem Weinstock in Verbindung zu bleiben, uns von ihm mit allem Nötigen versorgen zu lassen, es uns gut gehen zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Sehe ich meine Beziehung mit Gott so? Fühle ich mich bei ihm an der Quelle, die mich mit allem, was ich brauche, versorgt? Fühle ich mich bei Gott frei, meine Fähigkeiten zur Entfaltung zu bringen?