1.Timotheus 2-5

Gemeindeordnung

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Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. (1Tim 2,1-4)

Der Hauptteil des Ersten Timotheusbriefes besteht aus einer Gemeindeordnung. Christliches Leben gründet auf dem Heil, das Gott den Menschen in Christus Jesus geschenkt hat und soll Ausdruck der Reinheit und Heiligkeit sein, die dem Menschen in der Taufe geschenkt wird. Neben allgemeinen Kennzeichen dieses christlichen Lebens geht der Brief auch auf die einzelnen Stände in der Gemeinde ein, gläubige Männer und Frauen, Gemeindeleiter und Diakone und die Witwen, die der Fürsorge aller bedürfen.
In der Gemeinde sind alle aufeinander angewiesen, alle sollen in Frömmigkeit leben, wobei aber darauf zu achten ist, dass das Zusammenleben nicht durch die übertriebene Frömmigkeit einzelner gestört wird, die sich durch eine besondere Form der Askese meinen über andere erheben zu können. Die Einheit aller in Christus ist das Entscheidende.

Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde - ich sage die Wahrheit und lüge nicht - , als Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit. (1Tim 2,5-7)

Noch einmal weist der Schreiber des Briefes auf die Autorität des Apostels hin, in dessen Namen und Vollmacht er spricht.

Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit. (1Tim 2,8)
"Heilige Hände", was heißt das? "Reine Hände." Rein nicht im Sinne von "gewaschen", sondern rein von Habsucht, Mord, Raub, Misshandlung. "Ohne Zorn und Misstrauen." Was will das sagen? Welcher Betende wäre in zorniger Stimmung? Das will sagen: "Ohne Erinnerung an erlittenes Unrecht." Rein sei das Herz des Betenden, frei von jeder leidenschaftlichen Regung. Niemand trete mit feindseliger Gesinnung vor Gott hin, niemand mit Bitterkeit und "Misstrauen"!
Was heißt "Misstrauen"? Lasst uns hören! Man darf nicht den geringsten Zweifel hegen, dass man Erhörung finden werde. "Um was ihr vertrauensvoll bitten werdet", heißt es, "das werdet ihr erhalten"; und wiederum: "Wenn ihr vor Gott steht im Gebet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt!" Das heißt "ohne Zorn und Misstrauen".
Und wie kann ich das Vertrauen hegen, dass meine Bitte erfüllt wird? Wenn du nicht das Gegenteil von dem verlangst, was Gott bereit ist zu geben; wenn du nichts verlangst, was seiner Hoheit unwürdig ist, nichts Weltliches, sondern Geistliches; wenn du ohne Zorn vor Gott hintrittst, mit reinen, heiligen Händen. Heilig sind sie, wenn sie Almosen spenden. Wenn du so vor Gott hintrittst, dann wirst du auf jeden Fall deine Bitte erfüllt sehen.
(Johannes Chrysostomus)

Es folgt eine Darlegung des rechten Verhaltens der Frauen, das dem Denken der damaligen Zeit entspricht, heute aber so nicht mehr zeitgemäß ist. In 3,1-16 werden die Bedingungen für die Übernahme eines kirchlichen Amtes dargelegt. Darauf folgen in 4,1-11 Mahnungen, die zum Kampf gegen die Irrlehrer ermuntern sollen, und Weisungen hinsichtlich einer rechten Lebensführung. Danach werden verschiedene Gruppen (Witwen, Älteste, Sklaven) der Gemeinde behandelt, sowie vor Irrlehre und Habsucht gewarnt.