1.Timotheus 1,3-20

Auftrag an Timotheus

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Heilige Schrift
Bei meiner Abreise nach Mazedonien habe ich dich ermahnt, in Ephesus zu bleiben, damit du bestimmten Leuten verbietest, falsche Lehren zu verbreiten und sich mit Fabeleien und endlosen Geschlechterreihen abzugeben, die nur Streitfragen mit sich bringen, statt dem Heilsplan Gottes zu dienen, der sich im Glauben verwirklicht. Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind aber manche abgekommen und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein, verstehen aber nichts von dem, was sie sagen und worüber sie so sicher urteilen.
Wir wissen aber: Das Gesetz ist gut, wenn es jemand im Sinn des Gesetzes anwendet und bedenkt, dass das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Ungehorsame, für Gottlose und Sünder, für Menschen ohne Glauben und Ehrfurcht, für solche, die Vater oder Mutter töten, für Mörder, Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenhändler, für Leute, die lügen und Meineide schwören und all das tun, was gegen die gesunde Lehre verstößt, gemäß dem Evangelium von der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut ist. (1Tim 1,3-11)

Der Verfasser des Briefes spricht davon, dass Paulus den Timotheus in Ephesus zurückgelassen hat, damit er dort für die Einhaltung der rechten Lehre Sorge trägt. Diese ist durch falsche Lehren in Gefahr, die sich vor allem auf das jüdische Gesetz berufen. Auch in vielen anderen Paulusbriefen kommt diese Auseinandersetzung mit Lehrern zum Ausdruck, die als vermeintlich fromme Juden die Christen mit ihrer Lehre beeinflussen wollten. Die sonst oft diskutierte Frage nach der Beschneidung kommt hier nicht zur Sprache, stattdessen ist von Fabeleien und Geschlechterreihen die Rede. Was dies genau bedeutet, ist wohl nicht mehr zweifelsfrei rekonstruierbar. Fest steht, dass diese Lehren nur Streit mit sich bringen und nicht der Liebe förderlich sind, an der man die wahre Lehre erkennen kann.

Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. Doch über alle Maßen groß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte. Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste. Aber ich habe gerade darum Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als Erstem seine ganze Langmut erweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen. (1Tim 1,12-17)

Das Erbarmen, das Gott dem Paulus erwiesen hat, indem er ihn vom Christenverfolger zum Apostel der Heiden berufen hat, gilt als Beispiel dafür, wie Gott alle Menschen retten möchte. Christus ist nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. Aber wer ist ein Sünder?
Die Kirche legt uns verschiedene Beichtspiegel vor, Register, nach denen wir genau beurteilen können, ob, wann und wie oft wir gesündigt haben. Zudem werden die Sünden in lässliche, schwere und Todsünden eingeteilt. Auch das Judentum kennt feste Gebote und jeder Verstoß dagegen kann genau bestimmt werden. Gesetzeslehrer, wie Paulus einer war, wissen genau um diese Gebote Bescheid und versuchen sich streng daran zu halten.
Je mehr man die Gebote kennt, desto mehr weiß man aber auch: ein Mensch kann nie alle diese Vorschriften streng einhalten. Es gibt immer wieder Situationen, in denen man schwach wird oder einfach das Temperament mit einem durchgeht. Wie kann Jesus uns daraus retten? Wir fallen ja immer wieder bedürfen immer neu der Vergebung. Sind wir da überhaupt noch zu retten?
Wir dürfen Sünde nicht auf den Begriff des Verstoßes gegen Gebote reduzieren. Sünde geht tiefer. Sünde bedeutet das gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Gott, wenn der Mensch an Gottes Liebe zweifelt. Der Mensch kann nicht durch die Einhaltung von Geboten gerettet werden. Rettung bedeutet, im tiefsten Bewusstsein erfahren zu haben, dass Gott mich liebt.
Diese Liebe Gottes hat Jesus uns gezeigt und ist dafür in den Tod gegangen. Ein Mensch, der diese Liebe Gottes erfahren hat, kann nicht mehr weiter leben wie bisher. Er wird immer mehr danach streben, Jesus ähnlich zu werden und selbst ein Zeichen der Liebe Gottes zu sein. Das ist die Rettung, wenn Gottes Liebe zum tragenden Fundament des Lebens wird. Gottes Liebe gilt allen Menschen und jeder ist fähig, diese Erfahrung zu machen. Dafür gilt es Gott, dem König der Ewigkeit, immer wieder Dank zu sagen.

Diese Ermahnung lege ich dir ans Herz, mein Kind Timotheus, gemäß den prophetischen Worten, die über dich gesprochen wurden; durch diese Worte gestärkt, kämpfe den guten Kampf, gläubig und mit reinem Gewissen, das manche missachtet und so im Glauben Schiffbruch erlitten haben! Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie in Zucht genommen werden und nicht mehr lästern. (1Tim 1,18-20)

Nicht das Studium von Geschlechterreihen, jüdische Fabeleien oder das Gesetz bringen das Heil, sondern der Glaube an Jesus Christus, Gottes Sohn, der gekommen ist, um die Sünder zur Umkehr zu rufen und alle zu retten, die an ihn glauben. Für diese Wahrheit soll Timotheus eintreten. Um im Glauben standhaft zu sein, bedarf es der Ausdauer. Zwei Namen werden als warnendes Beispiel dafür genannt, wie man das Heil auch leichtfertig wieder verspielen kann. Um im Glauben zu wachsen, bedarf es eines Umfeldes, das diesen Glauben fördert. Daher widmet sich der Hauptteil des Briefes vor allem der rechten Ordnung in den Gemeinden.