Josua 1,7-9

Josua d. Sohn Nuns

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Josua
Sei nur mutig und stark und achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat. Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast in allem, was du unternimmst. Über dieses Gesetzbuch sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben. Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst. (Jos 1,7-9)

Josua, der Sohn Nuns, war während des Auszugs aus Ägypten der engste Vertraute von Mose. So heißt es in Num 11,28: „Josua, der Sohn Nuns, war von Jugend an der Diener des Mose gewesen.“ Nach dem Tod des Mose wurde Josua sein Nachfolger und spielte er eine entscheidende Rolle bei der Eroberung und Verteilung des Heiligen Landes.
Über die Jugend Josuas erfahren wir nichts. Im Buch Exodus taucht er ganz unvermittelt auf. Als sich die Amalekiter in der Wüste den Israeliten in den Weg stellen, wird Josua von Mose zum Heerführer bestimmt. Er soll Krieger auswählen und zieht mit ihnen in den siegreichen Kampf gegen die Amalekiter, während Mose auf einem Hügel über dem Schlachtfeld mit erhobenen Armen den göttlichen Beistand herbei ruft (Ex 17,8-16).
Wenig später (Ex 24,13) wird berichtet, wie Josua beim Bundesschluss am Sinai zusammen mit Mose auf den Heiligen Berg hinauf steigt. Während er mit Mose auf dem Berg ist, macht sich das Volk das Goldene Kalb als Kultobjekt, worüber Mose, als er mit Josua vom Sinai herab kommt, so entsetzt ist, dass er die beiden Tafeln mit den Geboten Gottes zerschmettert (Ex 32,17-20).
Nach der Errichtung des Bundeszeltes, dem Heiligtum Israels während seiner Wanderschaft, in dem unter anderem die Bundeslade mit den Zehn Geboten stand, obliegt Josua der Wächterdienst vor diesem Zelt (Ex 33,11). Als Gott später während einer Versammlung einen Teil des Geistes, der bisher allein auf Mose ruhte, auch über die siebzig Ältesten Israels kommen lässt, ereifert sich Josua über zwei Älteste, die nicht zur Versammlung gekommen waren, aber dennoch den Geist empfangen haben (Num 11,24-30).
Josua war einer der zwölf Kundschafter, die Mose vorausschickte, um das Land Kanaan zu erforschen. Zehn von ihnen erzählten nach ihrer Rückkehr schauderhafte Geschichten über dieses Land. Es sei zwar reich an Früchten, ein Land, in dem Milch und Honig fließen, jedoch seien dessen Bewohner so groß und stark, dass es Israel unmöglich sein würde, das Land zu erobern. Sogar Riesen gäbe es dort. Daraufhin verlor das Volk den Mut und erhob sich gegen Mose. Nur Kaleb und Josua zweifelten nicht daran, dass Israel mit Gottes Hilfe das Land erobern könne. Aus Strafe für den Aufruhr wurde die Wüstenwanderung um vierzig Jahre verlängert, so dass keiner von den Israeliten, die gemurrt hatten, das Heilige Land betreten sollte. Josua und Kaleb sollten die einzigen aus dieser Generation sein, die später den Jordan überschreiten durften (Num 13,1-14,45).
Da auch Mose wegen seiner Zweifel bei Meriba das Gelobte Land nicht betreten durfte (Num 20,12), wurde Josua zunächst als Anführer des Volkes an der Seite des Mose und schließlich zum Nachfolger von Mose eingesetzt. Davon berichtet Num 27,18.20: "Der Herr sagte zu Mose: Nimm Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, der mit dem Geist begabt ist, und leg ihm deine Hand auf! Gib ihm einen Teil deiner Würde ab, damit die ganze Gemeinde der Israeliten auf ihn hört."
Durch Mose wird Josua von Gott beauftragt, das Land Israel zu erobern und unter die Stämme Israels zu verteilen: "Josua, der Sohn Nuns, dein Gehilfe, wird hineinkommen. Verleih ihm Macht: Er soll das Land Israel als Erbbesitz verteilen." (Dtn 1,38)

Im Pentateuch wird Josua somit Schritt für Schritt in seine Rolle als Anführer Israels eingeführt und von Mose und Gott selbst zu diesem Amt legitimiert. Im Buch Josua erfahren wir dann, wie Josua dieses Amt ausgeübt hat. Unerschrocken vertraut er der Zusage Gottes: "Sei mutig und stark! Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst." (Jos 1,9)
Nachdem Mose in Sichtweite des Gelobten Landes verstorben war, überschreiten die Israeliten unter der der Führung Josuas den Jordan, der ähnlich wie einst das Rote Meer sein Wasser zurückhält, damit Israel trockenen Fußes hindurchziehen kann. In Gilgal wird der Bund der Beschneidung erneuert und das erste Paschafest im Heiligen Land gefeiert. Zwölf Gedenksteine sollen Israel an dieses Ereignis erinnern.
Kurz darauf wird Jericho erobert, dessen Mauern unter dem Schall der Posaunen und dem Kriegsgeschrei Israels einstürzen. Allein die Dirne Rahab, die zuvor die Kundschafter Israels bei sich aufgenommen hat, wird gerettet. Sie wird zur Stammmutter des Hauses David und ist eine von vier Frauen, die Matthäus im Stammbaum Jesu erwähnt.
Unaufhaltsam breitet sich Israel im Gelobten Land aus. Zunächst zieht man nach Süden, wo sich fünf Könige der Kanaaniter gegen Israel verbündet haben, aber von Josua vernichtend geschlagen werden. Sonne und Mond standen still, damit der Tag andauerte und Israel die fliehenden Feinde vernichten konnte. Dann zieht Josua gen Norden, wo Israel über eine Allianz feindlicher Könige triumphiert. So wird das ganze Land erobert, so dass Josua schließlich jedem der Stämme Israels seinen Erbbesitzt zuteilen konnte.
Aus moderner historischer Sicht ergibt sich ein ganz anderes Bild der Landnahme. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Jericho, das auf so spektakuläre Weise erobert wurde, zur Zeit Josuas bereits ein Trümmerhaufen war. Die Landnahme war kein kurzer Eroberungszug, sondern ein länger andauernder, komplizierter Prozess. Die Gruppe, die unter Mose und Josua nach Israel eingewandert ist, war wohl nur eine von verschiedenen Gruppen, die sich dann später als Volk Israel gesehen hat. Dennoch hatte Josua wohl eine bedeutende Rolle inne und daher vereinigten sich in seiner Person später verschiedene Erzähltraditionen.