1 Petrus 3,1-4,11

Christ in der Welt

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Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt. (1Petr 3,1-2)

Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Thema Frau und Mann in der Ehe. Dabei geht es auch um Ehen, in denen die Frau Christin, der Mann aber Heide ist. Dies zeugt wahrscheinlich von der Tatsache, dass zunächst mehr Frauen als Männer sich zum Christentum bekehrten. Die christlichen Frauen sollen ihren Männern keinen Grund zum Anstoß geben, vielmehr sollen sie durch ihr Verhalten zeigen, wie attraktiv christliches Leben ist, und dadurch auch ihre Ehemänner für den Glauben begeistern.

Nicht auf äußeren Schmuck sollt ihr Wert legen, auf Haartracht, Gold und prächtige Kleider, sondern was im Herzen verborgen ist, das sei euer unvergänglicher Schmuck: ein sanftes und ruhiges Wesen. Das ist wertvoll in Gottes Augen. So haben sich einst auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten: Sie ordneten sich ihren Männern unter. Sara gehorchte Abraham und nannte ihn ihren Herrn. Ihre Kinder seid ihr geworden, wenn ihr recht handelt und euch vor keiner Einschüchterung fürchtet. (1Petr 3,3-6)

Die Frauen sollen nicht übermäßig auf ihr Äußeres achten und bescheiden sein. Großer Prunk ziemt sich nicht für Christen, vielmehr ein sanftes und ruhiges Wesen. Damit sollen die Frauen Gott und ihren Männern gefallen und ihnen gehorchen. Zugleich aber sollen sie sich nicht einschüchtern lassen. Auch die Frau hat das Recht, zu ihren Überzeugungen zu stehen, was den Glauben angeht und - so kann man hinzufügen - auch in anderen Angelegenheiten.

Ebenso sollt ihr Männer im Umgang mit euren Frauen rücksichtsvoll sein, denn sie sind der schwächere Teil; ehrt sie, denn auch sie sind Erben der Gnade des Lebens. So wird euren Gebeten nichts mehr im Weg stehen. (1Petr 3,7)

Am Ende dieses Abschnitts werden die Männer ermahnt, rücksichtsvoll mit ihren Frauen umzugehen. Auch wenn die Gesellschaft damals stark von den Männern dominiert war, gilt den Frauen Respekt und Rücksicht. Uns heute kommen solche Sätze befremdlich vor, doch wir brauchen nur in andere Kulturkreise zu blicken, um zu erkennen, dass eine Haltung, wie sie hier geschildert wird, ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem sonst in der Gesellschaft üblichen Umgang mit Frauen war. Wir sollten solche Sätze daher nicht als Rückschritt betrachten, sondern als Meilensteine auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Sie rechtfertigen in keinster Weise, hinter bereits Erreichtes zurück zu gehen, sondern spornen uns Christen dazu an, uns noch stärker für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einzusetzen.

Endlich aber: seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet; denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen. Es heißt nämlich:
Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht,
der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede.
Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach.
Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten und seine Ohren hören ihr Flehen; aber das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen. (1Petr 3,8-12)

Nach dem Blick auf einzelne Stände gibt der Brief hier eine Grundregel christlichen Lebens für alle Gläubigen. Es werden die Tugenden der Eintracht, Liebe, Barmherzigkeit, Demut und Gerechtigkeit genannt, die sich die Christen zu Eigen machen sollen. Von großer Bedeutung ist der Segen. Hier denken wir ganz besonders an Abraham, der wenige Verse zuvor erwähnt wurde und von Gott die Berufung erhalten hat, ein Segen zu sein. Diesen Segen Abrahams, der im auserwählten Volk Israel sichtbar wurde, sollen nun die Christen in die ganze Welt tragen. Zur Erläuterung und Bekräftigung wird hier noch ein Zitat aus Psalm 34,13-17 eingefügt.

Und wer wird euch Böses zufügen, wenn ihr euch voll Eifer um das Gute bemüht? Aber auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst, seid ihr selig zu preisen. Fürchtet euch nicht vor ihnen und lasst euch nicht erschrecken; (1Petr 3,13-14)

Nun wendet der Brief wieder sein Augenmerk auf die Situation der Bedrängnis, in der die Christen stehen. Die Christen sollen Nachahmer des Guten sein, wie es im Original heißt, denn wenn die Christen Nachahmer des Guten sind, wer hat dann das Recht, ihnen Böses zuzufügen? Dennoch ist es gerade das, was geschieht. Daher gibt der Verfasser des Briefes den größtmöglichen Zuspruch an alle, denen solches wiederfährt: Um der Gerechtigkeit willen zu leiden ist eine Gnade, und wem so geschieht, der ist selig zu preisen.
Blicken wir noch kurz auf das, was Christen sein sollen, Nachahmer des Guten. Gott allein ist der Gute, das sagt Jesus in Mit 10,18: "Niemand ist gut außer Gott, dem Einen." Wer also Nachahmer des Guten ist, der ahmt Gott nach. Das ist etwas ganz anderes, als einfach nur gut oder gar ein Gutmensch zu sein. Das Gute hat stets mit Gott zu tun und es ist mehr, als ein smarter Umgang mit den anderen. Das Gute hat mit Gerechtigkeit zu tun und Gerechtigkeit ist mehr als eine billige Gleichmacherei. Nachahmer des Guten zu sein, heißt auch, das Böse beim Namen zu nennen und dessen Ausbreitung zu verhindern. Nachahmer des Guten zu sein bedeutet daher auch, unerschrocken für den einzutreten, der der Gute ist.

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Heilige Schrift
Haltet aber in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! (1Petr 3,15a)

Die Aufforderung, die der Erste Petrusbrief den bedrängten Christen Kleinasiens zuruft, hat bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Nachdem die Christen in Europa über Jahrhunderte hinweg in christlichen Staaten gelebt haben, finden wir uns heute erneut in einer weitgehend unchristlichen Umgebung wieder.
Für viele bedeutet daher Christsein, nicht aufzufallen und so zu leben wie die anderen. Christliche Werte werden auf ein "Gut-Sein" reduziert, das oft nichts anderes bedeutet, als dass jeder machen darf, was er will. Nur nicht auffallen, nur nicht die Stimme erheben, denn dann kommt sofort die Antwort der Gutmenschen: Ihr seid doch Christen, ihr dürft doch andere nicht verurteilen. Wo ist eure Nächstenliebe?
Bis ins tiefste Innere der Kirche hat man sich weitgehend unkritisch die Gedanken der liberalen Gesellschaft zu Eigen gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil sie ja auf den ersten Blick so gut mit den christlichen Werten zusammen zu passen scheinen. Aber dadurch wurde das genuin christliche Profil, mit dem die Christen der Gesellschaft neue Impulse geben sollten, weitgehend verwässert und die Stimme der Kirche wird immer weniger gehört.
Das Zentrum christlichen Glaubens ist aber nicht das "gute Leben", sondern Jesus Christus. Er ist die Mitte und das Ziel, von dem all unser Tun ausgeht und wohin es letztlich führt. Das "Gut-Sein" der Christen ist Abbild der Güte Gottes, der allein "der Gute" ist. Christliche Nächstenliebe erwächst also nicht allein aus "Menschenliebe", sondern vor allem auch aus der Liebe Gottes.
Vielleicht mag einer fragen, was das für einen Unterschied macht, letztlich wollen doch alle das Gute für den anderen. Aber rein menschliche Liebe hat nur den Menschen als Ziel und da der Mensch stets begrenz ist, wird sie nie zur vollkommenen Erfüllung finden. Ihr haftet stets etwas Brüchiges und Stückwerkhaftes an.
Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig!
Wir müssen unsere Herzen fest machen in Jesus Christus. Die Mönche, ganz besonders jene der Ostkirche, aber auch viele andere Gläubige pflegen das Herzensgebet. Dieses Gebet hat verschiedene Formen, in allen aber geht es darum, das Herz fest zu machen in Jesus Christus. Unser Herz soll so stark mit ihm verbunden sein, dass er in uns präsent ist, egal ob wir bewusst an ihn denken oder nicht.
Viele haben die Zeiten des Gebetes, in denen sie sich bewusst in die Gegenwart Gottes zu versetzen suchen. Aber unser ganzes Leben muss ein Leben in der Gegenwart Gottes sein. Jeder unserer Schritte, jede unserer Handlungen, ja jeder Gedanke soll Ausdruck der Güte Gottes sein, der stets in uns am Wirken ist. Um so zu leben, ist eine ständige Einübung erforderlich, und wir werden dieses Ziel vielleicht nie vollkommen erreichen, aber unser ganzes Leben soll ein Weg sein, diesem Ziel, in der Gegenwart Gottes zu leben, näher zu kommen.
Helfen kann uns dabei ein Gebet des hl. Ignatius von Loyola:

Nimm hin, Herr, und empfange meine ganze Freiheit,
mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen,
meine ganze Habe und meinen Besitz.
Du hast es mir gegeben, dir, Herr, gebe ich es zurück;
alles ist dein, verfüge nach deinem ganzen Willen.
Gib mir deine Liebe und Gnade, das ist mir genug.
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen. (1Petr 3,15b-16)

Wenn sie jemand nach dem spezifisch Christlichen fragt, was antworten sie? Nun, die Frage mag auf den ersten Blick schwierig erscheinen, aber sie ist in Wirklichkeit ganz einfach. Das Besondere am Christentum ist Jesus Christus. Er ist das Zentrum unseres Glaubens und von ihm her müssen wir alles denken.
Im Christentum gilt der Primat des Logos vor dem Ethos. Es geht nicht vorrangig um Gebote und ethische Normen, um eine Sache Jesu, die getan werden muss, sondern es geht zuerst um Jesus Christus selbst. Alles andere ergibt sich von ihm her. Wenn Jesus Christus nicht das Zentrum unseres Glaubens ist, können wir nicht als Christen leben und können auch nicht die Probleme in der Kirche heute lösen. Es ist wie bei einer Mathematikaufgabe. Wenn man nicht die richtige Formel findet, kommt man nicht zum richtigen Ergebnis. Die Formel für unseren Glauben lautet Jesus Christus. Wenn unser Denken und Tun nicht von ihm ausgehen und auf ihn hinführen, werden wir als Christen versagen. An erster Stelle steht die Begegnung mit Jesus Christus und aus dieser Begegnung erwächst christliches Leben.
Seit der Frühzeit des Christentums wird der befreiende Sinn des Evangeliums nicht darin gesehen, dass Jesus eine neue Lehre über das menschliche Miteinander gebracht hat, sondern darin, dass er eine ganz neue Beziehung zwischen Mensch und Gott ermöglicht hat, die alle Vorstellungen, Wünsche und Sehnsüchte nach Liebe und Nähe übersteigen. Es ist ein neuer Sinn von Freundschaft, den Jesus eröffnet, einer Freundschaft zwischen ihm und jedem einzelnen von uns.
Viele Menschen glauben, dass das, was sie tun, sie zu jemandem macht. Sie glauben, dass vom Handeln das Sein kommt, weil sie sich durch ihre Aktivitäten definieren. Jesus Christus hat uns eine andere Art zu leben gezeigt, eine Art, die in die entgegengesetzte Richtung geht. Zuerst einmal muss ich sein. Dann wird das Handeln aus meinem Sein kommen. Christus sagt es wieder und wieder: Ich bin der Sohn des Vaters. Also werde ich auch so handeln wie der Vater. Als Moses Gott im brennenden Dornbusch fragte, wer er sei, antwortete er: "Ich BIN der Ich BIN."
Wer bin ich? Was mich definiert, ist meine Beziehung zu Gott. Stellen wir uns das vor: Ich habe das Privileg, Freund Gottes, ja Kind Gottes zu sein! Gott hat mich so sehr geliebt, dass er mich als sein Kind angenommen hat! Dies ist aller Mühe wert. Das ist es, was ich wirklich bin, und ich sollte entsprechend handeln, wie Jesus Christus mich gelehrt hat. Wenn ich mich dann aufmache, Jesus zu lieben, mache ich die Erfahrung, dass ich längst schon geliebt bin. Ich antworte auf Jesu Liebe, der mich zuerst geliebt hat.
Wenn ich Gottes Wort betrachte, entdecke ich, dass ich Gottes Geschöpf bin. Plötzlich finde ich die Stärke, mich der Wirklichkeit zu stellen. Meine Würde kommt von dieser grundlegenden Wahrheit: Ich bin nach Gottes Bild geschaffen. Ich komme von Gott, und er lädt mich ein, zu ihm zurückzukommen und mit ihm in alle Ewigkeit glücklich zu sein.

Herr Jesus, oft geschieht es, dass ich mich allein auf mein Handeln konzentriere. Deshalb bin ich immer besorgt. Ich möchte sein wie du, Herr, und zunächst sehen, wer ich bin und mein Tun daraus folgen lassen. Dies wird mir Frieden bringen. Doch ich brauche deine Gnade. Hilf mir, als ein wahrer Sohn oder eine wahre Tochter Gottes zu leben.

Es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse. Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht. (1Petr 3,17-18)
So ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt. Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet. (1Petr 3,19-20)
Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet. Sie dient nicht dazu, den Körper von Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi, der in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur Rechten Gottes und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen. (1Petr 3,21-22)
Da Christus im Fleisch gelitten hat, wappnet auch ihr euch mit diesem Gedanken: Wer im Fleisch gelitten hat, für den hat die Sünde ein Ende. Darum richtet euch, solange ihr noch auf Erden lebt, nicht mehr nach den menschlichen Begierden, sondern nach dem Willen Gottes! Denn lange genug habt ihr in der vergangenen Zeit das heidnische Treiben mitgemacht und habt ein ausschweifendes Leben voller Begierden geführt, habt getrunken, geprasst, gezecht und unerlaubten Götzenkult getrieben. Jetzt erregt es ihren Unwillen und sie lästern, weil ihr euch nicht mehr in diesen Strudel der Leidenschaften hineinreißen lasst. Aber sie werden vor dem Rechenschaft ablegen müssen, der schon bereitsteht, um die Lebenden und die Toten zu richten. Denn auch Toten ist das Evangelium dazu verkündet worden, dass sie wie Menschen gerichtet werden im Fleisch, aber wie Gott das Leben haben im Geist. (1Petr 4,1-6)
Das Ende aller Dinge ist nahe. Seid also besonnen und nüchtern und betet! Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu. Seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren. Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat. Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus. Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. (1Petr 4,7-11)