Epheserbrief 5,1-6,9

Familienordnung

.
Heilige Schrift
Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt. (Eph 5,1-2)

Knapp wird hier die christliche Grundhaltung zusammengefasst: Gott nachahmen in einem Leben aus der Liebe heraus. Wir sind Gottes geliebte Kinder. Diese Liebe, die wir von Gott empfangen, gilt es weiter zu schenken, in der Liebe zu unseren Mitmenschen und nicht zuletzt auch in einem christlichen Familienleben.

Von Unzucht aber und Schamlosigkeit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein. Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schickt sich nicht für euch, sondern Dankbarkeit. Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch - das heißt kein Götzendiener - erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes. Niemand täusche euch mit leeren Worten: All das zieht auf die Ungehorsamen den Zorn Gottes herab. Habt darum nichts mit ihnen gemein! (Eph 5,3-7)

Es geschieht viel Unheil und Böses in der Welt. Schuld daran ist die Gier des Menschen. Menschen beuten einander aus, lassen ihrer Gier freien Lauf. Zügellosigkeit, ungeordnete Verhältnisse, soziale Ungerechtigkeit sind die Folge und zerstören das Gefüge der Gesellschaft. Dazu kommt jede Menge Geschwätz. Es wird schlecht über andere geredet, falsche Gerüchte in Umlauf gebracht, und so vergeuden Menschen ihre Zeit mit sinnlosem Gerede.
Die christliche Gemeinde soll ein deutlicher Gegenpol zu dieser Unordnung sein. Hier denkt man nicht einmal an Sittenlosigkeit. Hier tun die Menschen einander Gutes und beuten sich nicht gegenseitig aus. Hier redet man nicht schlecht voneinander, sondern sagt nur Gutes. Und wenn es Streitigkeiten gibt, so trägt man sie nicht in die Öffentlichkeit, sondern versucht sich gütig miteinander zu einigen.
Die Christen leben nicht in der Finsternis und haben mit den Werken der Finsternis, mit Götzendienst und anderen finsteren Praktiken nichts gemein. Sie leben im Licht und tragen dieses Licht in die Welt.

Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf! Denn man muss sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden.
Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet. Alles Erleuchtete aber ist Licht. Deshalb heißt es:
Wach auf, du Schläfer,
und steh auf von den Toten
und Christus wird dein Licht sein. (Eph 5,8-14)

Christliches Leben ist ein Leben im Licht. Besonders das Johannesevangelium macht dies deutlich. Christus sagt von sich selbst: "Ich bin das Licht der Welt." (Joh 8,12), er ist das Licht, das in die Welt gekommen ist, und von der Finsternis nicht erfasst wird (vgl. Joh 1,5). Christus öffnet dem Blinden die Augen, damit er im Licht leben kann, nicht nur die körperlichen Augen für das Sonnenlicht, sondern vor allem auch die Augen des Geistes für das Licht, das er selbst ist.
Der Christ erfährt in der Taufe den Durchgang von der Finsternis zum Licht. Aus dem Dunkel der Sünde kommt er in das Licht Christi, der ihn erleuchtet und von aller Sünde befreit. Daran erinnert Paulus, wenn er der Gemeinde aufzeigt, wie ein christliches Leben sich im Alltag zeigt. Christliches Leben ist ein Leben im Licht, voller Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Paulus zitiert hier wahrscheinlich einen alten Hymnus, der den Christen von ihrer Taufe her vertraut war, damals wurden die Christen ja als Erwachsene getauft und nicht wie heute meist üblich bereits als Babys getauft.

Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein. (Eph 5,14)
.
Epheser

Es handelt sich dabei um einen Weckruf. Solche Weckrufe sind uns aus dem profanen Bereich überliefert, etwa als Lieder, um das frischvermählte Paar nach der Hochzeitsnacht zu wecken. Solche Weckrufe wollen die "Schlafmützen" zum Aufstehen animieren. Die Sonne scheint schon hell, es ist höchste Zeit, das gemütliche Bett zu verlassen. Vielleicht wurde hier ein vertrauter Weckruf zu einem christlichen Lied umgedeutet.
Der Schläfer ist nun derjenige, der in der Finsternis und Sünde verhaftet bleibt. Das erscheint angenehm. Die Sünde bietet vielerlei Genüsse. Hier verweilt man gerne, so wie man sich morgens gerne noch einmal im bequemen Bett umdreht. Aber wer liegen bleibt, wer nicht bereit ist, aufzustehen, der verpasst etwas Wesentliches. Er sieht das Schöne nicht, das ihm der Tag bereitet. Mag die tägliche Arbeit auch oft mühsam sein, eine lästige Pflicht, so hält jeder Tag doch auch ein kleines Wunder bereit, das es zu entdecken gilt.
Hier geht es aber noch um mehr. Es geht um das Leben an sich. Wer in den Genüssen der Sünde verweilt, verpasst das wirkliche Leben. Wer nicht bereit ist, aufzustehen, der ist bereits tot, auch wenn er noch zu leben scheint. Christus ist das Licht und das Leben. Wer das Leben sucht, der muss aufstehen und zu Christus kommen. Konkret heißt das, sich taufen lassen und dann ein christliches Leben führen, wie es Paulus in den vorangehenden und folgenden Sätzen darlegt.

Steh auf, komm von den Toten zu den Lebenden, denn Jesus lebt!
Steh auf, komm von der Finsternis zum Licht, denn Christus ist das Licht!
Christus schenkt Licht und Leben.
Christus ist dein Licht, er macht dein Leben hell.
Auch du wirst leuchten in seinem Licht.
Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist. (Eph 15-17)

Die Mahnungen am Ende des Briefes zeigen konkret auf, was es heißt, ein gelungenes Leben zu führen, durch das der Mensch Gott die Ehre gibt. Wahre Weisheit besteht darin, zu erkennen, was der Wille des Herrn ist. Der Lobpreis ist die Antwort des Menschen auf den Segen, den er von Gott empfängt.
Wenn wir als Bürger der Stadt Gottes leben wollen, wie es Gott gefällt, ist es zunächst einmal wichtig, den Willen Gottes zu erkennen. Dies bedeutet, immer wieder innezuhalten auf unserem Weg und zu prüfen, ob wir noch in die richtige Richtung laufen.
Im Gebet und im Betrachten der Heiligen Schrift können wir unsere Herzen immer wieder auf Gott hin ausrichten und so gestärkt unseren Weg weiter gehen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gottes Geist uns führt.

Berauscht euch nicht mit Wein - das macht zügellos -, sondern lasst euch vom Geist erfüllen! Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn! (Eph 5,18-20)
.
Epheser

Freude ist eine christliche Grundhaltung. Diese Freude kommt aus dem Heiligen Geist. Nicht wie die Freude der Unverständigen ist die christliche Freude. Diese betrinken sich mit Wein, um eine Zeit lang fröhlich zu sein, doch dann weicht die Freude der Katerstimmung. Christliche Freude aber ist unvergänglich, weil der Heilige Geist zwar berauscht und trunken macht, dabei aber uns nicht benebelt, sondern vielmehr unsere Sinne schärft und zugleich uns belebt und erfrischt.
Lobpreis und Dank soll die Haltung der Gläubigen sein. Lobpreis und Dank spiegeln Zuversicht wieder, die Zuversicht der Glaubenden, dass Gott allezeit bei ihnen ist und sie führt, dass Gott Rettung und Heil schafft, auch wenn Not und Bedrängnis noch so groß sein mögen.
Lobpreis und Dank kann jeder einzelne bringen, aber wie schön ist es doch, in einer Gemeinschaft zu sein, die von diesem Jubel über Gottes Liebe zu uns erfüllt ist. Es wäre schön, wenn unsere Kirchen widerhallen von diesem Lob Gottes. Dazu kann jeder einzelne seinen Beitrag leisten und so vielleicht auch manch verzagte Seele mit sich reißen, dass auch sie sich von Gottes Geist entzünden lässt.

Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines Leibes.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann. (Eph 5,21-33)
.
Epheser

"Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter." Anstößig erscheinen diese Worte des Epheserbriefes. Vielleicht mag einer den ganzen Brief verschmähen ob dieser Aussage. Wird so nicht eine verhängnisvolle Herrschaft des Mannes über die Frau kirchlich untermauert? Die Anstößigkeit dieses Satzes kann dann auch die Aufforderung an die Männer, ihre Frauen zu lieben, nicht wirklich mindern.
Doch überlesen wir bei aller Konzentration auf den zweiten Satz der heutigen Lesung nicht den ersten Satz, denn dieser liefert uns als Überschrift das Verständnis für die heutige Lesung. Es geht nicht um eine Aufteilung - die Frauen haben sich den Männern unterzuordnen, die Männer haben ihre Frauen zu lieben - sondern es geht um eine Gemeinsamkeit.
Mann und Frau haben sich gemeinsam Christus unterzuordnen. Wir wissen, dass die Unterordnung unter Christus nicht die eines Dieners ist. Vielmehr hat Christus uns zu seinen Freunden gemacht. In liebevoller Verbundenheit folgen wir dem Herrn und indem wir seinen Willen zu unserem machen, gelangen wir zu der Erfüllung unseres Lebens.
So ist auch die Partnerschaft von Mann und Frau auf gegenseitige Erfüllung hin ausgerichtet. Durch die liebevolle gegenseitige Hingabe der Partner beschenken sich beide und gelangen zu einem Mehr an Leben, das dem Einzelnen verschlossen bleibt.
Sicher ist es oft nicht leicht, diese erfüllte Partnerschaft zu leben. Jeder hat seine Unvollkommenheiten und Fehler. Aber das soll uns nicht mutlos machen, sondern dazu ermuntern, hinter all dem immer wieder neue schöne Seiten am anderen zu entdecken und so die Liebe immer wieder neu zu wecken.
Dostojewskij schreibt:

War die Liebe einmal da, haben beide aus Liebe geheiratet, warum soll sie vergehen? Warum sollte sie nicht zu erhalten sein? Sicher, die erste eheliche Liebe schwindet, doch an ihre Stelle tritt eine noch schönere. Die Seelen finden sich, man erledigt alles gemeinsam, hat keine Geheimnisse mehr voreinander.
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist. Ehre deinen Vater und deine Mutter: Das ist ein Hauptgebot und ihm folgt die Verheißung: damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde.
Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn!
Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann.
Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person. (Eph 6,1-9)