Epheserbrief 4,1-32

Mahnungen

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Epheser
Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. (Eph 4,1-6)

Die Kirche ist "bunt". Menschen aus allen Rassen, Völkern und Schichten finden in ihr zusammen. Das bedeutet aber auch, dass die verschiedensten Gedanken und Meinungen zusammentreffen. Nicht alle verstehen sich untereinander gleich gut. Wir erleben diese Spannungen in unseren Gemeinden vor Ort, aber auch innerhalb der Weltkirche.
"Ertragt einander in Liebe!" Dieses Wort des Apostels Paulus soll ein Aufruf an uns alle sein, das Anderssein des Anderen zu ertragen, um der Einheit willen, die nach Jesu Wunsch die Kirche prägen soll.
Doch Einheit ist nur möglich, wo es auch das Gemeinsame gibt, der gemeinsame Glaube an den dreieinen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wie ihn uns die Kirche überliefert, die gemeinsame Hoffnung auf unsere Erlösung, durch die wir durch die Taufe Anteil erhalten haben.
Katholisch sein, das meint stets beides, die Weite der "bunten" Kirche, in der viele Heimat finden, aber auch die Bereitschaft, auf dem gemeinsamen Fundament des Glaubens zu stehen.

Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat. Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke. Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als dass er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen. Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.
Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt. Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt. Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut. (Eph 4,7-16)


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Epheser
Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! Ihr Sinn ist verfinstert. Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens. Haltlos wie sie sind, geben sie sich der Ausschweifung hin, um voll Gier jede Art von Gemeinheit zu begehen.
Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.
Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. (Eph 4,17-24)

Kleider machen Leute, so sagt man und das war zu allen Zeiten so. Wer etwas sein will, der kleidet sich vornehm. Die Menschen sehen zuerst auf das Äußere, das kann man selbst leicht ausprobieren, wenn man ein Geschäft oder Restaurant entweder im feinen Anzug oder in einer abgetragenen Jeans betritt.
Viele Heilige haben am Beginn ihres Weges ein bewusstes Zeichen auch in Bezug auf ihre Kleidung gesetzt. Bekannt ist Franziskus, der sich in aller Öffentlichkeit ausgezogen und seinem Vater seine vornehmen Kleider zurückgegeben hat. Auch Ignatius von Loyola hat auf dem Montserrat seine Kleider einem Bettler geschenkt und selbst ein einfaches Gewand angezogen. Heute noch steht am Anfang des Weges zum Klosterleben die Einkleidung. In einer öffentlichen Zeremonie wird das neue Mitglied der Ordensgemeinschaft feierlich mit dem Ordensgewand bekleidet und erhält in manchen Orden zudem auch einen neuen Ordensnamen.
Jeder Christ ist in der Taufe zu diesem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist. Früher stiegen die Täuflinge nackt in das Taufbecken und erhielten nach der Taufe ein weißes Gewand, um dies äußerlich sichtbar zu machen. Heute kennen wir das weiße Taufkleid, das die Kinder bei der Taufe tragen.
All dies ist Zeichen dafür, dass das Leben als Christ mit einer bewussten Entscheidung verbunden ist. Der Mensch bleibt zwar von seinem Körper her der gleich, doch in seinem Inneren wird er neu. Dieses neue Leben als Christ muss sich aber auch nach außen hin zeigen. Sicher ist das oft nicht leicht. Es erscheint so attraktiv, zu sein wie die anderen. Nicht jeder kann wie Franziskus oder Ignatius ein ganz neues Leben beginnen. Aber doch müssen wir uns immer wieder fragen: Wo zeige ich in meinem Leben, dass ich Christ bin? Wo können Menschen an meinem Leben erkennen, dass ich ein Mensch bin, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist?

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Epheser
Legt deshalb die Lüge ab und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.
Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.
Gebt dem Teufel keinen Raum!
Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.
Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt. Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung. Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!
Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat. (Eph 4,25-32)

Güte, Barmherzigkeit und Liebe sollen im Leben der Gläubigen zum Ausdruck kommen. Damit sollen sie das weitergeben, was sie selbst an sich erfahren haben. Gott hat zuerst an uns Menschen seine Güte, Barmherzigkeit und Liebe erwiesen.
Mache ich im Glauben die Erfahrung, von Gott beschenkt zu sein? Ein Ort, wo mir dies besonders bewusst werden kann, ist die Beichte. Auch wenn viele heute die Beichte anders sehen, sie ist ein Geschenk, das Gott uns immer wieder anbietet.

Das Sakrament der Versöhnung ist der Moment, in welchem dem einzelnen Gläubigen die größte Würde zuerkannt wird. In jedem anderen Moment des kirchlichen Lebens ist der Gläubige nur einer in der Vielzahl der anderen: einer von denen, die das Wort Gottes hören, einer von denen, die den Leib Christi empfangen - hier ist er der Einzige, in diesem Moment existiert die Kirche ganz und gar allein für ihn. (Raniero Cantalamessa)

Ein Konvertit gab einmal dieses Zeugnis:

Wenn die Leute mich fragen: "Warum hast du dich der Kirche von Rom angeschlossen?", lautet die erste Antwort: "Um mich von meinen Sünden zu befreien." Denn es gibt keine andere religiöse Gemeinschaft, die wirklich erklärt, die Leute von ihren Sünden zu befreien. Nur eine einzige Religion habe ich gefunden, die es wagt, mit mir in die Tiefe meines Selbst hinabzusteigen. (Gilbert. K. Chesterton)

Nehmen wir dieses Geschenk Gottes an und geben wir es weiter. Wie Gott uns die Vergebung allein aus seiner Liebe schenkt, so erwartet er auch von uns, dass wir unseren Mitmenschen vergeben, auch wenn es uns oft schwer fällt und Bitterkeit und Wut über uns Macht zu gewinnen versuchen. Wir können es, weil Gott es schon zuvor für uns getan hat.