Matthäus 21,18-27

Vom Glauben

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Heilige Schrift
Als er am Morgen in die Stadt zurückkehrte, hatte er Hunger. Da sah er am Weg einen Feigenbaum und ging auf ihn zu, fand aber nur Blätter daran. Da sagte er zu ihm: In Ewigkeit soll keine Frucht mehr an dir wachsen. Und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle. Als die Jünger das sahen, fragten sie erstaunt: Wie konnte der Feigenbaum so plötzlich verdorren? Jesus antwortete ihnen: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, dann werdet ihr nicht nur das vollbringen, was ich mit dem Feigenbaum getan habe; selbst wenn ihr zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, wird es geschehen. Und alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt. (Mt 21,18-22)

Nachdem Jesus und seine Jünger in Betanien übernachtet haben, kehren sie am Morgen nach Jerusalem zurück. Jesus hat Hunger und möchte von einem Baum eine reife Feige essen, aber er findet keine, weil es nicht die Zeit der Feigenernte ist. Daraufhin verflucht er den Baum, so dass er verdorrt.
Sicher ist hier nicht vom leiblichen Hunger Jesu die Rede. Auf ihren gemeinsamen Reisen hat Jesus die Jünger immer wieder belehrt, dass sie sich keine Sorgen um das leibliche Wohl zu machen brauchen. Gott sorgt für sie.
Vielleicht können wir hier sagen, dass es die Aufgabe des Feigenbaumes gewesen wäre, ein Wunder zur Ehre Gottes hervorzubringen und Jesus und seine Jünger mit Feigen zu versorgen, auch wenn es nicht die Zeit der Feigenernte ist. Der Baum aber widersetzt sich. Er bringt kein Wunder hervor. Genau das aber wäre seine Bestimmung gewesen. Nun aber ist er nutzlos und verdorrt.
Der Feigenbaum wird zu einem Bild für Jerusalem. Die Bestimmung der Stadt wäre es gewesen, reife Früchte zur Ernte zu bringen, das heißt Menschen, die an Jesus glauben. Stattdessen verschließt sich die Stadt mit ihren Bewohnern der Lehre Jesu. Sie ist nicht bereit, den Anbruch der Gottesherrschaft zu feiern. Es ist in ihren Augen nicht die rechte Zeit für das Kommen des Reiches Gottes.
Deutlich wird diese Ablehnung in der Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern. Sie stellen ihn mit vielen Fragen auf die Probe und egal, was Jesus auch sagt, ihr Urteil steht fest. Jesus ist ein falscher Prophet und Gotteslästerer und muss als solcher hingerichtet werden.

Als er in den Tempel ging und dort lehrte, kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben? Jesus antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen. Wenn ihr mir darauf antwortet, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue. Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen? Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber antworten: Von den Menschen!, dann müssen wir uns vor den Leuten fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten. Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Da erwiderte er: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue. (Mt 21,23-27)

Wer glaubt, kann Berge versetzen, wer aber nicht glaubt, verdorrt. Jesu Gegner sind nicht bereit, zu glauben. Sie haben den Ruf Gottes nicht erkannt. Darum wird Jesus in den nächsten Abschnitten harte Worte über sie sagen.
Jesus weiß, dass seine Gegner sich nicht von ihm überzeugen lassen werden, egal was er sagt und tut. In seinen Wundern sehen sie Teufelswerk, seine Worte sind für sie anmaßende Gotteslästerung. Aber Jesus versteht es immer wieder, sie bloßzustellen und zu beschämen. Doch sie haben die Macht und obwohl Jesu es vermocht hätte, diese Macht zu brechen, ist es nicht die Ebene, auf der er die Auseinandersetzung austrägt. Niemals darf das Wort Gottes mit irdischer Gewalt verteidigt werden. Gott selbst wird Wege finden, wie Gottes Wort gewaltlos über alle menschliche Gewalt triumphiert.