Matthäus 13,1-35

Gleichnisse für alle

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Heilige Schrift
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. (Mt 13,1-2a)

Nach der Bergpredigt und der Aussendungsrede an die Jünger ist die Rede über das Himmelreich die dritte der fünf großen Reden Jesu im Matthäus-Evangelium. Wie die Bergpredigt richtet Jesus auch diese Rede an eine große Menschenmenge. Ist Jesus bei der Bergpredigt auf einen Berg gestiegen, um möglichst gut von allen gesehen und gehört zu werden, so fährt er nun mit einem Boot auf den See, um zu den Menschen am Ufer zu reden. Diesmal sind es vor allem Gleichnisse, mit denen Jesus deutlich machen möchte, wie sich das Wort Gottes unter den Menschen ausbreitet und damit Gottes Herrschaft in dieser Welt sichtbar wird. Das erste dieser Gleichnisse, das vom Sämann, gehört zu den bekanntesten Gleichnissen der Evangelien.

Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre! (Mt 13,2b-9)

Jesus gebraucht wie in allen Gleichnissen ein Bild, das den Menschen der damaligen Zeit vertraut war. Damals wurde das Saatgut noch mit der Hand auf das Feld ausgestreut. Der Sämann hatte einen großen Korb mit dem wertvollen Saatgut umgehängt, griff mit der Hand hinein und warf die Körner in hohem Bogen über das Feld. Die Felder damals waren keine großen Äcker, sondern kleine Parzellen, umgeben von Dornengestrüpp und steinigem Boden. Daher fiel nur ein kleiner Teil des Samens auf fruchtbaren Boden. Doch trotz des Risikos, dass ein Teil des Samens nicht bis zur Reife gelangen wird, sät der Sämann mutig aus, weil er weiß, dass der Samen, der auf fruchtbaren Boden fällt, einen hohen Ertrag bringen wird, der den Verlust bei weitem ausgleicht.

Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen. An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden und mit ihren Ohren hören sie nur schwer und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. (Mt 13,10-17)

Obwohl das Bild vom Sämann eigentlich verständlich ist, muss Jesus es auslegen, damit deutlich wird, was es mit Himmelreich und Jüngerschaft zu tun hat.

Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach. (Mt 13,18-23)

So wie der Sämann den Samen mutig ausstreut, ohne vorher zu überlegen, ob er auch wirklich Frucht bringen wird, weil er weiß, dass der Samen auf fruchtbarem Boden den Verlust des Samens auf schlechtem Boden bei weitem ausgleichen wird, so spricht Gott sein Wort zu allen Menschen, weil er weiß, dass unter den vielen immer einige sind, die es aufnehmen und danach leben. Das soll uns Mut machen, wenn wir meinen, gerade heute würde das Wort Gottes ungehört verhallen.
Es kommt zu allen Zeiten vor, dass Gottes Wort auf harte Herzen trifft, in die es keinen Einlass findet. Doch Gott kennt die Herzen der Menschen, er weiß, wer ein offenes Ohr für ihn hat. Er ist der Sämann, der den Samen des Wortes Gottes aussät und wir alle sind von ihm auf je eigene Weise in den Dienst der Verkündigung gerufen. Wir wissen nicht genau, wo der Samen des Wortes, das Gott durch uns aussät, hinfällt und wo er Frucht bringt.
Jesus gibt allen Menschen die gleiche Chance, sein Wort zu hören. Daher dürfen auch wir, die wir dazu berufen sind, sein Wort zu verkünden, uns nicht nur an die wenden, von denen wir meinen, dass sie gut genug wären, uns zu hören und von anderen denken: "Die begreifen das eh nicht, denen braucht man erst gar nicht anfangen, etwas zu erklären." Wir wissen vorher nie, was das Wort Gottes in einem Menschen bewirkt. Erst mit der Zeit wird sich zeigen, welche Frucht es bringt. Geben wir dem Wort Gottes Raum, um zu wirken.
Gott umwirbt uns mit seinem Wort. Sein Wort erreicht uns nicht als langweilende Rede, sondern als ein Wort, das uns persönlich angeht und unsere Herzen treffen will. Gott will unser Interesse und unsere Leidenschaft wecken.

Wenn einer Sehnsucht hat und Eifer, dann wird ihm alles gegeben, was von Gott kommt; wenn aber jemand überhaupt keinen Eifer noch Verlangen hat und nicht tut, was in seinen Kräften steht, dann werden ihm die Gaben Gottes nicht zuteil, und es wird ihm auch noch genommen, was er hat - nicht, weil Gott es ihm nähme, sondern weil er sich selbst dessen unwürdig macht. So verhalten ja auch wir uns: Wenn wir bemerken, dass jemand nur gelangweilt zuhört, und wir ihn nicht dazu überzeugen können, auf unsere Mahnung zu achten, dann schweigen wir; denn wenn wir noch weiter insistieren sollten, dann wird ihn der Überdruss befallen. Auf einen eifrigen Hörer aber wirken wir anziehend und können ihm vieles mitteilen. (Johannes Chrysostomus)

Papst Gregor der Große schreibt an einen Freund:

Wenn du eine Botschaft vom Kaiser auf Erden erhalten hast, hast du keine Rast und Ruhe und gönnst dir keinen Schlaf, solange du nicht weißt, was er dir geschrieben hat. Nun aber hat der Herrscher des Himmels, der Herr über Menschen und Engel, dir Briefe zukommen lassen, die dein Leben betreffen, und doch versäumst du es, diese Briefe mit Leidenschaft zu lesen. Mach dich daran, dich eingehend mit ihnen zu beschäftigen, und meditiere jeden Tag die Worte Gottes.

Wenn ich mich auf Gottes Wort einlasse, werde ich den Schatz entdecken, der darin verborgen liegt, der mein Leben reich und glücklich macht. Bin ich bereit für diese Entdeckungstour?
Wenn ein Lernstoff nur als trockene Theorie dargeboten wird, bleibt oft nicht viel hängen. Besser lernt man durch Beispiele. So ist es auch, wenn ich lernen möchte, wie ich Gottes Wort in meinem Leben umsetzen kann. Die beste Auslegung des Wortes Gottes ist das Leben von Menschen, die sich ganz von diesem Wort haben formen lassen. Dazu sagt Gregor der Große:

Durch die Auslegung der heiligen Schrift erfahren wir, wie die Tugend erworben und bewahrt wird, aus der Erzählung der Wunder aber erkennen wir, wie solche Tugend sich auswirkt. In vielen wird die Liebe zum himmlischen Vaterland eher durch Beispiele als durch Belehrung bewirkt.

Wir brauchen Vorbilder, an denen wir uns orientieren können. Papst Gregor selbst lebte im 6. Jahrhundert, in einer Zeit größter Orientierungslosigkeit. Das Weströmische Reich war zerfallen, mehrmals wurde Italien von wilden Völkerscharen überrannt, die Stadt Rom war von äußeren und inneren Gefahren bedroht, viele Menschen litten unter Hunger und Krankheiten. Papst Gregor war bemüht, den schlimmsten Nöten abzuhelfen und die Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten. Er sorgte sich darum, die materielle Grundversorgung zu gewährleisten, aber auch darum, den Menschen Orientierung zu geben.
In einer Zeit, in der alles im Verfall begriffen schien, schrieb Gregor das Leben mehrerer Heiliger Italiens auf. Er wollte damit zeigen, dass die großen Wunder, die im Alten und Neuen Testament berichtet werden, nicht der Vergangenheit angehören. Vor kurzem noch geschahen sie ganz in der Nähe - und können auch heute noch geschehen. Die Gläubigen sind die Hoffnung für diese Welt. Wenn sie Frucht bringen, kann das Reich Gottes hier auf Erden wachsen. Diese Frucht muss sich im Leben zeigen. "Seht wie sie leben!" Das ist das Zeugnis, an dem die Welt die Christen erkennt. Ein überzeugendes Leben kann die Menschen für Christus begeistern. Darauf wartet die Schöpfung - auch heute.

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Heilige Schrift
Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. (Mt 13,24-26)

Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen folgt auf das Gleichnis vom Sämann. In beiden geht es um das Wort, das ausgesät wird. Das Gleichnis vom Sämann endet damit, dass das Wort Frucht bringt, wenn es auf guten Boden fällt. Ein solches fruchtbares Feld kommt nun in diesem Gleichnis in den Blick. Der Samen ist aufgegangen und bringt reichlich Frucht. Damit könnte ja alles gut sein, aber so einfach ist es nicht. Der Feind, der schon einen Teil des Samens am Wachstum gehindert hat, sät nun auch noch Unkraut unter den guten Weizen.
Matthäus ist der einzige Evangelist, der ein solches Wort Jesu über die Saat des Bösen überliefert. Wahrscheinlich bringt er damit die Erfahrung der Gemeinden in seinem Umfeld zum Ausdruck, dass leider auch die Kirche keine ideale Gemeinschaft ist, sondern dass es auch in ihr Streitigkeiten gibt und Menschen, die den Frieden stören. Auch die Erfahrung des Leids gehört weiterhin zur Wirklichkeit der Christen. Diese Spannung zwischen einem perfekten Ideal und einer als unvollkommen erfahrenen Gegenwart gilt es auszuhalten.

Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? (Mt 13,27)

Die Saat des Bösen geht auf und wird für alle sichtbar. Auf dem reichlich Frucht tragenden Acker des Wortes Gottes sprießt auf einmal auch Unkraut unter dem Weizen. Woher kommt das Unkraut? So fragen die Knechte und wer von uns hat diese Frage nicht auch schon an Gott gestellt. Du hast doch eine gute Schöpfung gemacht, warum gibt es dann darin so viel Böses? Ja selbst im neuen Volk Gottes, der Kirche, gibt es viele, die trotzdem weiter Böses tun. Und wenn ich auf mich selbst blicke: trotz aller Bemühungen und aller guten Vorsätze falle ich doch immer wieder in Schuld und Sünde.

Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune. (Mt 13,28-30)

Am liebsten würden die Knechte das Unkraut ausreißen. Doch der Herr mahnt zur Vorsicht. Allzu leicht könnten sie dabei auch das gute Getreide erwischen und zusammen mit dem Unkraut vernichten. Sicher werden beim Gang durch das Feld auch so manche Halme zertreten. Der Schaden würde also auf jeden Fall größer werden, als er ohnehin schon ist. Es ist eine zwar unschöne, aber dennoch unumgängliche Tatsache, dass unter jedem guten Samen auch Unkraut wächst. Es gibt nicht die perfekte Gesellschaft, in der alle nur gut sind. Es wird immer Menschen geben, die Fehler machen, aus Schwäche oder aber auch aus Bosheit. Dies muss jede Gemeinschaft ertragen können. Menschliches Reinheitsstreben schießt oft über das Ziel hinaus. Die Geschichte liefert uns genug Beispiele dafür, dass sogenannte Säuberungsaktionen oft in brutaler Gewalt geendet haben und Gemeinschaften der "Reinen" sich durch ihren Wahn selbst aufgefressen haben.
Jesus mahnt zur Geduld. Gott wird zur gegebenen Zeit das Unkraut vom Weizen trennen. Aber es fällt uns oft schwer, Raum für Gottes Wirken zu lassen. Wir wollen lieber selbst alles in die Hand nehmen und die großen Macher sein. Es braucht ohne Frage Menschen, die Verantwortung übernehmen. Wir sollen nicht über jedes Fehlverhalten einfach hinwegsehen. Brüderliche Ermahnung gehört von Anfang an zu einem Charakteristikum christlicher Gemeinschaften. Aber wir können nicht verhindern, dass die Saat des Bösen immer wieder aufgeht und wir müssen es auch nicht verhindern. Es gibt sicher einen gerechtfertigten heiligen Eifer, der die Kinder Gottes gegen das Böse verteidigen will, aber er darf nicht zu der Utopie werden, dass wir mit unserer eigenen Kraft Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt durchsetzen könnten.
Fanatischer Eifer reißt mit den Bösen auch viele gute Menschen aus, weil unser Urteilsvermögen einfach begrenzt ist. Gott allein kommt es zu, zu richten, er allein besitzt unumschränkte Macht. Gerade aber weil Gott über allem steht und er allein Gott ist, muss er seine Macht nicht immer wieder neu beweisen, denn es gibt niemand, der sie ihm ernsthaft streitig machen könnte. Gott hat es nicht nötig, wie ein Tyrann, der immer um seine Herrschaft fürchten muss, alle sofort zu vernichten, die nur den Anschein erwecken, etwas gegen ihn zu haben. Er kann es sich erlauben, Nachsicht zu üben, weil ihm letztlich keiner schaden kann.
Milde ist ein Ausdruck von Stärke, nicht von Schwäche, Gewalt und Fanatismus aber versuchen letztendlich nur, die eigene Schwäche zu verbergen. Jeder von uns hat seine Schwächen, aber auch seine Stärken. Es gilt, die eigen Stärken für das Reich Gottes einzusetzen, zugleich aber auch, an der eigenen Schwachheit nicht zu verzweifeln. Denn sie führt uns immer wieder vor Augen, dass nicht wir es sind, auf die es ankommt, sondern Gott. Unser Tun ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn Gott es ist, der durch uns wirkt. Und dies kann oft schwieriger sein, als eigenes Machen-Wollen. Denn wenn Gott durch uns wirken soll, müssen wir uns auf ihn einlassen, auf sein Wort hören. Und das können wir nur, wenn wir uns jeden Tag für Gott Zeit nehmen, wenn wir vor ihm zur Ruhe kommen. Und auch das ist letztlich ein Geschenk von ihm.
Raum schaffen für Gottes Wirken. Gott will uns mit seiner Kraft beschenken. Dann werden wir erfahren, wie das Reich Gottes aus kleinen Anfängen, klein wie ein Senfkorn, aus der Schwäche von kleinen Menschen wie du und ich, wachsen kann über die ganze Erde und wie eine kleine Portion Sauerteig alles durchdringt.

Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten. (Mt 13,31-32)
Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war. (Mt 13,33)

Während das Wachstum des Senfkorns für alle sichtbar ist und bestaunt wird, wirkt der Sauerteig eher im Verborgenen. Unter das Mehl gemischt braucht es eine gewisse Zeit, bis er wirkt, aber dann ist der ganze Teig durchsäuert. Ein wenig Sauerteig kann die Konsistenz einer großen Menge Mehl verändern. So können wenige Menschen, die nach Jesu Auftrag leben, das Gesicht der ganzen Erde verändern.

Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen. Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war. (Mt 13,34-35)

Nach seiner Rede an die Menge erklärt Jesus den Jüngern den Sinn seiner Gleichnisse. Einerseits sind Gleichnisse sehr verständlich, weil sie aus der Alltagswelt der Menschen genommen sind. Sie können aber auch fehlgedeutet werden. Man muss sich auf sie einlassen, damit sie wirken können, sonst gelingt es nicht, ein Bild aus der Alltagswelt auf eine andere Wirklichkeit zu übertragen. Daher will Jesus sichergehen, dass wenigstens seine Jünger verstanden haben, was er sagen wollte.