Matthäus 1,1

Überschrift

.
Matthäus
Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. (Mt 1,1)

So beginnt nun, durch die neue Einheitsübersetzung korrekt übersetzt, das Matthäusevangelium. Die alte Einheitsübersetzung hat den Anfang dieses Satzes noch mit "Stammbaum Jesu Christi" wiedergegeben und damit suggeriert, dass dieser Vers allein als Überschrift für den nun folgenden Stammbaum Jesu Christi dienen würde. Wie die anderen Evangelien, so hat aber auch Matthäus den ersten Vers als programmatische Überschrift über das ganze Buch gestellt. Vielleicht übersehen wir diese Funktion des ersten Verses der Evangelien deshalb so leicht, weil wir gewohnt sind, z.B. "Evangelium nach Matthäus" als Überschrift zu sehen. Diese Überschriften sind aber nicht ursprünglich, sondern erst in späterer Zeit entstanden.
Wenn Matthäus sein Evangelium mit "Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams" überschreibt, so will er Jesus Christus ganz klar einfügen in die Verheißungsgeschichte des Volkes Israel. Immer wieder begegnen uns im Evangelium deutliche Anspielungen an alttestamentliche Texte und sogenannte Erfüllungszitate, die erkennen lassen, dass Jesus Christus der von den Propheten verheißene Messias Gottes ist. Johannes Chrysostomus fügt noch eine weitere Erklärung für diesen ersten Satz des Evangeliums an:

Warum nennt er aber sein Evangelium das Buch des Ursprungs Jesu Christi? Es enthält ja doch nicht bloß seine Geburt, sondern sein ganzes Leben und Wirken. Eben deshalb, weil die Geburt der Anfang jenes Werkes war, der Ursprung und die Quelle aller Gnaden, die er uns brachte. Denn das, was am meisten überrascht, was alle Hoffnung übersteigt und alle Erwartung übertrifft, ist die Tatsache, dass Gott Mensch geworden ist; alles andere, was danach kommt, ist nur eine natürliche Folge dieses Ereignisses. (Johannes Chrysostomus)

Das Matthäusevangelium steht im Kanon des Neuen Testaments an erster Stelle. Das kommt daher, weil es bald zum beliebtesten der vier Evangelien geworden ist. Bis ins Mittelalter hinein ist es das am meisten gelesene und kommentierte Evangelium. Die moderne Exegese ist sich aber weitgehend einig darin, dass es nicht das älteste Evangelium ist. Matthäus konnte bereits auf das Markus-Evangelium zurückgreifen und verwendet ebenso wie Lukas die sogenannte Logien-Quelle.