Und Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer von Cäsarea Philippi.
Und auf dem Weg fragte er seine Jünger und sagte zu ihnen: Für wen halten mich die Menschen?
Sie antworteten ihm und sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, andere aber für einen der Propheten.
Und er fragte sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Petrus antwortete ihm und sagte: Du bist der Christus.
Und er gebot ihnen, dass sie mit niemandem über ihn reden. (Mk 8,27-30)
Die vorangegangene Blindenheilung hat den Beginn eines neuen Abschnitts im Markus-Evangelium markiert. Jesus ist nun mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Dieser beginnt in Cäsarea Philippi, ganz im Norden des von Juden bewohnten Landes. Auf diesem Weg lehrt Jesus seine Jünger wesentliche Dinge über sich und den Weg der Nachfolge. Zunächst geht es um die entscheidende Frage: Wer ist Jesus eigentlich?
Dreimal ist zuvor im Evangelium bereits die Frage aufgetaucht: "Wer ist dieser?" Sie wurde von den Jüngern gestellt (Mk 4,41), von der Volksmenge (Mk 6,14f.) und von Herodes (Mk 6,16). Nun stellt Jesus selbst diese Frage. Zunächst fragt er seine Jünger danach, für wen ihn die anderen halten. Jesus bekommt das zu hören, wovon schon vorher die Rede war. Einige halten ihn für Johannes den Täufer, der wiedererstanden ist, andere für Elija, der nach dem Glauben der Juden vor dem Erscheinen des Messias wiederkommen wird, andere für sonst einen der Propheten.
Doch alle diese Vorstellungen greifen zu kurz. Jesus passt in kein Schema, das was er sagt, das was er tut, ist für die Menschen etwas unerhört Neues. Die Menschen haben nicht erkannt, wer Jesus wirklich ist. Wissen es seine Jünger? Jesus fragt sie: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortet im Namen aller: Du bist der Christus.
Damit hat Petrus eine klare und richtige Antwort gegeben, doch verstanden hat er das, was er selbst sagt, ebenso wie alle anderen noch nicht wirklich. Auch er hat seine Wunschvorstellung vom Messias ebenso wie die anderen Jünger. Was erwarten sie wirklich? Sicher warten sie darauf, dass sich die Macht Jesu einmal deutlich zeigen wird. Sie sehen in Jesus den großen Meister, für den es sich nicht geziemt, seinen Jüngern die Füße zu waschen (Joh 13,6), oder den großen Herrscher, an dessen Seite zu Sitzen eine Ehre bedeutet (Mk 10,37) und der das Reich für Israel wieder herstellt (Apg 1,6).
Eines aber erwartet sicher keiner von ihnen: dass Jesus leiden wird und dass er den schmachvollen Tod am Kreuz sterben wird. Doch auch das gehört zu seiner Sendung. Ja, Jesus ist der große Herrscher, der einst mit den Engeln zum Gericht erscheinen wird (Mk 13,26). Doch bis dahin wird seine Macht verborgen bleiben und sein Reich weitgehend unscheinbar in dieser Welt existieren. Das müssen seine Jünger lernen zu verstehen.
Jesus belehrt seine Jünger. Zunächst fragt er sie: "Für wen haltet ihr mich?" Petrus gibt die richtige Antwort: "Du bist der Messias!" - Doch was bedeutet das? Für Jesus bedeutet das auch: Leiden, Tod am Kreuz und Auferstehung.
Das darf nicht sein! Petrus ist empört, nein, so habe ich mir den Messias nicht vorgestellt! Ein Messias der leiden muss - das kann es nicht geben.
Jesus weist Petrus zurecht: Los, hinter mich! - Nachfolge, das bedeutet hinter Jesus hergehen und nicht seinen eigenen Weg zu gehen und zu erwarten, dass Jesus einem folgt.