Markus 1,2-8

Johannes der Täufer

.
Markus
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! (Mk 1,2-3)

Das dem Propheten Jesaja zugeschriebene Zitat setzt Jesus Christus in Beziehung zu den Verheißungen Israels. Genau gesehen handelt es sich dabei um ein Mischzitat aus Mal 3,1 (Mk 1,2) und Jesaja 40,3 (Mk 1,3). Der Prophet Maleachi ist es auch, der die Wiederkunft des Elija vor dem Tag des Herrn verheißt (Mal 3,23). Ob Johannes der Täufer tatsächlich der nach seiner Entrückung in den Himmel wiedergekehrte Prophet Elija ist, ist eine Frage, die im Neuen Testament öfter gestellt, aber nicht eindeutig beantwortet wird.
In Jesus Christus erfüllt sich, was die Propheten im Auftrag Gottes geweissagt haben. Johannes der Täufer ist der Rufer in der Wüste, der dem Herrn den Weg bereitet. "Der (neue) Weg" war auch eine Bezeichnung für das Christentum. Jesus Christus ist der Weg, der zum Vater führt. Der Täufer bereitet die Welt auf sein Kommen vor und steht somit am Anfang dieses Weges. Zugleich aber wird klar, dass Johannes nicht selbst der Weg ist, sondern nur ein Wegweiser, ein Rufer, der auf den neuen Weg hinweist.

So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. (Mk 1,4-5)

Die Taufe des Johannes war eine Wassertaufe im Jordan, die mit einem Bekenntnis der Sünden im Zusammenhang stand. Mit ihr zeigten die Menschen ihre Bereitschaft, ihr Leben neu am Willen Gottes auszurichten. Im Gegensatz zu den Opfern im Tempel, von denen auch einige dazu dienten, sich von Sünden zu befreien, und die beliebig oft wiederholt werden konnten, handelte es sich bei der Johannestaufe um ein einmaliges Ereignis, das lebensentscheidend war und vor dem als nahe bevorstehend geglaubten Gericht Gottes retten sollte.
Die Johannestaufe war eine Massenbewegung. Die Menschen mussten lange warten, bis sie bei der Taufe an der Reihe waren. Sicher hat Johannes sich auch Zeit genommen für ein persönliches Wort nach dem Sündenbekenntnis. Alle Bewohner von Judäa und Jerusalem kamen zu ihm an den Jordan, schreibt Markus. Jesus aber kam aus Galiläa. Auch wenn die Bewohner Galiläas hier nicht genannt werden, haben sich auch von dort Juden auf den Weg zum Täufer gemacht.

Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der stärker ist als ist; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm den Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. (Mk 1,6-8)

Johannes der Täufer erinnert auch mit seiner Kleidung an die alten Propheten. Er trägt einen einfachen Mantel aus Kamelhaar. Er lebt asketisch, allein von Heuschrecken und wildem Honig. Als letzter Prophet Israels trifft er die Vorbereitungen für das Auftreten des Messias und darf diesen als einziger der Propheten selbst sehen. Das Lösen der Riemen der Sandalen ist Sklavenarbeit, doch in Bezug auf den Messias ist Johannes nicht einmal dies wert an ihm zu tun. So groß ist der Unterschied zwischen ihm selbst und dem, auf den er hinweist. Johannes ist ein Mensch, der Kommende aber ist Gott und er wird nicht nur mit Wasser taufen, sondern mit dem Heiligen Geist Gottes.
Wir müssen hier stets bedenken, dass Johannes der Täufer selbst Jünger hatte, die in der Anfangszeit des Christentums diesem teilweise sehr skeptisch gegenübergestanden sind. Sie hielten an der Wassertaufe des Johannes fest, auf die Christen aber kam bei der Taufe auch der Heilige Geist herab. Die frühen Christen hatten großes Interesse daran, die Johannesjünger für sich zu gewinnen. Daher machen die Evangelien auch so deutlich, dass Johannes selbst auf Jesus hingewiesen hat. Sein Auftreten hatte keinen Selbstzweck. Er kam nicht, um selbst eine religiöse Bewegung zu gründen, sondern er war da, um auf den Kommenden hinzuweisen und so erfüllt er die Worte der Propheten.