Lukas 9,1-17

Aussendung, Rückkehr

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Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen. Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd. Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken. (Lk 9,1-6)

Jesus bindet die Zwölf immer mehr in seine Lehr- und Heiltätigkeit ein und gibt ihnen die Vollmacht, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen. Als mittellose Wanderpropheten ziehen sie durch das Land von Dorf zu Dorf. Später wird Jesus zweiundsiebzig Jünger aussenden. Das revidiert das Bild, das wir oft im Kopf haben, dass Jesus und die Jünger immer zusammen unterwegs waren. Jesus lehrt seine Jünger schon früh eigenständiges Verkünden der frohen Botschaft. Noch gehen sie in die Schule Jesu, bald aber werden sie selbst Lehrer sein.

Der Tetrarch Herodes hörte von allem, was geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen. (Lk 9,7-9)

Durch die landesweite Verkündigung wird Jesus zum Stadtgespräch und sein Ruf dringt bis an die obersten Stellen. Doch von spekulationsfreudigen Debattierern und sensationslüsternen Gaffern hält Jesus wenig. Das wird die Begegnung mit Herodes bei seiner Verurteilung zeigen. Jesus sucht Menschen, die es ernst meinen mit der Umkehr.

Die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus alles, was sie getan hatten. Dann nahm er sie beiseite und zog sich in die Nähe der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein. (Lk 9,10)

Nach ihrer Rückkehr nimmt sich Jesus Zeit für seine Jünger. Sie haben bei ihrer ersten eigenständigen Verkündigung viele neue Erfahrungen gemacht, die sie mir Jesus austauschen möchten. Doch dann drängt das Volk herbei, das auch zu Jesus will. Und die Jünger machen noch einmal eine ganz neue Erfahrung.

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Jesus
Aber die Leute erfuhren davon und folgten ihm. Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen. (Lk 9,11-13)

Eine große Menschenmenge folgt Jesus und seinen Jüngern. Am Abend sind die Menschen müde und hungrig. Die Jünger wollen, dass Jesus sie nach Hause schickt, doch Jesus hat einen anderen Plan. Nachdem er ihnen durch sein Wort geistige Nahrung gegeben hat, will er sie auch leiblich stärken. Und auch die Jünger sollen etwas Neues lernen.

Gebt ihr ihnen zu essen!

So sagt es Jesus deutlich zu seinen Jüngern, aber sie wissen nicht, wie sie Jesu Auftrag umsetzen sollen. Sie haben weder einen ausreichenden Vorrat an Lebensmitteln bei sich, noch genügend Geld, um für alle etwas zu kaufen. Doch Jesus zeigt ihnen, dass es auch anders geht. Aus dem kleinen Vorrat von fünf Broten und zwei Fischen wird er alle satt machen.

Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen. Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten. Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll. (Lk 9,14-17)

Jesus lässt durch die Jünger die Menschenmenge ordnen, so dass alle in kleinen Gruppen beieinander sitzen. Dann spricht er ein Dankgebet zum Vater und verteilt durch die Jünger das Essen. Obwohl ihnen nur wenig zur Verfügung steht, werden ihre Hände nicht leer und alle werden satt. Und plötzlich leuchtet Gottes Gemeinschaft mit den Menschen auf. Die Fülle wird zum Zeichen des messianischen Mahls am Ende der Zeiten.

Durch die Hände der Jünger gibt er das Brot. So ehrt er sie und lässt sie die Erinnerung an dieses Wunder besser bewahren. ... Für die Kranken tat er ein besonderes Wunder, hier aber tut er eines für alle, indem er auch die, die an keiner Krankheit leiden, speist. Darum heißt es: Und alle aßen und wurden satt. (Johannes Chrysostomus)

Die wunderbare Speisung der Volksmenge ist ein Vorausbild der Eucharistie. Die leibliche Sättigung der Menschenmenge durch Jesus weist auf ein tieferes Geheimnis hin. Jesus will ganz bei den Seinen sein und sie mit einer noch viel tieferen Gegenwart erfüllen, als er es durch sein Wort allein vermag. Jesus will sich selbst den Menschen schenken.
In Kapitel 22,14-23 wird Lukas vom letzten Abendmahl berichten. Jesus spricht dabei über Brot und Wein die Worte: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Das Brot als Grundnahrungsmittel des Lebens wird in gewandelter Form zur Speise ewigen Lebens. Brot und Wein werden zum realen Zeichen seiner Gegenwart in dieser Welt.
Jesus verbirgt sich in den Gestalten von Brot und Wein, die in der Feier der Eucharistie in sein Fleisch und Blut gewandelt wurden. Daher gebührt der Eucharistie auch Verehrung und Anbetung. Wenn wir aus dieser Speise leben, können wir heute tun, was Jesus damals seinen Jüngern aufgetragen hat: Gebt ihr ihnen zu essen.

Jesus hat sich selbst zum Brot des Lebens gemacht, um uns Leben zu geben.
Nacht und Tag ist er da. Wenn du wirklich in der Liebe wachsen willst,
kehre zurück zur Eucharistie, kehre zurück zur Anbetung.
Mutter Teresa