Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe... (Lk 4,14-18a)
Nach seiner Taufe durch Johannes und den Tagen der Versuchung in der Wüste ist Jesus nach Galiläa zurückgekehrt. Anders als Markus und Matthäus, die das erste Auftreten Jesu am See von Galiläa und in Kafarnaum lokalisieren, lässt Lukas Jesus seine erste öffentliche Rede in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazaret halten.
Versuchen wir uns die Situation in Nazaret vorzustellen. Die Leute dort kannten Jesus gut, er scheint aber bisher nicht sonderlich aufgefallen zu sein. Sicher ist es nicht das erste Mal, dass Jesus in der Synagoge dort vorliest, denn dies kommt jüdischen Jungen ab dem 13. Lebensjahr zu und es ist anzunehmen, dass Jesus wie jeder andere jüdische Junge aufgewachsen ist.
Doch an diesem Tag ist es anders. In den Wochen vorher hat Jesus erkannt, dass nun die Zeit dafür gekommen ist, das zu tun, wozu er gesandt ist. Wenn Jesus früher in der Synagoge einen Text vorgetragen hat, so wird er ihn nach den geltenden Regeln ausgelegt haben, so wie er es als Kind im Tora-Unterricht gelernt hat. Jetzt ist es anders:
Heute hat sich das Schriftwort erfüllt - ich bin der, von dem Jesaja spricht. In den Worten des Propheten erkennt Jesus seine eigene Berufung und Sendung:
Der Herr hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Jes 61,1-2)
Jesus wird gesandt, den Armen eine frohe Botschaft zu verkünden, indem er ihnen nämlich sagt:
Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. (Beda Venerabilis)