1 Petrus 1,3-12

Lebendige Hoffnung

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Heilige Schrift
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. (1Petr 1,3-4)

Der Erste Petrusbrief, der uns im Lesejahr A durch die Osterzeit begleitet, beginnt mit einem Lobpreis an Gott. Auch wenn die im Brief dargestellte Situation der Christen die Bedrängnis ist, steht doch das Lob Gottes an erster Stelle. Nirgendwo finden wir eine Klage über die hereinbrechenden Bedrängnisse. Sie zerstören nicht die Gemeinden, sondern lassen sie vielmehr gestärkt daraus hervorgehen.
Gott hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren. Wie an vielen Stellen der Heiligen Schrift sehen wir auch hier das Grundcharakteristikum christlichen Glaubens: Jesus Christus ist Auferstanden, durch seinen Sieg über den Tod steht auch uns der Weg zum Leben, ewigen Leben, offen. Das ist unsere Hoffnung, aber keine unsichere Hoffnung, sondern eine Gewissheit, die uns Mut macht. Das Lob des Auferstandenen ist kein toter Buchstabe, sondern eine lebendige Wahrheit, die es gilt, uns immer wieder neu bewusst zu machen.
Jesus lebt. In ihm haben wir das Leben. Wir müssen zwar hindurch durch Drangsal und Bedrängnis, doch Gott behütet uns auf diesem Weg. Er gleicht dem Weg des Goldes durch den Schmelzofen. Das Gold wird dadurch nicht zerstört, sondern vielmehr reiner und wertvoller. So wie das Feuer des Schmelzofens für das Gold nicht zu heiß ist, so sind die Prüfungen dieser Zeit nicht zu schmerzhaft für die Gläubigen. Sie können sie mit Gottes Hilfe bestehen und gehen daraus gestärkt und glänzend hervor und finden am Ende das Tor zur Herrlichkeit Gottes weit geöffnet.

Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbart werden soll. Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es für kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet. Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen - zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi. (1Petr 1,5-7)
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Heilige Schrift

Der Erste Petrusbrief richtet sich an Gemeinden in Kleinasien, die unter Verfolgungen zu leiden haben. Gleich zu Beginn macht der Verfasser, der wahrscheinlich nicht mit dem Apostel Petrus identisch ist, den Kern der christlichen Botschaft deutlich: die Auferstehung Jesu Christi. Christus lebt und mit ihm haben alle Gläubigen Anteil an einem neuen Leben im Reich Gottes.
Welche Antwort geben wir, wenn wir nach dem Grund dafür gefragt werden, warum wir Christen sind? Sind wir es einfach nur, weil unsere Eltern uns haben taufen lassen, oder weil wir es so gewohnt sind? Gehen wir nur zur Kirche, weil sie so gute Angebote für Kinder und Gruppen bietet? Haben wir uns daran gewöhnt, die Auferstehung für etwas ganz Gewöhnliches zu halten, oder staunen wir auch heute noch, wenn wir dieses Wort hören - Auferstehung - und versuchen immer tiefer zu verstehen, was das bedeutet?
Der Glaube an die Auferstehung und ein neues, unvergängliches Leben war sicher für viele Menschen des 1. Jahrhunderts der Grund dafür, dass sie sich zum Christentum bekehrt haben. Viele konnten damals noch die Apostel als die ersten Zeugen der Auferstehung mit eigenen Ohren hören, wie sie voller Begeisterung davon berichtet haben, dass Jesus, der am Kreuz gestorben ist und begraben wurde, plötzlich wieder in ihrer Mitte stand.
Der auferstandene Christus ist in der ganzen Welt gegenwärtig, es gibt keinen Ort der Gottferne mehr, nicht einmal das Reich des Todes, die Unterwelt und auch nicht die Hölle. Es gibt keine Situation, in der Christus nicht bei uns sein kann, es gibt keinen Weg, den er nicht mit uns geht. Und doch machen wir oft die Erfahrung der Gottferne, fragen uns, wie Gott das zulassen kann.
Auch die frühen Christen haben angefangen, an ihrer Begeisterung von der Auferstehung zu zweifeln, als sie plötzlich wegen ihres Glaubens verfolgt und von ihren Mitmenschen gemieden wurden. Der Erste Petrusbrief mahnt zur Standhaftigkeit, will den Zweifelnden sagen, dass nach der Zeit der Verfolgung eine Zeit kommen wird, in der sich der christliche Glaube vor aller Augen als erhaben erweisen wird. Aber ist das wirklich so?
Die Kirchengeschichte zeigt uns den Weg der Ausbreitung des Christentums. Verfolgungen konnten das Christentum nicht auslöschen. Schließlich wurde es im 4. Jahrhundert zur offiziellen Religion im Römischen Reich, hat dessen Untergang überdauert und prägt die Kultur des Abendlandes bis heute. Aber das ist nur eine Seite der Geschichte. Nur wenig erfahren wir über die Kirchen des Ostens, die gleichzeitig mit denen im Römischen Reich entstanden sind und ebenso wie diese apostolischen Ursprung haben.
Ich frage mich oft, warum wir so wenig über das Leben der Apostel nach Pfingsten wissen. Das meiste davon stammt aus dem Bereich der Legende und wird von der historischen Forschung als weitgehend wertlos verworfen. Wir können gut die Mission des Paulus verfolgen, der rastlos das Römische Reich durchwandert hat, wir wissen, dass Petrus im östlichen Mittelmeerraum missioniert hat und ebenso wie Paulus nach Rom gekommen ist. Mit Johannes verbinden wir die Mission in Kleinasien. Die meisten Apostel aber sind nach Osten gewandert, nach Syrien uns Mesopotamien und darüber hinaus bis nach Indien wie der Apostel Thomas. Aber darüber haben wir kaum zuverlässige Berichte. Anscheinend bot allein das Römische Reich die Möglichkeit, dass Schriften wie die Paulusbriefe bis in unsere Zeit überdauert haben.
Ebenso wenig wie über die Mission der Apostel im Nahen und Fernen Osten wissen wir über die christliche Welt, die dort nach deren Wirken entstanden ist. Es gab blühende christliche Gemeinden in Syrien, Persien, Zentralasien und Indien. Diese blieben auch nach der islamischen Eroberung dieser Gebiete weitgehend bestehen. Erst im 14. Jahrhundert verschwanden diese Kirchen zunehmend und was sich seither noch erhalten hat wird in der heutigen Zeit nahezu vollständig ausgelöscht.
Oder blicken wir auf Kleinasien. Dort ist nach der Zeit der Verfolgungen in den ersten Jahrhunderten die Kirche tatsächlich für über tausend Jahre aufgeblüht. Heute aber finden wir dort so gut wie keine Christen mehr. Auf Zeiten der Verfolgungen können also durchaus Zeiten der Blüte folgen, aber sie können auch die nahezu vollständige Auslöschung des Christentums mit sich bringen.
Ich glaube dass es uns Menschen nahezu unmöglich ist, eine Antwort auf das "Warum" dieser Tatsache zu geben. Die Frage nach dem Schicksal des christlichen Glaubens in den einzelnen Regionen dieser Welt muss genauso unbeantwortet bleiben wie die Frage nach dem Schicksal jedes einzelnen Gläubigen. Wir kennen viele Beispiele dafür, dass Menschen aus großer Not durch die Kraft des Glaubens gerettet wurden, aber wir kennen genauso viele Beispiele dafür, dass gläubige Menschen vom Leid überwältigt wurden.
Was bleibt also von der großen Hoffnung des Glaubens? Gilt auch für das Christentum und jeden einzelnen Christen das ganz normale Schicksal aller Menschen, das einige zu Gewinnern und andere zu Verlierern macht? Oder sind einfach unsere Maßstäbe falsch, mit denen wir zwischen Gewinnern und Verlierern unterscheiden? Vielleicht trösten uns einige fromme Antworten über so manche Zweifel hinweg, vielleicht lässt uns der Blick auf die Ecclesia Triumphans des Abendlandes die geschundene Kirche des Ostens vergessen, wie es über viele Jahrhunderte hinweg geschehen ist.
Doch heute merken wir auch in unserer abendländischen Welt, dass die Kraft der Kirche erlahmt ist. Viele wenden sich von ihr ab. Die Frage geht um: wie können wir die Menschen heute erreichen? Und es werden immer neue Konzepte erarbeitet, um Menschen für den Glauben zu gewinnen. Wie wird die Kirche diese Zeit überstehen?
Jesus lebt, diese Tatsache muss uns aufhorchen lassen. Es ist kein leeres Wort. Kraftvoll können wir uns mit der Macht des Auferstandenen auf der ganzen Welt verbinden. Überall ist Christus gegenwärtig, wo auch nur zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Glauben wir an seine Gegenwart in unserer Mitte.

Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude, da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung. (1Petr 1,8-9)

Wir sehnen uns nach unserem Herrn Jesus Christus, der uns in seiner Barmherzigkeit das neue Leben geschenkt hat. Wir haben ihn nicht gesehen, aber wie lieben ihn, er ist uns nicht fern, wir stehen in einer Beziehung zu ihm. Auch wenn Jesus nicht mehr in irdischer Gestalt bei uns ist, auch wenn wir ihn nicht mehr in seinem Auferstehungsleib berühren können wie die ersten Zeugen seiner Auferstehung, er ist bei uns, er ist uns nahe. Er schenkt uns das Heil und hilft uns, dieses Heil jeden Tag zu bewahren.

Jesus Heil! Jesus Leben! Jesus Hoffnung!
Herr, du schenkst uns Heil und Leben,
du bietest uns deine Freundschaft an.
Durch deine Gegenwart
schenkst du uns Freude in Fülle
und gibst uns Hoffnung.
Du hast uns in deiner Barmherzigkeit
befreit von Schuld und Sünde.
Durch die Taufe hast du uns
in deine Gemeinschaft gerufen.
Wir sind bereit, deine Zeugen zu sein.
Wir lassen uns senden im Vertrauen
auf deine Liebe und Barmherzigkeit
Stärke uns mit deinem Heiligen Geist!
Lass uns wahrhaft Liebende sein,
die dein Licht in der Welt leuchten lassen
und so ein Segen sind für andere,
damit dein Heil auch heute erfahrbar ist.
Amen.
Nach dieser Rettung haben die Propheten gesucht und geforscht und sie haben über die Gnade geweissagt, die für euch bestimmt ist. (1Petr 1,10)

Das Kommen Jesu Christi geschah nicht im leeren Raum. Die Menschen waren vorbereitet darauf. Viele lebten in der Erwartung des Messias. So zeigen die Schriften des Neuen Testamentes uns auch deutlich, wie sich in Jesus Christus die Worte der Propheten über die Rettung und das Heil der Menschen erfüllen.
Aber was bedeutet diese Rettung, von der immer wieder die Rede ist? Wenn wir in die Geschichte blicken, sehen wir immer wieder die Spuren von Hass, Blut und Ausbeutung. Die Menschheit scheitert mit ihrem Streben danach, alles besitzen zu wollen. Doch wir erkennen auch eine andere Seite des Menschen, die geprägt ist von Liebe und Fürsorge. Immer wieder gibt es Menschen, die für andere da sind, die den Gefallenen die Hand hinstrecken, um sie aufzurichten, die den Hungernden zu Essen geben und die Nackten bekleiden. Kommt uns das bekannt vor? Richtig, das sind die Menschen, die Jesus seligpreist. Jesus selbst ist gekommen, um gerade das zu tun. Immer sehen wir ihn inmitten von kranken und hilfesuchenden Menschen.
Doch das, was Jesus tut, greift noch tiefer. Er will nicht nur die Symptome lindern, indem er Kranke heilt, sondern geht bis an den Ursprung von Krankheit und Leid. Er will im Menschen das Gute erneuern, das in ihm liegt, aber allzu oft durch das Böse verdeckt wird. Er weist seine Jünger an, nicht den Versuchungen nach Reichtum und Macht nachzugeben, sondern die Liebe über alles zu stellen. Wer seinen ganzen Besitz verschenkt, der ist reich vor Gott. Jesus stellt damit die geltende Weltordnung auf den Kopf.
Immer wieder gibt es Mahner, die zu mehr Gerechtigkeit aufrufen. Solche Mahner waren die Propheten. Sie haben deutlich gesagt, dass Gott keine Gesellschaft will, die von Ausbeutung und Ungerechtigkeit geprägt ist. Und da hilft es auch nicht, wenn die Priester Gott mit langen Gebeten und vielen Opfergaben ehren und die Mächtigen sich ihnen anschließen. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer", sagt Jesus in Mt 9,13 und zitiert dabei den Propheten Hosea (Hos 6,6).
Jesus ist der Retter, er hat die Macht des Todes gebrochen und das Leben der Auferstehung ermöglicht. Auferstehung aber ist nicht nur etwas Zukünftiges, das uns nach dem Tod erwartet, Auferstehung geschieht schon jetzt, indem wir so leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. Viele denken - und haben es leider auch so beigebracht bekommen - dass wir die Gebote halten sollen, damit wir einmal beim Jüngsten Gericht nicht verurteilt werden und in den Himmel kommen. Aber ich glaube, es verhält sich anders. Der Himmel ist jetzt schon da, wo Menschen leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. Wenn ich von der Rettung der Welt durch Jesus Christus überzeugt bin, dann lebe ich jetzt schon wie ein Geretteter. Es ist ja keine Last so zu leben, sondern bedeutet die absolute Freiheit.

Sie haben nachgeforscht, auf welche Zeit und welche Umstände der in ihnen wirkende Geist Christi hindeute, der die Leiden Christi und die darauf folgende Herrlichkeit im Voraus bezeugte. Ihnen wurde offenbart, dass sie damit nicht sich selbst, sondern euch dienten; und jetzt ist euch dies alles von denen verkündet worden, die euch in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes das Evangelium gebracht haben. Das alles zu sehen ist sogar das Verlangen der Engel. (1Petr 1,11-12)

Die Hoffnung auf Heil, auf das die Menschheit gewartet hat, ist in Jesus Christus in Erfüllung gegangen. Sogar den Engeln war dieser Ratschluss Gottes zunächst verborgen. Dies zeigt, wie sehr er ein Geheimnis ist. Dieses ist nun offenbar geworden. Nun ist Gott den Menschen nicht mehr fern, die Gläubigen sind Kinder und Freunde Gottes und dürfen bei Gott wohnen.