Römerbrief 1,18-3,20

Welt ohne Evangelium

.
Denn der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn es ist ihnen offenbar, was man von Gott erkennen kann; Gott hat es ihnen offenbart. Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. (Röm 1,18-20)

Jeder Mensch hat die Möglichkeit, Gott zu erkennen. Die Theologie spricht hier von einer natürlichen Gotteserkenntnis. Die Schöpfung, die jedem Menschen ersichtlich ist, ist eine Quelle der Offenbarung Gottes. Anhand der Schöpfung kann der Mensch auf seine Geschöpflichkeit schließen und daraus erkennen, dass es einen Schöpfer gibt. Doch die Menschen zogen aus der Betrachtung der Schöpfung die falschen Schlüsse. Sie haben im Werk den Schöpfer nicht erkannt. Der Mensch richtet sich nach seiner eigenen Weisheit und nicht nach der Weisheit Gottes. Daher sind die Menschen zu Toren geworden und dadurch kam die Ungerechtigkeit in die Welt. Doch auch die Juden, denen das Gesetz gegeben wurde, sind durch das Gesetz nicht zur wahren Gotteserkenntnis gelangt.

Was ist nun der Vorzug der Juden, was der Nutzen der Beschneidung? Er ist groß in jeder Hinsicht. Vor allem: Ihnen sind die Worte Gottes anvertraut. (Röm 3,1-2)

Paulus schreibt hier an Judenchristen. Ihnen gegenüber macht er deutlich, dass er durchaus einen Nutzen in der Beschneidung und im jüdischen Gesetz sieht, auch wenn er lehrt, dass Heidenchristen von der Beschneidung und der Einhaltung des jüdischen Gesetzes befreit sind. Das Gesetz hatte eine Aufgabe, es war der Erzieher des Volkes Israel bis zum Kommen Jesu Christi. Das Gesetz ist Zeichen der Auserwählung des Volkes Gottes und stiftet zugleich die Identität, mit der das Volk Gottes sich durch die Zeiten hindurch von den anderen Völkern unterschieden hat. Aber Paulus kommt schließlich zu dem Schluss:

Denn aus Werken des Gesetzes wird niemand vor ihm gerecht werden; denn durch das Gesetz kommt es nur zur Erkenntnis der Sünde. (Röm 3,20)

Das Gesetz führte nicht zur Gerechtigkeit. Es hat vielmehr immer wieder dem Menschen seine Sündhaftigkeit vor Augen geführt. Die Gerechtigkeit kommt allein durch den Glauben an Jesus Christus. Sie kann vom Menschen nicht selbst erreicht werden, sondern ist ganz ein Geschenk Gottes. Durch Jesus Christus ist auch für das Volk Israel in ein neues Zeitalter angebrochen.