Hebräerbrief

Einführung

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Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. (Hebr 1,1)

Der Hebräerbrief beginnt weder mit einer Nennung des Verfassers noch mit einem Gruß an die Adressaten. Er beginnt mit der Tatsache, dass Gott selbst spricht. Gott findet vielfältige Ausdrucksformen, sich den Menschen zu offenbaren - darauf werde ich später noch näher eingehen - und auch in diesem Brief findet der Hörer und Leser eine Offenbarung Gottes.
Die Tradition reiht den Brief an die Hebräer unter die Paulusbriefe ein, wobei die Verfasserschaft des Paulus schon sehr früh umstritten war. Es finden sich keinerlei Hinweise auf Paulus im Brief und die den Paulusbriefen ähnliche Schlussformel weist eher auf einen allgemein gebräuchlichen Briefstil als auf eine Abhängigkeit von Paulus hin.
Klaus Berger, der die Entstehung des Briefes um 54/55 ansetzt, vermutet Alexandrien in Ägypten als Entstehungsort. Er sieht in der Vertreibung der Juden aus Rom unter Klaudius (vgl. auch Apg 18,2) den Zusammenhang zwischen Verfasser und Adressaten. Durch diese Vertreibung wurde die aus Juden- und Heidenchristen bestehende römische Gemeinde getrennt. Während die Judenchristen Rom verlassen mussten, blieben die Heidenchristen dort.
Im Allgemeinen wird die Entstehungszeit des Briefes von der Exegese später angesetzt, etwa um das Jahr 80, er richtet sich also an Christen der zweiten und dritten Generation. Zu dieser Zeit hat sich bereits eine ausgeprägte Kritik am Christentum sowohl aus heidnischer als auch jüdischer Weltsicht herausgebildet und auch innerkirchlich kommt es bereits zu Kontroversen. Der Brief will hier zu Standhaftigkeit mahnen und die Gläubigen in der Erkenntnis Jesu Christi bestärken.
Der Titel "an die Hebräer" ist irreführend, wenn es um die Beschäftigung mit diesem Brief geht. Er leitet sich daraus her, dass im Brief das Hohepriestertum Christi in Anlehnung an jüdische Kultelemente beschrieben wird. Auf eine Ausrichtung des Briefes speziell zu Judenchristen hin lässt sich daraus aber nicht schließen. Der Brief könnte das Werk eines Judenchristen an Heidenchristen sein, die eine gemeinsame Hochschätzung der jüdischen Tradition verbindet. Er zeigt, dass Jesus Christus zwar der jüdischen Tradition entstammt, diese jedoch bei weitem überbietet und dadurch etwas Neues von Gott her schafft.
Wie üblich verweise ich in Bezug auf die in der Wissenschaft konträr diskutierten Einleitungsfragen auf die entsprechenden Kommentare, über die sich der interessierte Leser im Internet oder im Buchhandel informieren kann, da eine angemessene Diskussion den Rahmen dieser Seite übersteigen würde. Ich beschränke mich auf einige auslegende Gedanken zu einzelnen Abschnitten des Briefes.