Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. (Eph 4,1-6)
Die Kirche ist "bunt". Menschen aus allen Rassen, Völkern und Schichten finden in ihr zusammen. Das bedeutet aber auch, dass die verschiedensten Gedanken und Meinungen zusammentreffen. Nicht alle verstehen sich untereinander gleich gut. Wir erleben diese Spannungen in unseren Gemeinden vor Ort, aber auch innerhalb der Weltkirche.
"Ertragt einander in Liebe!" Dieses Wort des Apostels Paulus soll ein Aufruf an uns alle sein, das Anderssein des Anderen zu ertragen, um der Einheit willen, die nach Jesu Wunsch die Kirche prägen soll.
Doch Einheit ist nur möglich, wo es auch das Gemeinsame gibt, der gemeinsame Glaube an den dreieinen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wie ihn uns die Kirche überliefert, die gemeinsame Hoffnung auf unsere Erlösung, durch die wir durch die Taufe Anteil erhalten haben.
Katholisch sein, das meint stets beides, die Weite der "bunten" Kirche, in der viele Heimat finden, aber auch die Bereitschaft, auf dem gemeinsamen Fundament des Glaubens zu stehen.
Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat. Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke. Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als dass er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen. Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.
Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt. Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt. Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut. (Eph 4,7-16)