1 Korinther 7,1-40

Standesordnung

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Hl. Schrift
Nun zu den Anfragen eures Briefes! (1Kor 7,1a)

In den folgenden Kapiteln antwortet Paulus auf Fragen der Gemeinde, die ihn von den Abgesandten aus Korinth überbracht wurden. Wie sollen wir als Christen leben? Wie weit sollen wir uns an die Gewohnheiten der Gesellschaft um uns herum halten, wo sollen wir uns von den anderen unterscheiden? Gelebtes Christentum zeigt sich ja nicht nur in der Euphorie des Anfangs, sondern entscheidet sich vor allem im Alltag.

"Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren". Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben. (1Kor 7,1b-2)

Zunächst geht es um das Thema Ehe und Ehelosigkeit. Trotz des hohen Stellenwertes, den die Ehelosigkeit im Christentum von Anfang an hat, warnt Paulus vor deren Gefahren. Nur wenige sind wirklich zur Ehelosigkeit berufen. Die anderen sollen getrost heiraten. Denn es ist besser, wenn die Menschen in einer christlichen Ehe zusammenleben, als wenn sich jemand aus falsch verstandener Askese selbst die Ehelosigkeit auferlegt, dabei aber nicht glücklich wird und vielleicht sogar, weil er nicht die Kraft hat, sexuell enthaltsam zu leben, in schlimme sexuelle Verfehlungen verfällt.

Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn. Ich gebe euch nur einen Rat als einer, den der Herr durch sein Erbarmen vertrauenswürdig gemacht hat. (1Kor 7,25)

Paulus hat am Anfang des Kapitels darauf hingewiesen, dass die Ehe zwischen Mann und Frau auch für Christen die angemessene Lebensform ist. Hier nun propagiert er die Ehelosigkeit als vortrefflicher als die Ehe. Auch wenn nicht alle ehelos leben können, sollen doch viele es versuchen. Dabei beruft er sich aber nicht auf ein Gebot des Herrn, sondern explizit auf seine eigene Meinung. Ehelosigkeit macht frei, so ist sein Hauptargument. Wer in einer Ehe lebt, muss sich um seine Familie kümmern, wer aber ehelos lebt, kann sich ganz um die Sache des Herrn kümmern, so wie Paulus selbst es tut. Aber man darf hier auch nicht zu voreilig sein. Wer heiraten möchte, soll das tun und seine Entscheidung ist gut. Auch soll niemand wegen des Glaubens seine Familie verlassen. Ein gutes christliches Leben kann der Mensch sowohl in der Ehe und auch in Ehelosigkeit führen.

Ich meine, es ist gut wegen der bevorstehenden Not, ja, es ist gut für den Menschen, so zu sein. Bist du an eine Frau gebunden, suche dich nicht zu lösen; bist du ohne Frau, dann suche keine. Heiratest du aber, so sündigst du nicht; und heiratet eine Jungfrau, sündigt auch sie nicht. Freilich werden solche Leute irdischen Nöten nicht entgehen; ich aber möchte sie euch ersparen. Denn ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine, wer weint, als weine er nicht, wer sich freut, als freue er sich nicht, wer kauft, als würde er nicht Eigentümer, wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht; denn die Gestalt dieser Welt vergeht. (1Kor 7,26-31)

Viele, die diese Worte des Paulus lesen, werden sagen: Ja, interessant, aber das ist doch nichts für uns. Wir leben unser Leben als "normale" Menschen, gehen zur Schule, machen unsere Ausbildung, gehen unserer Arbeit nach, gründen eine Familie. Und, ja, dabei versuchen wir so gut es eben geht als Christen zu leben, gehen in die Kirche, wenigstens ab und zu, zumindest solange die Kinder noch jung sind, tun hier und da etwas Gutes, bringen uns vielleicht sogar im Gemeindeleben ein.
Aber das, was wir in der Bibel oft lesen, dass die Jünger Jesu alles stehen und liegen lassen und ein neues Leben anfangen, das ist doch nur was für Menschen, die ins Kloster gehen, und davon gibt es bekanntlich immer weniger. Wen spricht Jesus mit seinem Ruf zur Nachfolge an? Sicher, er hat nur Zwölf zu Aposteln berufen, aber die Evangelien berichten immer wieder davon, dass es viele sind, die ihm nachfolgen.
Paulus will in seinem Brief an die Korinther die Menschen dafür sensibilisieren, was Nachfolge bedeutet. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass es besonders die Beziehung zwischen Mann und Frau ist, die vom Weg der Nachfolge abhalten kann. Wenn zwei Partner eine Familie gründen, dann geht es auch darum, für das Wohl dieser Familie zu sorgen, vielleicht sogar ein Haus zu bauen und die Grundlage dafür legen, dass die Kinder eine gute Zukunft haben.
Das alles erfordert Anstrengung. Für Paulus geht diese Anstrengung aber in die falsche Richtung. Denn das, wofür sich die Menschen da anstrengen, ist vergänglich. Besser wäre es, sich für das Bleibende zu engagieren und ehelos ganz für das Evangelium zu leben, so wie er selbst es getan hat. Aber der Mensch ist auf Beziehung hin angelegt. Wir brauchen einen Partner, mit dem wir unser Leben teilen, möchten Kinder haben und freuen uns daran, Leben weiterzugeben. Ohne Ehe und Kinder würde die Menschheit aussterben.
Ich denke, es kommt darauf an, einen gesunden Mittelweg zu finden. Wir dürfen uns nicht von den Zwängen dieser Welt abhängig machen. Oft kommt es vor, dass sich Menschen verschulden, weil sie ihrer Familie etwas bieten wollen und dann müssen sie umso mehr arbeiten, um diese Schulden wieder abzubezahlen. Sie sind gefangen von den Zwängen des Geldes und setzen damit das Glück ihrer Familie, das sie eigentlich erreichen wollen, aufs Spiel.

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Hl. Schrift

Einfach leben, aber überzeugt wäre hier eine Alternative, sich bewusst gegen den Markenkult und den Wettbewerb mit Prestigeobjekten stellen. Es gibt größere Ziele im Leben. Mit weniger materiellen Dingen glücklicher sein. Kein zwanghafter Verzicht, sondern sich freiwillig auf das Wesentliche beschränken. Loslassenkönnen im Vertrauen darauf, dass Gott immer mehr schenkt, als wir selbst geben. Das Vergängliche vom Bleibenden unterscheiden und das letzte Ziel des Lebens nicht aus den Augen verlieren, nicht wegen des materiellen Erfolges die Sehnsucht nach dem wahren Glück vergessen.
Als Christen sollen wir nicht weltfremd sein, sondern das erkennen, worauf es wirklich ankommt. Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, ein dickes Bankkonto zu haben, ein großes Haus und ein tolles Auto, christlich leben heißt aber auch nicht, auf alle Errungenschaften der Zivilisation zu verzichten. Christlich leben heißt, meinen Alltag zu meistern, im Beruf und in der Familie. Das zu tun, was notwendig ist, aber immer im Bewusstsein, dass der Gott Jesu Christi mein Leben trägt. Auch für diesen Gott soll es einen Platz geben in meinem Leben, in meinem Alltag, in meinem Beruf, in meiner Familie. Diesen Platz gilt es offen zu halten und dann wird Gott mir auch zeigen, was meine konkrete Berufung ist.

Ich wünschte aber, ihr wäret ohne Sorgen. (1Kor 7,32a)
Schweben,
nichts was mich hält
a uf dem Boden.
Ich schaue nach oben
bin frei.
Die Welt unter mir
verschwindet
und nichts ist mehr wichtig
außer Du, mein Gott.
In Dir bin ich
und alles ist in Dir -
geborgen.
Mein Leben,
getragen von Dir
zu einem Ziel
das Du allein kennst.
Herr, ich vertraue Dir.