Gott steht auf. (Ps 68,2a)
Psalm 68 ist ein sehr poetischer Psalm und in seiner Vielschichtigkeit nur schwer zu deuten. Er singt von der Geschichte Israels, er gibt uns eine Deutung der Geschichte von Gott her. In ihm finden sich Anspielungen an alte Überlieferungen der Bibel. Nahezu jeder Vers enthält Anspielungen an das Deboralied (Ri 5), das Gottes Sieg über die Feinde Israels besingt.
Der Psalm beginnt mit der Darstellung einer Tatsache, nämlich dass Gott aufsteht. Gott ist nicht fern, bleibt nicht unberührt vom Schicksal seines Volkes, sondern er steht auf und handelt und zwar noch bevor die Menschen ihn um seine Hilfe anrufen. Daher wird der Gerechte stets den Sieg davontragen und das Toben der Feinde, so gewaltig es auch sein mag, braucht ihn nicht zu erschrecken.
Seine Feinde zerstieben; die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht. Wie Rauch verweht, wehst du sie weg. Wie Wachs am Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht. Die Gerechten aber freuen sich, sie jubeln vor Gott und jauchzen in Freude. Singt für Gott, spielt seinem Namen! Erhebt ihn, der durch die Steppen einherfährt: HERR ist sein Name, und jubelt vor seinem Angesicht! (Ps 68.2b-5)
Der Mensch erwidert die Hilfe Gottes mit seinem Loblied. Freude an Gott und Jubel über seine Taten ist der einzig angemessene Gottesdienst. Gott lässt sein Volk nicht im Stich und kümmert sich auch um jene im Volk, die ganz besonders seine Hilfe benötigen.
Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung. Gott bringt Verlassene heim, führt Gefangene hinaus in das Glück; doch Aufsässige müssen wohnen im dürren Land. (Ps 68,6-7)
Dann erinnert der Psalm an die große Rettungstat Gottes, als er Israel aus Ägypten geführt und den Bund mit seinem Volk am Sinai geschlossen hat.
Gott, als du deinem Volk voranzogst, als du die Wüste durchschrittest, da bebte die Erde, da ergossen sich die Himmel vor Gott, dem vom Sinai, vor Gott, dem Gott Israels. Gott, du ließest Regen strömen in Fülle über dein verschmachtendes Erbland, das du selbst gegründet. Dein Geschöpf fand dort Wohnung; Gott, in deiner Güte versorgst du den Armen. (Ps 68,8-11)
So wie Gott damals den Sieg errungen und Großes gewirkt hat, so wirkt er es auch heute. Wer auf Gott vertraut, darf auch heute seine Wunder erfahren.
Der Herr entsendet ein Wort; groß ist der Siegesbotinnen Schar. Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen. Die Schöne des Hauses darf die Beute verteilen. Bleibt ihr zurück zwischen den Hürden? Die Flügel der Taube sind überzogen mit Silber, ihre Schwingen mit gelbgrünem Feingold. Als der Allmächtige Könige dort zerstreute, fiel Schnee auf dem Zalmon. Berg Gottes, Berg von Baschan, Berg mit Gipfeln, Berg von Baschan: Warum blickt ihr voll Neid, ihr hohen Gipfel, auf den Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erwählt hat? Dort wird der HERR wohnen in Ewigkeit. Die Wagen Gottes sind zahllos, tausendmal tausend. Mit ihnen zieht der Herr vom Sinai zum Heiligtum. Hinaufgestiegen bist du zur Höhe, hast Gefangene mitgeführt, hast Gaben genommen von Menschen - auch von Aufsässigen - , HERR, Gott, um dort zu wohnen. (Ps 68,12-19)
Hier schildert der Psalm ein Schlachtgetümmel. Gottes siegreiches Heer erringt den Sieg. Der Baschan ist im Ostjordanland gelegen. Auch hierhin reicht Gottes Macht. Möglicherweise spielt der Psalm hier wie auch später in Vers 28 mit der Nennung der Stämme Sebulon und Naftali auf die ideale Größe Israels an, vom Sinai im Süden bis zu Gebiet der Stämme Sebulon und Naftali im Norden, vom Meer zum Baschan im Ostjordanland.
Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! Gott trägt uns, er ist unsere Rettung. Gott ist für uns ein Gott, der Rettung bringt, und GOTT, der Herr, führt heraus aus dem Tode. Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Scheitel dessen, der in Sünde dahinlebt. Der Herr hat gesprochen: Ich bringe vom Baschan zurück, ich bringe zurück aus den Tiefen des Meeres. Dein Fuß wird baden im Blut, die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden. (Ps 68,20-24)
Erneut wird hier der Siegreiche Gott gepriesen, mit Bildern aus der Schlacht, die uns heute befremdlich erscheinen. Damals war es üblich, die Besiegtem an den Haaren nach oben zu ziehen und sie zu enthaupten. Es gehörte zur größten Schande für die Feinde, wenn deren Blut von den Hunden geleckt wurde. Ein grausames Bild, aber nur wer mächtig und siegreich war konnte sich in der Welt des alten Orients behaupten. Und auf jeden Sieg folgte ein Triumphzug, wie ihn der Psalm im Folgenden schildert.
Gott, sie sahen deinen Einzug, den Einzug meines Gottes und Königs ins Heiligtum: voraus die Sänger, die Saitenspieler danach, dazwischen Mädchen mit kleinen Pauken. Versammelt euch und preist Gott, den HERRN, von Israels Quelle her! Dort Benjamin, der Jüngste, der sie anführt, die Fürsten von Juda in ihrer Vollmacht, die Fürsten von Sebulon, die Fürsten von Naftali. Aufgeboten hat dein Gott deine Macht. Bekräftige, Gott, was du für uns getan hast, von deinem Tempel aus, hoch über Jerusalem, wo dir Könige Tribut entrichten. (Ps 68,35-30)
Den Tempel von Jerusalem sah Israel als Garant für sein Bestehen. Er war der Ort der Gegenwart Gottes mitten in seinem Volk. Solange der Tempel steht, wird Gott sein Volk nicht verlassen. Und die Geschichte hat gezeigt: Gott ist mit seinem Volk auch nach der Zerstörung des Tempels, nach der ersten Zerstörung durch die Babylonier und auch nachdem der Tempel endgültig durch die Römer zerstört worden war.
Auf Gott ist verlass, er ist mit jedem, der auf ihn vertraut. Gott schenkt Rettung auf vielfache Weise. Heute ist es nicht mehr die siegreiche Schlacht, die dem Volk Gottes das Überleben sichert. Heute ist es der Kampf gegen die falschen Meinungsmacher, die die Menschen verführen zu Konsum und Sünde, die Gott leugnen und die Menschen allein von sich abhängig machen wollen, die Mächte, die Gott leugnen und die Menschen von der Nichtexistenz Gottes überzeugen und so sein Volk zersetzen.
Gott steht auf, auch heute, und zeigt seine Macht und auch heute können Menschen erfahren: Ja, es gibt diesen Gott, der für die Seinen eintritt.
Drohe dem Untier im Schilf, der Rotte der Stiere unter den Kälbern der Völker! Tritt sie nieder, die nach Silber gieren! Zerstreue die Völker, denen Schlachten gefallen! Aus Ägypten kommen kostbare Stoffe; Kusch hebt eilends zu Gott seine Hände.
Ihr Königreiche der Erde, singet für Gott, singt und spielt für den Herrn, der dahinfährt über den Himmel, den uralten Himmel, der seine Stimme erhebt, seine machtvolle Stimme! Gebt Gott die Macht! Über Israel ragt seine Hoheit, seine Macht ragt bis zu den Wolken. Furcht gebietend bist du, Gott, von deinem Heiligtum aus, er ist der Gott Israels, der dem Volke Macht und Stärke gibt. Gott sei gepriesen! (Ps 68,31-36)
Gott steht auf
Gott bekräftigt
Gott ist mit uns
Keine Ängstlichkeit
Keine Ausreden
Kein Verschweigen von Gottes Größe
Gott bezeugen
in jedem Augenblick
mit jeder Tat und
mit jedem Wort
das ist unser Auftrag
Gott ist mit uns
Amen