2Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe.
Ruhe, Stille, Geborgenheit bei Gott. Um Gott zu finden, müssen wir still werden, das haben uns die Heiligen immer wieder gezeigt.
Stille, das bedeutet nicht nur das Fehlen von Geräuschen, die an unser Ohr dringen. Stille ist nicht definiert als Wegfallen von Tönen. Stille ist nicht negativ das Fehlen von etwas, sondern Stille ist etwas positives, erfülltes.
Stille kann man nicht machen, aber sie kommt auch nicht einfach von selbst. Man muss sich in sie einüben. Es gilt, den Freiraum, der dadurch entsteht, dass keine Geräusche über unsere Ohren in uns eindringen, mit neuem Leben zu erfüllen.
Das ist gar nicht so einfach. Denn wenn alle Ablenkungen von außen wegfallen, dann werden erst einmal die Stimmen in unserem Inneren umso lauter. Dann werden wir überrollt von einer Flut von Gedanken, die uns mal hierhin, mal dorthin ziehen wollen.
Die Gedanken versuchen uns in ihren Bann zu ziehen, oder es kommen Dinge in unserem Inneren hervor, an die wir gerade nicht denken möchten. Viele geben an diesem Punkt schon resigniert auf und lassen sich lieber wieder von außen mit Tönen berieseln, als sich mit dem Gewirr der inneren Stimmen auseinanderzusetzen.
Um zur Stille zu finden, müssen wir auch dieses innere Gewirr der Gedanken zur Ruhe bringen. Viele empfehlen, die Gedanken einfach wahrzunehmen und dann weiter ziehen zu lassen und sich nicht mit ihnen aufzuhalten.
Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe.
Um zur Stille zu finden, kann es helfen, ein Wort zu wiederholen, das uns zu unserer Mitte führt. Das kann zum Beispiel der erste Vers aus dem Psalm sein. Wir konzentrieren uns auf dieses Wort, das uns immer tiefer in die Stille hineinführt.
Im Raum der Stille kann Gott zu uns reden. Auch das bedarf der Übung. Wir müssen lernen, Gottes Stimme von den Stimmen in uns zu unterscheiden. Das ist oft ein langer Weg, aber einer, der sich zu gehen lohnt.
3Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.
4Wie lange rennt ihr an gegen einen Einzigen, stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, wie gegen eine Mauer, die einstürzt?
5Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, doch in ihrem Herzen fluchen sie.
Wenn wir den Psalm im übertragenen Sinn lesen, zeigt er uns, wie schwer dieser Weg zur Stille ist. Die Feinde, von denen in den Versen vier und fünf die Rede ist, und die für den Beter auch ganz reale Feinde sein können, stehen symbolisch für alles, was uns von dieser Stille mit Gott wegführen möchte, die Verlockungen von außen, die Gedanken im Innern.
Nur wenige schaffen es, zu der Höhe zu gelangen, auf der der Blick frei wird zu Gott hin. Es ist ein steiler Fels, den es zu besteigen gilt, aber oben angekommen, haben wir ein herrliches Gipfelerlebnis.
6Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung.
7Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.
8Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.
Gott, meine Burg, mein schützender Fels, meine Zuflucht. Ihm darf ich mich ganz anvertrauen. Ein Gefühl, alles loszulassen, was an Lasten auf mit liegt und von denen ich mir viele selbst aufgeladen habe.
Gott, der Hilfe bringt, Gott, der Hoffnung schenkt. Wir müssen die Erfahrung von Gottes Hilfe gemacht haben, um wirklich zu verstehen, was hier gemeint ist. Wir müssen wieder lernen, an Gottes Wunder zu glauben, dann werden sie auch geschehen.