Zefanja 1,2-3,13

Tag des Gerichts

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Zefanja
Ich raffe, ja, raffe alles vom Erdboden weg - Spruch des Herrn. Mensch und Vieh raffe ich weg, die Vögel des Himmels raffe ich weg und die Fische im Meer, nämlich, was die Frevler zu Fall bringt, und ich rotte die Menschen auf der Erde aus - Spruch des Herrn. (Zef 1,2-3)

Mit drastischen Worten kündigt der Prophet Zefanja das Gericht Gottes, den "Tag des Herrn", an. Man kann hier drei Abschnitte erkennen, die jeweils eine Ringkomposition bilden. Der erste Abschnitt (Zef 1,2-18) beginnt und endet jeweils mit der Ankündigung weltweiter Vernichtung. Im Zentrum steht das Gericht über die Amtsträger und die Stadt Jerusalem. Dieses wird gerahmt von der Gerichtsweissagung über die Götzendiener und die habgierigen Reichen der Stadt Jerusalem.

Ich strecke meine Hand gegen Juda aus und gegen alle Einwohner Jerusalems und ich rotte von diesem Ort den Rest des Baalsdienstes aus, den Namen der Götzenpriester samt den Priestern, und jene, die sich auf den Dächern niederwerfen vor dem Heer des Himmels, auch jene, die sich vor dem Herrn niederwerfen, die ihm zuschwören, zugleich aber bei ihrem Königsgott schwören, und die dem Herrn den Rücken kehren, die ihn nicht suchen und nicht nach ihm fragen.
Schweigt vor Gott, dem Herrn! Denn der Tag des Herrn ist nahe. Ja, der Herr hat ein Schlachtopfer vorbereitet, er hat seine Gäste schon geweiht. Am Tag des Schlachtopfers des Herrn wird es geschehen: Da suche ich die Amtsträger heim und die Königssöhne und alle, die fremdländische Kleider tragen; an jenem Tag suche ich jeden heim, der über die Schwelle springt, alle, die das Haus ihres Herrn anfüllen mit Gewalt und Betrug.
An jenem Tag wird es geschehen - Spruch des Herrn: Horch! Vom Fischtor her Geschrei und aus der Neustadt lautes Jammern und von den Hügeln her großes Getöse! Jammert, ihr Bewohner der Senke! Denn das ganze Krämervolk verstummt, alle mit Silber Beladenen sind ausgerottet.
In jener Zeit wird es geschehen: Ich durchsuche Jerusalem mit der Laterne und suche die Herren heim, die dick geworden sind auf ihrer Hefe, die in ihrem Herzen sagen: Der Herr wirkt weder Gutes noch tut er Böses. Darum werden ihre Reichtümer geraubt/ und ihre Häuser verwüstet. Sie werden Häuser bauen, aber nicht darin wohnen; sie werden Weinberge anlegen, aber den Wein nicht trinken. (Zef 1,4-13)

Mit drastischen Worten schildert der Prophet den Tag des Herrn, der über Jerusalem, Juda und die ganze Welt hereinbrechen wird. Die düsteren Worte vom "Tag des Zorns" lieferten das Motiv für den mittelalterlichen Hymnus "Dies irae dies illa".

Nahe ist der gewaltige Tag des Herrn, er ist nahe, schnell kommt er herbei. Horch, der Tag des Herrn ist bitter, da schreit sogar der Kriegsheld auf. Ein Tag des Zorns ist jener Tag, ein Tag der Not und Bedrängnis, ein Tag des Krachens und Berstens, ein Tag des Dunkels und der Finsternis, ein Tag der Wolken und der schwarzen Nacht, ein Tag des Widderhorns und des Geschreis gegen die befestigten Städte und gegen die hohen Zinnen.
Da jage ich den Menschen Angst ein, sodass sie wie blind umherlaufen; denn sie haben sich gegen den Herrn versündigt. Ihr Blut wird hingeschüttet wie Schutt und ihr Lebenssaft wie Kot. Weder ihr Silber noch ihr Gold kann sie retten. Am Tag des Zorns des Herrn - und vom Feuer seines leidenschaftlichen Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Denn er bereitet allen Bewohnern der Erde ein Ende, ein schreckliches Ende. (Zef 1,14-18)

Doch es besteht Hoffnung für diejenigen, die umkehren zum Herrn. Diese Hoffnung schimmert schon auf in einem kurzen Abschnitt am Beginn des zweiten Kapitels zwischen den düsteren Worten vom Tag des Herrn und der Ankündigung des Gerichts über die Nachbarvölker und über Jerusalem:

Sammelt euch, tut euch zusammen, du Volk, das nichts erstrebt, ehe ihr zerstreut werdet wie zerstiebende Spreu, ehe der glühende Zorn des Herrn über euch kommt, ehe über euch der Tag des Zorns des Herrn kommt! Sucht den Herrn, all ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zorns des Herrn. (Zef 2,1-3)

Die Demut ist ein besonderes Charakteristikum der Prophetie Zefanjas. Damit verbunden ist eine Spiritualisierung der Armut. Nicht einmal der Fromme kann sich vor Gottes Zorn sicher fühlen, ihm bleibt nur die Hoffnung, verschont zu werden. Nur wer in Demut und Armut lebt, darf Rettung erwarten. Der Prophet stellt so auf einer geistlichen Ebene die Armut mit der Demut gleich. Konkret bedeutet dies, dass die Menschen alles von Gott erwarten sollen, in dem Bewusstsein, dass das Heil von ihm kommt und nicht menschlichem Bemühen entspringt. Der Demütige und Arme verzichtet auf Eigenmächtigkeit gegenüber Gott und den Menschen und wird empfänglich für das, was Gott allein schenken kann. Zefanja formuliert damit eine Haltung, wie sie Jesus in der Bergpredigt fordert.
Aus Sicht des Propheten wird aber die Oberschicht Jerusalems niemals zu dieser Demut finden. Die Hoffnung, die am Anfang dieses zweiten Abschnitts steht (Zef 2,1-3,5), dass die Menschen nach Gott suchen, endet mit der verzweifelten Einsicht, dass die Priester und Amtsträger nicht bereit sind zu hören. Diese beiden Absätze rahmen die Prophetie vom Gericht über die Völker, in dessen Zentrum die Vernichtung der fremden Götter und die Anbetung Gottes durch "alle Inseln der Völker" (Zef 2,11) steht.

Ja, Gaza wird verlassen sein und Aschkelon wird eine Wüste, am hellen Mittag treibt man Aschdods Einwohner fort und Ekron ackert man um. Wehe, die ihr das Gebiet am Meer bewohnt, ihr Volk der Kereter! Das Wort des Herrn richtet sich gegen euch: Kanaan, Land der Philister, ich richte dich zugrunde, keiner deiner Bewohner bleibt übrig. Du wirst zum Weideland der Hirten und zu Pferchen für Schafe und Ziegen. Das Gebiet am Meer fällt dem Rest des Hauses Juda zu. Darauf weiden sie; am Abend lagern sie in Aschkelons Häusern. Denn der Herr, ihr Gott, kümmert sich um sie und wendet ihr Geschick.
Ich habe den Hohn Moabs gehört und die Schimpfworte der Ammoniter, die mein Volk verhöhnten und große Reden führten gegen sein Land. Darum - Spruch des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels: So wahr ich lebe: Moab wird wie Sodom werden und die Ammoniter wie Gomorra, ein Wucherplatz für Nesseln, eine Salzgrube und eine Wüste für immer. Der Rest meines Volkes wird sie ausplündern, der Überrest meiner Nation wird sie beerben. Das ist die Strafe für ihren Hochmut; denn sie höhnten und führten große Reden gegen das Volk des Herrn der Heerscharen.
Furcht erregend tritt der Herr gegen sie auf. Ja, er vernichtet alle Götter der Erde und alle Inseln der Völker werfen sich nieder vor ihm, jedermann an seinem Ort.
Auch ihr Kuschiter werdet von meinem Schwert durchbohrt. Er streckt seine Hand auch nach Norden aus und vernichtet Assur und Ninive macht er zur Öde, es verdorrt wie die Wüste. Dort lagern Herden, allerart Tiere der Weide, auf den Kapitellen der Säulen nächtigen Eule und Dohle. Laut schreit es im Fenster, ein Rabe krächzt auf der Schwelle. Denn das Zederngetäfel ist weg. Das also ist die fröhliche Stadt, die in Sicherheit thronte, die in ihrem Herzen sagte: Ich und sonst niemand! Welch eine Wüste ist sie geworden, ein Lager für die wilden Tiere. Jeder, der dort vorbeikommt, pfeift und hebt entsetzt seine Hand.
Wehe, trotzige und schmutzige, gewalttätige Stadt! Sie will nicht hören und nimmt sich keine Warnung zu Herzen. Sie verlässt sich nicht auf den Herrn und sucht nicht die Nähe ihres Gottes. Ihre Amtsträger in ihrer Mitte sind brüllende Löwen. Ihre Richter sind Abendwölfe, die morgens Knochen malmen. Ihre Propheten sind Schwätzer, treulose Männer. Ihre Priester entweihen das Heilige, tun der Weisung Gewalt an. Aber der Herr tritt für das Recht ein in ihrer Mitte, er tut kein Unrecht. Morgen für Morgen fällt er das Urteil, es fehlt nie beim Aufgang des Lichts. Doch der Böse kennt keine Scham. (Zef 2,3-3,5)

Am Ende liegt die Völkerwelt vernichtet da. Gottes Zorn hat die ganze Erde verzehrt. Doch beginnend mit den Völkern, die sich daraufhin zu Gott bekehren, wir auch für Juda und Jerusalem neues Heil entstehen.

Ich habe Völker ausgerottet, ihre Zinnen liegen zertrümmert am Boden. Ich habe ihre Straßen entvölkert, keiner geht dort mehr umher; ihre Städte sind verwüstet, ohne Menschen, ohne Bewohner. Ich dachte: Sicher fürchtest du mich jetzt, nimmst dir die Warnung zu Herzen; und alles, was ich ihr auftrug, wird sie immer vor Augen haben. Aber nein, sie begingen immer wieder all ihre schändlichen Taten.
Darum wartet nur - Spruch des Herrn - auf den Tag, an dem ich auftreten werde als Kläger. Denn mein Rechtsspruch lautet: Völker will ich versammeln, Königreiche biete ich auf; dann schütte ich meinen Groll über sie aus, die ganze Glut meines Zorns. Denn vom Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt.
Ja, dann werde ich die Lippen der Völker verwandeln in reine Lippen, damit alle den Namen des Herrn anrufen, ihm Schulter an Schulter dienen. Von jenseits der Ströme von Kusch bringen mir meine Verehrer dann als Gabe die Gemeinde meiner Verstreuten.
An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt hast. Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen Prahler und du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berg. Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk. Sie werden Zuflucht suchen beim Namen des Herrn als der Rest von Israel. Sie werden kein Unrecht mehr tun und nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man keine trügerische Rede mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen. (Zef 3,6-13)