Baruch 5,1-5

Hoffnung

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Baruch
Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht. Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen. Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht.
Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, sodass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann. Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß. Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm. (Bar 3,9-4,4)

Behaglichkeit ist ein Wort, mit dem wir die Adventszeit charakterisieren können. Wenn es draußen stürmt, regnet oder schneit, nass ist und kalt, wenn wir uns auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken durch überfüllte Innenstädte gedrängt haben, dann sind wir froh, wenn wir nach Hause kommen und es uns gemütlich machen können. Eine Kerze anzünden, eine Tasse Tee kochen, ein feiner Lebkuchen dazu, etwas Musik ... Die Worte aus dem Buch Baruch wollen in den Zuhörern ähnliche Empfindungen wachrufen. Das Buch richtet sich an die Juden im Exil in Babylon. Sie wurden aus ihrer Heimat herausgerissen, mussten sich in der Fremde eine neue Existenz aufbauen und fragen sich nun: Wie konnte Gott das zulassen? Wie wird es weitergehen?
Vor allem der Prophet Jesaja ist es, der den Menschen in dieser Zeit Gottes Trost zuspricht, die Hoffnung auf Heimkehr wachhält. Auch am Ende des Buches Baruch hören wir von dieser Hoffnung auf Heimkehr in das gelobte Land, die Gott verheißt.
Während die Menschen im Exil über ihr Schicksal klagten und dabei Trauerkleider trugen und keinen Schmuck anlegten, wird sich das bald ändern, denn ihre Trauer über das Leben in der Fremde wird sich verwandeln in die Freude der Heimkehr.
Nun machen sich die Menschen wieder schön, holen ihre bunten Festgewänder heraus, legen sich Schmuck an. Schmuck nicht nur aus Gold und Silber, sondern auch den Glanz, den Gott verleiht, der von innen her den Menschen schön macht.
Sie sitzen nicht mehr trauernd am Boden, sondern sie stehen auf, weil es etwas Wunderbares zu sehen gibt. Wie eine Fatamorgana erscheint plötzlich eine breite Straße in der Wüste, von Babylon bis nach Jerusalem. Auf ihr Menschen über Menschen, ein prachtvoller Zug, glänzender, als wenn der König von Babylon auf Reisen geht.
Viele der Exilierten werden sich noch erinnern, wie sie damals verschleppt wurden, halb nackt, die wenigen Habseligkeiten in ein Bündel gepackt, angekettet und von den Feinden brutal getrieben. Nun werden sie wie in einer Sänfte getragen. Der beschwerliche Weg durch die Wüste wird zu einem erholsamen Spaziergang durch schattige Wälder.
Es geht nach Hause, wo man wieder in Friede und Freiheit leben darf. Wo jeden das vertraute Heim erwartet, in dem die Familie glücklich ist.
Man könnte jetzt dieses Bild wieder wegwischen, könnte deutlich machen, dass es weder damals noch heute diese Prachtstraße des Lebens gibt und auch das traute Heim nicht frei bleibt von Leid und Kummer. Doch wir wollen heute dieses Bild einmal stehen lassen und uns daran freuen. Wir wollen bewusst auf das Schöne blicken, das Gott uns in unserem Leben schenkt. Wir wollen dankbar sein.
Wenn wir es uns in Kreis lieber Menschen gemütlich gemacht haben, dann wollen wir einmal bewusst über das Schöne reden, das wir in der letzten Zeit erleben durften. Und vielleicht scheint dann die Kerze auf dem Tisch noch etwas heller und spiegelt sich in dem Glanz unserer frohen Gesichter.