Exodus 20,18-24,18

Das Bundesbuch

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Ex 22
Das ganze Volk erlebte, wie es donnerte und blitzte, wie Hörner erklangen und der Berg rauchte. Da bekam das Volk Angst, es zitterte und hielt sich in der Ferne. Sie sagten zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören. Gott soll nicht mit uns reden, sonst sterben wir. Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen. Die Furcht vor ihm soll über euch kommen, damit ihr nicht sündigt. Das Volk hielt sich in der Ferne und Mose näherte sich der dunklen Wolke, in der Gott war.
Der Herr sprach zu Mose: Sag den Israeliten: Ihr habt gesehen, dass ich vom Himmel her mit euch geredet habe. Ihr sollt euch neben mir keine Götter aus Silber machen, auch Götter aus Gold sollt ihr euch nicht machen. Du sollst mir einen Altar aus Erde errichten und darauf deine Schafe, Ziegen und Rinder als Brandopfer und Heilsopfer schlachten. An jedem Ort, an dem ich meinem Namen ein Gedächtnis stifte, will ich zu dir kommen und dich segnen. Wenn du mir einen Altar aus Steinen errichtest, so sollst du ihn nicht aus behauenen Quadern bauen. Du entweihst ihn, wenn du mit einem Meißel daran arbeitest. Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit deine Blöße dabei nicht zum Vorschein komme. (Ex 20,18-26)

Das Bundesbuch, gilt als eigenständiges Gesetzeskorpus, das unmittelbar auf die Zehn Gebote folgt. Es steht im Zentrum des ganzen Buches Exodus. Es beginnt mit einer Theophanie, einer Erscheinung Gottes (Ex 20,18-21), die auf die besondere Bedeutung des folgenden hinweist. Der Hinweis auf Gottes Einzigkeit (Ex 20,22-26) und die eindringliche Mahnung, sich an den Bund mit Gott zu halten (Ex 23,20-33) rahmen die Gebote des Bundesbuches.
Das Bundesbuch regelt zunächst das Zusammenleben im Volk, es geht um das Thema Sklaven, die Strafe bei Mord und bei Vergehen gegen die Eltern. Im Zusammenhang mit der Bestrafung von Körperverletzung findet sich der bekannte Satz:

Auge für Auge, Zahn für Zahn. (Ex 21,24)

Die harten Gesetze geben das Bild einer Gesellschaft wieder, in der das friedliche Zusammenleben nur dann gewährleistet ist, wenn ein Fehlverhalten mit entsprechend harten Strafen geahndet wird. Gesetzesverstöße werden nicht wie heute durch Haft- oder Geldstrafen "ausgelöst", sondern mit gleichwertigen Strafmaßnahmen vergolten. Nicht das Recht des stärkeren setzt sich durch, sondern die Gerechtigkeit Gottes.
Die Gesetze sollen vor allem dem geordneten Zusammenleben der Mitglieder des Volkes dienen. Sie dienen dem Schutz der körperlichen Unversehrtheit gegenüber Angriffen und dem Schutz seines Eigentums gegenüber Diebstahl, aber auch dem Schutz der Wehrlosen und Schwachen. Menschen sollen einander nicht ausnutzen, sondern füreinander sorgen.

Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. Ihr sollt keine Witwen und Waisen ausnützen. Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. Mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, so dass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.
Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern. Nimmst von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid. (Ex 22,20-26)

Gott selbst kümmert sich darum, dass die Schwachen und Armen nicht ausgebeutet werden. Er ist der Garant für Gerechtigkeit.
Eine Ordnung in der Gesellschaft bringen auch die Feste im Laufe des Jahres:

Dreimal im Jahr sollst du mir ein Fest feiern.
Du sollst das Fest der ungesäuerten Brote halten. Im Monat Abib sollst du zur festgesetzten Zeit sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen, wie ich es dir geboten habe. Denn in diesem Monat bist du aus Ägypten ausgezogen. Man soll nicht mit leeren Händen vor mir erscheinen.
Du sollst auch das Fest der Ernte, des ersten Ertrags deiner Aussaat auf dem Feld, halten.
Ebenso das Fest der Lese am Ende des Jahres, wenn du den Ertrag deines Feldes eingebracht hast.
Dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem Herrn erscheinen. (Ex 23,14-17)

Im Anschluss an das Bundesbuch folgt der Bundesschluss am Sinai in Ex 24.