Die Israeliten taten, was dem Herrn missfiel, und dienten den Baalen. Sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus Ägypten herausgeführt hatte, und liefen anderen Göttern nach, den Göttern der Völker, die rings um sie wohnen. Sie warfen sich vor ihnen nieder und erzürnten dadurch den Herrn. Als sie den Herrn verließen und dem Baal und den Astarten dienten, entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er gab sie in die Gewalt von Räubern, die sie ausplünderten, und lieferte sie der Gewalt ihrer Feinde ringsum aus, sodass sie ihren Feinden keinen Widerstand mehr leisten konnten. Sooft sie auch in den Krieg zogen, war die Hand des Herrn gegen sie, und sie hatten kein Glück, wie der Herr gesagt und ihnen geschworen hatte. So gerieten sie in große Not. Der Herr aber setzte Richter ein, die sie aus der Gewalt der Räuber befreiten. Doch sie gehorchten auch ihren Richtern nicht, sondern gaben sich anderen Göttern hin und warfen sich vor ihnen nieder. Rasch wichen sie von dem Weg ab, den ihre Väter, den Geboten des Herrn gehorsam, gegangen waren. Sie handelten nicht so (wie ihre Väter). Wenn aber der Herr bei ihnen Richter einsetzte, dann war der Herr mit dem Richter und rettete die Israeliten aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte; denn der Herr hatte Mitleid mit ihnen, wenn sie über ihre Feinde und Unterdrücker klagten. Sobald aber der Richter gestorben war, wurden sie rückfällig und trieben es noch schlimmer als ihre Väter, liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und warfen sich vor ihnen nieder. Sie ließen nicht ab von ihrem bösen Treiben und von ihrem störrischen Verhalten. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er sagte: Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat, zu dem ich ihre Väter verpflichtet habe, und weil es nicht auf meine Stimme hört, werde auch ich kein einziges der Völker mehr vor ihren Augen vertreiben, die Josua bei seinem Tod noch übrig gelassen hat. Israel soll durch sie auf die Probe gestellt werden, ob es daran fest hält, den Weg des Herrn zu gehen, wie es seine Väter taten, oder nicht. Darum ließ der Herr diese Völker (im Land) und vertrieb sie vorerst nicht. Er hatte sie auch nicht in die Gewalt Josuas gegeben. (Ri 2,11-23)
Das Richterbuch überbrückt die Zeit zwischen der Landnahme unter Josua und der Königszeit. Es knüpft in seinem Beginn direkt an das Buch Josua an und weist an seinem Ende schon hin auf die Königszeit. Es schildert die Situation der zwölf Stämme Israels nach der Landnahme und vor dem Beginn der Königsherrschaft in Israel.
Es handelt sich um die vorstaatliche Zeit, die oft als Richterzeit bezeichnet wird. Die Phase der Landnahme gilt als abgeschlossen, nun muss das Land gegen äußere Feinde gesichert werden. Dafür sind im Erzählverlauf die Richter zuständig. Bei den Richtern unterscheidet die Forschung zwischen den kleinen und den großen Richtern.
Die Darstellung der Geschichte folgt dem deuteronomistischen Schema, das gekennzeichnet ist von einem ständigen Wechsel vom Abfall des Volkes von Gott und der darauf folgenden Bestrafung durch ein fremdes Volk und der Rettung durch einen Richter, der dem Volk wieder Ruhe verschafft. Deutlich wird dieses Schema in Ri 2,11-23 beschrieben.
Ri 1,1-3,6 berichtet von weiteren Kämpfen zur Landnahme und stellt die Tatsache dar, dass es auch nach diesen Eroberungen immer noch fremde Völker mitten in Israel gibt. Ri 3,7-16,31 berichtet in unterschiedlich langen Passagen von dem Auftreten der einzelnen Richter. In den als Nachträge bezeichneten Kapiteln 17-21 wird von schrecklichen Ereignissen der königslosen Zeit berichtet, die es nur geben konnte, weil es in Israel noch keinen König gab.