Jeremia 27,5-11

Das Joch Babels

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Jeremia
Ich bin es, der die Erde erschaffen hat samt den Menschen und den Tieren, die auf der Erde leben, durch meine gewaltige Kraft und meinen hoch erhobenen Arm, und ich gebe sie, wem ich will. Jetzt gebe ich alle diese Länder in die Hand meines Knechtes, des Königs Nebukadnezzar von Babel; selbst die Tiere des Feldes mache ich ihm dienstbar. Alle Völker sollen ihm untertan sein, ihm, seinem Sohn und seinem Enkel, bis auch für sein eigenes Land die Zeit kommt, dass große Völker und mächtige Könige es knechten. Will aber ein Volk oder Reich dem König Nebukadnezzar von Babel nicht untertan sein und seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugen, so werde ich dieses Volk mit Schwert, Hunger und Pest heimsuchen - Spruch des Herrn -, bis ich es seiner Hand ausgeliefert habe.
Ihr aber, hört nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Träumer, Zeichendeuter und Zauberer, wenn sie zu euch sagen: Ihr werdet dem König von Babel nicht untertan sein. Denn sie lügen, wenn sie euch weissagen, und damit vertreiben sie euch aus eurer Heimat; denn ich verstoße euch, sodass ihr zugrunde geht. Das Volk aber, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm untertan ist, lasse ich ungestört auf seinem heimatlichen Boden - Spruch des Herrn -; es kann ihn bebauen und auf ihm wohnen. (Jer 27,5-11)

Gott hat König Nebukadnezzar die Herrschaft übergeben, daher muss sich auch Juda ihm unterwerfen. Das bringt Jeremia mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Doch man hörte nicht auf ihn. Der falsche Prophet Hananja riss aus Zorn über die Worte des Jeremia diesem das Joch, das er als bildlichen Ausdruck des Wortes Gottes ständig trug, von seinem Nacken und zerbrach es. Jeremia aber fertigte sich im Auftrag Gottes eiserne Jochstangen an, die er fortan trug. Die Lage in Jerusalem eskalierte. Nachdem Zidkija das Vasallenverhältnis Nebukadnezzar gegenüber aufgekündigt hatte, brach für die Stadt eine schwere Zeit herein. Eineinhalb Jahre lang wurde Jerusalem belagert. Während der chaotischen Zustände, die in dieser Zeit herrschten, wäre Jeremia fast umgekommen. Da er weiterhin für eine Unterwerfung unter Nebukadnezzar eintrat, warf man ihn in ein grausames Verlies, aus dem er nur mit Hilfe des Königs Zidkija gerettet wurde. Später warf man ihn in eine Zisterne, in deren Schlamm er versunken wäre, wenn ihn nicht ein Höfling des Königs daraus befreit hätte.
Im Jahr 586 v.Chr. wurde Jerusalem von Nebukadnezzar erobert und zusammen mit dem Tempel zerstört. Nun wurde ein Großteil der Bevölkerung ins Exil geführt. Nur einen Teil der einfachen Bevölkerung ließ Nebukadnezzar im Land. Jeremia wurde von den Babyloniern gut behandelt und durfte im Land bleiben. Er wollte unter den zurückgelassenen Bewohnern Judas wohnen. Nebukadnezzar setzte Gedalja, der Jeremia wohlgesonnen war, als Statthalter von Juda ein. Jedoch gab es immer noch Kräfte, die zum Widerstand gegen Nebukadnezzar aufriefen. Als Gedalja ermordet wurde, versank das Land endgültig im Chaos. Viele der verbliebenen Juden flohen daraufhin nach Ägypten. Hier verliert sich auch die Spur Jeremias. Wahrscheinlich wurde er gezwungen, mit nach Ägypten zu fliehen, wo er bald darauf umgekommen ist.