Und nun, Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch zu halten lehre! Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen. Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte. (Dtn 4,1-2)
Nach dem Rückblick auf den Zug des Volkes Israel in das Gelobte Land folgt die Verkündigung des Gesetzes, der Weisung Gottes, die ein Leben des Volkes in Gemeinschaft mit Gott und untereinander in dem Land, in das sie nun einziehen werden, um es in Besitz zu nehmen, erst möglich machen. Wenn das Volk sich nicht an diese Gebote hält, wird es das Land verlieren, es wird Unfrieden im Volk geben und der Bund mit Gott wird gebrochen. Wenn aber das Volk der Weisung Gottes treu bleibt, wird es in Frieden und Wohlstand leben.
Die Gebote sind nicht schwer zu befolgen, sie sind nicht etwas Unnatürliches, das dem Menschen fremd wäre oder über seine Kraft hinausginge. Sie sind dem Menschen angemessen, sind etwas Selbstverständliches, die Grundlage dafür, dass ein friedliches Zusammenleben als Gemeinschaft möglich ist.
Bevor in Dtn 5 die Zehn Gebote als Herzstück des Gesetzes angeführt werden, heißt es erneut:
Mose rief ganz Israel zusammen. Er sagte zu ihnen: Höre, Israel, die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch heute vortrage! Ihr sollt sie lernen, sie bewahren und sie halten. (Dtn 5,1)
Unübertroffen ist diese Aufforderung aber im "Schma Israel", das zu einer zentralen Weisung für jeden Juden geworden ist, die bis heute in wörtlicher Befolgung dieses Gebotes in Form der Tefillin an Handgelenk und Stirn gebunden und an den Türpfosten angebracht wird:
Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.
Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. Du sollst sie sprechen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben. (Dtn 6,4-9)
Zentraler Aspekt ist hier die Einzigkeit Gottes. Inmitten einer Welt voller Götter soll sich Israel immer wieder daran erinnern, dass es nur einen Gott gibt und dass dieser Gott der Gott Israels ist, der sein Volk erwählt und mit ihm einen Bund geschlossen hat. Auch Jesus nennt dieses Gebot das erste im Gesetz.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. (Mt 22,37-38)
Es gibt nur einen Gott. Revolutionär und unvorstellbar war dieses Wort in der Zeit, als es zum ersten Mal gesprochen wurde. Damals war das Aufrüttelnde dieses Wortes die Botschaft, dass es nur einen Gott gibt und nicht wie in den Völkern ringsum unzählige Götter. Heute müssen wir den Satz anders betonen:
Höre! Es gibt einen Gott!
Gott, dessen Existenz heute von vielen geleugnet wird, ist da in dieser Welt und seine Existenz ist erfahrbar für jeden, der aufmerksam durch diese Welt geht. Höre! Lausche! Achte auf das, was andere von diesem Gott erzählen. Horch in dein Herz, ob du nicht selbst seine Stimme hörst. Gott ist dir überall nahe. Sei offen für seine Gegenwart!
Entdecke diesen Gott und lasse dich ein auf eine Liebesbeziehung mit ihm. Der Bund mit Gott und die Befolgung seiner Gebote errichten kein Verhältnis der Knechtschaft, sondern ermöglichen die gegenseitige Liebe zwischen Gott und Mensch. Wenn der Mensch sich an seinen Gott hält, so wird ihm Leben und Segen zuteil.