
Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? (Lk 12,13-14)
Jesus erzählt aus konkretem Anlass ein Gleichnis. Da ist einer aus der Menge, der Jesus zum Schiedsrichter machen will über Geldstreitigkeiten. "Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf", lautet ein altbekannter Spruch. Viele Familien haben sich im Streit um Geldangelegenheiten heillos zerstritten. Jesus bietet dem Fragenden keine konkrete Lösung an. Er erzählt vielmehr ein Gleichnis, das ihn zum Nachdenken bringen soll und somit eine eigenständige Entscheidung ermöglicht. Zuvor aber spricht er an alle eine eindringliche Mahnung aus:
Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. (Lk 12,15)
Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.
Was aber ist der Sinn des Lebens? Jesus sagt klar, was nicht Sinn des Lebens ist, zeigt den Irrweg auf, den viele gehen, und stellt ein großes Stoppzeichen davor, das leider viele übersehen.
Es ist nicht an uns, über andere zu urteilen. Es ist leicht zu sagen: schau dir die Reichen an, wie sie andere ausbeuten, Steuern hinterziehen und nur auf ihren Vorteil aus sind. Man kann auch im Kleinen den Verlockungen des Reichtums verfallen.
Es geht Jesus darum, uns Mut zu machen, unseren Lebensweg zu finden und damit unseren Lebenstraum zu verwirklichen. Manche Träume sind Sackgassen und zerplatzen wie Seifenblasen. Davor will Jesus uns warnen.
Den richtigen Weg zu finden ist eine Lebensaufgabe. Man kann nicht sagen: das ist dein Weg, das ist der Sinn des Lebens. Alle einfachen Definitionen greifen zu kurz.
Wir müssen mutig sein und bereit, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Wir müssen die Verlockungen kennen, die uns in die Irre führen, und diese möglichst meiden oder rechtzeitig davon umkehren.
Vor allem ist der Sinn des Lebens nicht rational erschließbar. Oft bringt uns eher das Irrationale dem Ziel näher. Hören wir mehr auf unser Herz, als auf unseren Verstand. Lassen wir uns beschenken von Gott, der immer wieder eine Überraschung für unser Leben bereithält.
Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.
Das Evangelium lädt dazu ein, einen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem zu werfen. Für viele Menschen gilt sicher der Spruch "Geld regiert die Welt" und es ist eines ihrer höchsten Ziele, möglichst reich zu werden. Letztendlich versucht so ziemlich jeder, wo er kann, soviel wie möglich für sich herauszuholen. Doch immer mehr Menschen bleiben dabei auf der Strecke, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass es durchaus notwendig und legitim ist, profitabel zu wirtschaften und auch der Einzelne darf für seinen Einsatz im Beruf ein gutes Einkommen erwarten. Das Problem fängt da an, wo der eigene Gewinn zu Lasten anderer geht, wenn das Geld zum Götzen wird, der all unser Leben und Streben bestimmt.
"Geld allein macht nicht glücklich" ist ein allseits bekannter Spruch. Ist das eine Ziel erreicht, will der Mensch das nächste, immer mehr. Und unser Wirtschaftssystem fördert dies. Immer mehr Einsatz im Beruf, immer mehr Geld, um sich all das leisten zu können, was uns die Werbung so schön vor Augen führt. Dafür aber umso weniger Zeit für Familie und Mitmenschen. Dabei ist doch gerade die Familie die Grundlage unserer Gesellschaft. Aber wenn die Eltern so viel Zeit für ihren Beruf aufwenden müssen - freiwillig oder unfreiwillig - dass keine Zeit mehr für die Familie bleibt, die Erziehung der Kinder nahezu ganz abgegeben wird an Horte oder ähnliche Einrichtungen, so wird dies auf Dauer negative Folgen für die ganze Gesellschaft haben - nur ein Beispiel dafür, wie das Profitstreben letztendlich mehr Schaden als Nutzen bringt.
Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätz (Lk 12,16-21)
Jesus erzählt von einem reichen Mann, dessen Felder gute Erträge einbringen. Der Mann will diesen Gewinn maximal ausnutzen, lässt größere Scheunen bauen, um alles unterbringen zu können, und sagt dann zu sich: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich deines Lebens! Eine Entscheidung, die auch heute viele so treffen würden.
Der Mann im Gleichnis hat wirklich Glück möchte man meinen, denn sein Reichtum wird immer größer. Doch das Glück lässt sich nicht mit Geld erkaufen und auch nicht das Leben. Diese Erfahrung muss der Mann im Gleichnis machen, doch als er das erkennt, ist es zu spät. Der Mann stirbt noch in derselben Nacht.