Lukas 1,5-25

Verheißung Geb.d.Täufers

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Hl. Schrift
Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet. Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter. (Lk 1,5-7)

Nicht nur in den Tagen vor Weihnachten lohnt es sich, das erste Kapitel des Lukas-Evangeliums im Zusammenhang zu lesen. Hier schildert der Evangelist, wie geschickt Gott es damals arrangiert hat, dass das Heil, das er den Menschen verheißen hat, Wirklichkeit werden konnte. Zugleich wird hier die Macht Gottes deutlich, der allezeit Wunder zu wirken vermag. Für Gott ist nichts unmöglich. Aber doch ist Gott darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, die bereit sind, Ja zu sagen zu seinem Plan. Nur so können die Wunder geschehen, die Gott für uns Menschen tut.
Als erstes schildert Lukas in seinem Evangelium die Verheißung der Geburt Johannes des Täufers, des Vorläufers Jesu. Die Ereignisse werden auf die Zeit des Königs Herodes datiert, der in zwischen 37 v.Chr. und 4 n.Chr. über Judäa herrschte. Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, war Priester am Tempel von Jerusalem und gehörte damit zur Oberschicht. Er lebte zusammen mit seiner Frau Elisabet das Leben eines Gerechten nach den Geboten Gottes. Dennoch hatten sie keine Kinder, weil Elisabet unfruchtbar war. Wegen des hohen Alters hatten sie inzwischen jede Hoffnung auf Nachwuchs aufgegeben.
Im Alten Testament ist die Geburt von herausragenden Personen oft mit wundersamen Ereignissen verbunden. Sara die Frau Abrahams war sehr alt, als sie schwanger wurde und Isaak geboren hat, Auch Hanna, die Mutter des großen Propheten Samuel, galt als unfruchtbar und wurde erst in hohem Alter schwanger (1Sam 1). Wahrscheinlich hatte Lukas die Geburtsgeschichte dieses Propheten vor Augen, als er seine Kindheitsgeschichte über Johannes und Jesus schrieb. Ist die Geburt in hohem Alter schon ein Wunder, so wird die Geburt Jesu aus einer Jungfrau alles bisher Dagewesene übertreffen.

Nicht nur Elisabeth war unfruchtbar, sondern auch die Frauen der Patriarchen: Sarah, Rebekka und Rachel. Das galt damals als Schande. Wir können nicht sagen, dass Unfruchtbarkeit eine Auswirkung der Sünde ist, weil alle gerecht, alle tugendhaft waren. Sie waren zunächst unfruchtbar und haben dann dennoch ein Kind empfangen. Das geschah deshalb, damit man später leichter an die Geburt des Herrn aus der Jungfrau glauben konnte. (Johannes Chrysostomus)
Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht. (Lk 1,8-12)

Zacharias steht am Höhepunkt seiner Laufbahn als Priester. Ihm kommt es zu, der Darbringung des Rauchopfers im Tempel vorzustehen. Wegen der großen Zahl der Priester war dies oft ein einmaliges Ereignis im Leben eines Priesters. Zacharias bringt seine eigenen Gebete und die des Volkes vor Gott. Wie der Rauch des Opfers, so sollen diese Gebete vor Gott aufsteigen. Sicher wird er auch die Kinderlosigkeit seiner Frau vor Gott getragen haben, die eine der größten Sorgen war, die ihn quälte.
Und Gott erhört sein Gebet - sofort. Nicht Tage später, sondern noch während der Rauch des Opfers aufsteigt steht plötzlich der Erzengel Gabriel vor ihm. Zacharias ist verwirrt. Zuerst der große Dienst, den er verrichten darf und der seine ganze Konzentration erfordert und jetzt noch die Erscheinung eines Engels mitten in der ehrfürchtigen Darbringung des Opfers, davor erschrickt er.

Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.
Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.
Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. (Lk 1,13-20)

Zacharias ist voller Schrecken und der Engel versucht ihn zu beruhigen. Er verkündet Zacharias die Geburt eines Sohnes. Dieser wird ein Prophet sein, der das Volk zu Gott führt, der mit der Kraft des Elija auftreten wird. Zacharias kann das Große, das ihm verheißen wird, erst gar nicht glauben. Augustinus geht sogar so weit zu sagen:

Zacharias hatte die Hoffnung schon ganz und gar aufgegeben, noch Söhne zu bekommen. Daher glaubt er der Verheißung des Engels nicht.

Schrecken und Furcht - Freude und Jubel, beides liegt nah beieinander, wenn Gottes Engel uns anrührt. Zacharias erschrickt, als der Engel ihm die Geburt eines Sohnes ankündigt. Ein Mensch erschrickt vor der Berufung, wenn er erfährt, welche Bedeutung er für Gott hat. Wir erkennen unsere Schwäche und staunen darüber, was Gott Großes durch uns vollbringen kann, wenn wir Ja sagen zu seinem Willen. Das lässt uns manchmal sprachlos werden, so wie Zacharias.
Doch der Schrecken weicht der Freude, wenn wir sehen, wie Gott wirkt. Dann können wir wieder sprechen, können wir wieder jubeln, können uns freuen wie Elisabeth, die Mutter Johannes des Täufers, als sie Maria begegnet ist und die Kinder der beiden im Leibe hüpften. Zacharias fordert ein Zeichen und er bekommt es. Er soll stumm sein, bis die Verheißung in Erfüllung gegangen ist. Man darf das nicht als Strafe für seinen Unglauben sehen. Er muss verstummen, muss seine Zweifel für sich behalten, bis er die Erfüllung der Verheißung sieht. Dann wird sein Mund sich öffnen zum großen Lobpreis Gottes, dem Benedictus, das wir in der Liturgie bis heute jeden Morgen singen.

Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen mit der Hand und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes (im Tempel) zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisabet einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war. (Lk 1,21-25)

Wo Gottes Wunder geschehen, da ist Freude. Die Ankündigung solcher Freude durchzieht das ganze erste Kapitel des Lukas-Evangeliums. Elisabet, die Frau des Zacharias, die viele Jahre kinderlos war, dankt Gott für ihren Sohn. Doch nicht nur für sie wird er da sein, sondern für das ganze Volk. Die Freude, die Zacharias und Elisabet mit der Geburt ihres Sohnes zu Teil wurde, wird eine Freude für die ganze Welt sein. Johannes, der Sohn von Zacharias und Elisabet, wird zum Wegbereiter des Messias. Er ist der letzte Prophet des Alten Bundes, der mit eigenen Augen den sehen darf, den er verkündet: Jesus Christus, den Herrn.