2 Petrus 1,1-2

Das Kommen Christi

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2Petr
Das ist schon der zweite Brief, den ich euch schreibe, liebe Brüder. In beiden will ich eure klare Einsicht wachrufen und euch erinnern: Denkt an die Worte, die von den heiligen Propheten im Voraus verkündet worden sind, und an das Gebot des Herrn und Retters, das eure Apostel euch überliefert haben. Vor allem sollt ihr eines wissen: Am Ende der Tage werden Spötter kommen, die sich nur von ihren Begierden leiten lassen und höhnisch sagen: Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft? Seit die Väter entschlafen sind, ist alles geblieben, wie es seit Anfang der Schöpfung war. (1Petr 3,1-4)

Im Hauptteil des Briefes beschäftigt sich der Verfasser mit der Erwartung des Kommens des Herrn. Er verweist auf den ersten Petrusbrief und die Lehre der Propheten, der Apostel und des Herrn selbst. Diese alle haben darauf hingewiesen, dass die Gemeinde in Bedrängnis geraten wird durch falsche Lehrer, die nur ihren eigenen Vorteil suchen und die Wiederkunft des Herrn in Frage stellen.
Die Erwartung, dass Jesus Christus nach seiner Himmelfahrt zum Vater wiederkommen wird, um alle zu sich zu holen, die an ihn glauben, ist ein zentrales Thema christlicher Verkündigung. Jesus selbst hat den Jüngern von diesem Kommen erzählt, in den Paulusbriefen begegnen wir immer wieder dieser Erwartung. Aber die Zeit vergeht und es scheint sich nichts zu ändern, die Welt scheint zu bleiben, wie sie ist. Wenn es da nicht die Christen gäbe, könnte man sagen, dass sich mit dem Leben Jesu auf Erden praktisch nichts auf der Welt verändert hat.
Aber ist es nicht gerade die Existenz der Christen selbst, die die Welt verändert? Christen müssen das Salz der Erde sein, wie es Jesus einmal gesagt hat, sonst taugen sie zu nichts. Ein Christentum, das die Welt nicht verändert, taugt zu nichts. Wo den Christen der Glaube fehlt, der die Kraft gibt zu solcher Veränderung, da sind sie überflüssig und wertlos und da fällt die Welt in den bemitleidenswerten und verlorenen Zustand zurück, in dem sie vor dem Leben Jesu auf Erden war.
Der zweite Petrusbrief bringt im folgenden Abschnitt einige Argumente dafür, dass die bislang ausgebliebene Wiederkunft des Herrn eben nicht die Falschheit der Erwartung dieses Kommens bedeutet, sondern andere Gründe hat.

Wer das behauptet, übersieht, dass es einst einen Himmel gab und eine Erde, die durch das Wort Gottes aus Wasser entstand und durch das Wasser Bestand hatte. Durch beides ging die damalige Welt zugrunde, als sie vom Wasser überflutet wurde. Der jetzige Himmel aber und die jetzige Erde sind durch dasselbe Wort für das Feuer aufgespart worden. Sie werden bewahrt bis zum Tag des Gerichts, an dem die Gottlosen zugrunde gehen. (2Petr 3,5-7)

Das erste Argument mag uns heute wenig sagen. Es geht von der Schöpfung aus und zeigt, dass die erste Schöpfung durch die Sintflut zerstört wurde. Mit Noach hat Gott einen Neuanfang gemacht und der Bund, den Gott mit Noach geschlossen hat, dass er die Erde nie mehr durch eine Flut vernichten wird, besteht bis heute. Der Noachbund aber ist kein Argument für einen ewigen Fortbestand der Welt. Von den Propheten über Jesus bis hin zu den Aposteln wird ein erneutes Gericht Gottes verkündet, mit dem die Zeit dieser Welt endgültig zu Ende gehen wird.

Das eine aber, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind. Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung, wie einige meinen, die von Verzögerung reden; er ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren. (2Petr 3,8-9)

Gott ist nicht an unsere Zeitvorstellung gebunden. Für uns sind tausend Jahre eine lange Zeitspanne, ja sogar fünfzig Jahre dauern vom Menschen her gesehen sehr lange. Gott aber steht über der Zeit. Auch wenn die Wiederkunft des Herrn erst nach mehreren hundert Jahren geschieht, ist das für Gott keine lange Zeit, auch wenn es für die Menschen eine sehr große Verzögerung bedeutet. Gott kann warten, er will warten, bis alle die Möglichkeit haben, sich zu bekehren. Das lange Warten auf das Kommen des Herrn ist also nicht ein Argument gegen die Erlösung, sondern vielmehr dafür, dass Gott Heil und Erlösung für alle Menschen will und nicht nur für die wenigen, die in den Jahren des Anfangs bereits zum Glauben gekommen sind.

Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. Dann wird der Himmel prasselnd vergehen, die Elemente werden verbrannt und aufgelöst, die Erde und alles, was auf ihr ist, werden (nicht mehr) gefunden. (2Petr 3,10)

Trotzdem wird der Tag der Wiederkunft des Herrn überraschend kommen. Auch wenn er lange ausbleibt, kann er doch jederzeit eintreffen. Auch wenn die Christen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten darauf warten, bedeutet das nicht, dass es noch weitere Jahrzehnte und Jahrhunderte dauern wird. Daher müssen die Christen jederzeit bereit sein für diesen Tag.

Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst: wie heilig und fromm müsst ihr dann leben, den Tag Gottes erwarten und seine Ankunft beschleunigen! (1Petr 3,11-12a)

Die Verzögerung der Wiederkunft des Herrn soll nicht dazu führen, dass die Christen in ihrem Eifer nachlassen, weil ja noch genügend Zeit bleibt und man noch etwas warten kann, um seine Fehler zu ändern. Sie soll vielmehr zu noch größerem Eifer anspornen, um der Welt durch ein Leben aus der Kraft des Glaubens zu zeigen, dass Jesus lebt und dass er schon jetzt unter den Gläubigen gegenwärtig ist. Durch das heilige Leben der Gläubigen sollen immer mehr zum Glauben finden, so dass viele sich bekehren und so der Tag des Gerichts schneller eintrifft.
Wie aber dieser Tag aussehen wird, darüber gab es damals bereits konkrete Vorstellungen.

An jenem Tag wird sich der Himmel im Feuer auflösen und die Elemente werden im Brand zerschmelzen. Dann erwarten wir, seiner Verheißung gemäß, einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. (2Petr 3,12-13)

Wenn der Herr kommt, wird sich alles in Feuer auflösen, alle Elemente werden schmelzen, so stellt es sich der zweite Petrusbrief vor. Ein unwahrscheinlich heißes Feuer, das sie Kraft hat, alles aufzulösen. Vielleicht stellte sich der Verfasser hier vor, wie Gold im Feuer geschmolzen wird. Das harte Gold wird durch die Kraft des Feuers flüssig und so kann man ihm eine neue Form geben. Dem ähnlich wird die ganze Welt eingeschmolzen und von Gott zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde geformt. Alles Böse wird ausgebrannt, so wie das Feuer Gold und Silber läutert und von Fremdstoffen reinigt. Die neue Welt aber, die aus dem Feuer hervor geht, wird glänzen wie reinstes Gold und Silber. In ihr findet sich kein Schmutz mehr, sondern es wird eine Welt sein, in der es allein das Gute gibt und in der die Gerechtigkeit wohnt.

Weil ihr das erwartet, liebe Brüder, bemüht euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden. Seid überzeugt, dass die Geduld unseres Herrn eure Rettung ist. (2Petr 3,14-15a)

Als Christen leben wir in der Erwartung dieser neuen Welt Gottes. Natürlich wäre es schön, wenn sie schnell käme, und wir so von allen Mühsalen des Lebens befreit wären. Aber das Warten gibt auch die Möglichkeit, uns immer wieder neu darauf zu besinnen, ob wir wirklich so leben, wie es unserer Berufung als Christen entspricht. Es bietet uns die Möglichkeit, immer mehr das gute zu tun und immer mehr Menschen von Jesus Christus zu erzählen und von dem Heil, das er für alle Menschen bereithält.

Herr, wir warten auf deine Gerechtigkeit
und wollen schon jetzt für sie Zeugnis geben.
Wir warten darauf, dass du die Welt reinigst,
wir warten auf eine Welt ohne das Böse
eine Welt, in der das Gute triumphiert
und wir wollen schon jetzt mit dir
an dieser neuen Welt bauen.
Hilf uns, so zu leben, wie du es willst.
Hilf uns, stets das Gute zu tun.
Hilf uns, dem Bösen zu wiederstehen.
Lass uns deine Zeugen sein,
Zeugen für das Gute,
für Liebe und Gerechtigkeit in dieser Welt.
Amen.
Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben; es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso wie die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben. (2Petr 3,15b-16)

Der zweite Petrusbrief weist hier auf das Zeugnis der Briefe des Paulus hin, mit dem er sich brüderlich verbunden weiß. Dennoch haben einige diese Briefe falsch verstanden und ihren Sinn verdreht. Es kommt darauf an, die Paulusbriefe ebenso wie alle anderen Schriften der Heiligen Schrift wirklich zu verstehen. Eine einzelne Schriftstelle, aus dem Kontext gerissen, kann in verschiedener Weise interpretiert werden. Daher kommt es darauf an, das Ganze zu sehen und sich in der Auslegung der Schrift auch an die Lehre der Kirche zu halten.

Ihr aber, liebe Brüder, sollt das im Voraus wissen und Acht geben, dass ihr euch nicht von dem Irrtum der Gottesverächter mitreißen lasst, euren Halt verliert und zu Fall kommt. Wachset in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus! Ihm gebührt die Herrlichkeit, jetzt und bis zum Tag der Ewigkeit. Amen. (2Petr 3,17-18)

Der Schluss des Briefes ist sehr knapp gehalten und es fehlen die üblichen Grußworte. Er besteht hauptsächlich aus einer Mahnung, sich von den Irrlehrern fernzuhalten und bereit zu sein für den Tag des Herrn. Christus ist Herr, ihm gebührt Herrlichkeit, jetzt und allezeit.
Gelobt sei Jesus Christus - in Ewigkeit. Amen.