1Thessalonicher 3,1-11

Glaube

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Darum hielten wir es nicht länger aus; wir beschlossen, allein in Athen zurückzubleiben, und schickten Timotheus, unseren Bruder und Gottes Mitarbeiter am Evangelium Christi, um euch zu stärken und in eurem Glauben aufzurichten, damit keiner wankt in diesen Bedrängnissen. Ihr wisst selbst: Für sie sind wir bestimmt. (1Thess 3,1-3)

Die Apostelgeschichte (Apg 17-18) berichtet davon, dass Paulus nach den Unruhen in Thessalonich allein aufgebrochen ist und zunächst in Athen missioniert hat und dann nach Korinth weitergereist ist. Timotheus und Silas/Silvanus blieben in Thessalonich und sind dann in Korinth wieder zu Paulus gestoßen. Hier stellt sich die Situation so dar, dass alle drei gemeinsam aus Thessalonich nach Athen aufgebrochen sind und Timotheus von Athen aus nach Thessalonich zurückgekehrt sind. Wo Paulus dann Timotheus wiedergetroffen hat, bleibt im Brief offen, es scheint aber wahrscheinlicher zu sein, dass Paulus in Athen auf Timotheus gewartet hat.
Aufgabe des Timotheus war es, den Glauben der jungen Gemeinde in Thessalonich zu stärken und ihr Kraft und Mut zu geben in den Bedrängnissen, die sie wegen ihres Glaubens schon bald zu erdulden hatte. Paulus macht klar: diese Bedrängnisse gehören zum Glauben. Schon Jesus hat sie erdulden müssen, die junge Kirche in Jerusalem war ihnen ausgesetzt. Überall, wo der Glaube wächst, treten auch schon bald die Feinde auf, die diesen Glauben kritisieren und angreifen und die Gläubigen verfolgen.
Glaube ist eben nicht ein weichgespültes Gutmenschentum, das unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Toleranz alles gut sein lässt. Glaube polarisiert, weil er Entschiedenheit fordert. Er fordert ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus und ein ständiges Mühen darum, das eigene Leben am Willen Gottes auszurichten. Wer glaubt, kann die Ungerechtigkeit nicht gutheißen, sondern tritt entschieden ein für Gerechtigkeit. Wer glaubt, der entdeckt das Wirken der Mächte der Finsternis hinter der Fassade der Gutmütigkeit und fordert sie heraus, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Wo Kirche nicht mehr den Mut hat, ein Gegenprogramm zum gottlosen Zeitgeist zu sein, sondern sich ihm anschließt und sich von seiner scheinbaren Freundlichkeit blenden lässt, da verschwindet Kirche und geht auf im Gemenge einer globalen Glaubenslosigkeit.
Gerade deshalb ist es Paulus wichtig, dass die Thessalonicher intensiv mit den Grundlagen des Glaubens vertraut gemacht werden, dass sie zu unterscheiden vermögen zwischen dem Geist dieser Welt, der alle in seinen Schlund ziehen möchte und dem Geist Gottes, der wahres Leben schenkt, dass sie der Versuchung widerstehen können, wieder sein zu wollen wie alle anderen und die Kraft finden, Standhaft zu sein in all den Bedrängnissen die auf sie zukommen.

Denn als wir noch bei euch waren, haben wir euch vorausgesagt, dass wir in Bedrängnis geraten werden; und so ist es, wie ihr wisst, auch eingetroffen. Darum ertrug ich es auch nicht länger; ich schickte Timotheus, um über euren Glauben Gewissheit zu erhalten und zu erfahren, ob nicht der Versucher euch in Versuchung geführt hat und unsere Mühe vergeblich war. Inzwischen ist aber Timotheus von euch zu uns zurückgekommen und hat uns gute Nachricht von eurem Glauben und eurer Liebe gebracht; er hat uns auch berichtet, dass ihr uns stets in guter Erinnerung bewahrt und euch danach sehnt, uns zu sehen, wie auch wir euch sehen möchten. Darum, Brüder, wurden wir beim Gedanken an euch in all unserer Not und Bedrängnis durch euren Glauben getröstet; jetzt leben wir auf, weil ihr fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn steht. Wie können wir Gott euretwegen genug danken für all die Freude, die uns um euretwillen vor unserem Gott erfüllt? Bei Tag und Nacht bitten wir inständig darum, euch wieder zu sehen und an eurem Glauben zu ergänzen, was ihm noch fehlt. Gott, unser Vater, und Jesus, unser Herr, mögen unsere Schritte zu euch lenken. (1Thess 3,4-11)

Die Nachricht des Timotheus hat Paulus Hoffnung gemacht, dass der Glaube der Thessalonicher immer stärker wird und sich in allen Bedrängnissen bewährt. Er bittet darum, dass Gott auch weiterhin den Glauben der Gemeinde stärken möge und dass er auch selbst einmal wieder zu ihnen kommen kann.