1Thessalonicher 1,1-3

Einführung

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Heilige Schrift
Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde von Thessalonich, die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist: Gnade sei mit euch und Friede. (1Thess 1,1)

Der Erste Thessalonicherbrief ist der älteste uns erhaltene Paulusbrief. Die Stadt Thessalonich war zur Zeit der Abfassung des Briefes Hauptstadt der kaiserlichen Provinz Mazedonien und Sitz des Prokonsuls. Aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage war sie zugleich ein wichtiger Handelsplatz. Eine Vielzahl verschiedener Kulte ist für die Stadt nachgewiesen.
Von der Mission des Paulus in Thessalonich berichtet Apg 17. Dort wird auch eine jüdische Synagoge in der Stadt erwähnt. Die christliche Gemeinde in Thessalonich bestand jedoch mehrheitlich aus Heidenchristen. Paulus hatte die Gemeinde bald nach der Gründung zwangsweise verlassen müssen. Die Gemeinde sandte durch Timotheus einen Brief mit verschiedenen Anfragen an Paulus. Es ist zu einer gewissen Verunsicherung in der Gemeinde gekommen, weil einige Christen gestorben sind. Zugleich hat Paulus erfahren, dass die Gemeinde Angriffe von ihren Mitbürgern zu ertragen hat. Auch gegen den Apostel selbst sind wohl Verleumdungen gestreut worden.
Neben Paulus werden Silvanus und Timotheus als Mitabsender genannt. Nach 2Kor 1,19 haben diese drei gemeinsam die Gemeinde in Korinth gegründet, von wo aus wohl auch dieser Brief geschrieben wurde. Demnach wäre der erste Thessalonicherbrief in diesem Zeitraum, also um das Jahr 50/51 entstanden. Anders als in den meisten Briefen nennt sich Paulus hier nicht Apostel und stellt sich auf die gleiche Ebene mit Silvanus und Timotheus. Er muss hier seinen Rang nicht verteidigen, wie es in anderen Gemeinden oft üblich war, weil noch keine anderen Missionare aufgetreten sind, die seine Vollmacht in Frage stellen.

Paulus legt sich hier gar keinen Titel bei, er nennt sich nicht Apostel, nicht Diener oder sonst etwas. Seinen hohen Rang gibt der Apostel hier, glaube ich, darum nicht an, weil die Thessalonicher erst seit kurzer Zeit gläubig geworden waren und ihn noch nicht näher kennengelernt hatten; man hatte ja mit der Verkündung des Evangeliums bei ihnen eben erst begonnen. (Johannes Chrysostomus)

Dass Paulus hier den Aposteltitel nicht in Anspruch nimmt und im Brief keine Hinweise auf eine feste Gemeindestruktur erscheinen - in 1Thess 5,12 ist nur allgemein von Gemeindeleitern die Rede - ist auch ein Zeichen dafür, dass es sich um einen frühen Brief handelt und die Gemeinde sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet. Wir begegnen hier Christen in der frühen Begeisterung für den Glauben an Jesus Christus, wohl auch verbunden mit der Hoffnung auf eine baldige Wiederkunft des Herrn.

Wenn Paulus aber den Brief an die Gemeinde von Thessalonich, so ist das ein ganz gut gewählter Ausdruck. Denn darin, dass der Apostel zu den doch wohl noch verhältnismäßig wenigen und noch nicht so recht innig verbundenen Gläubigen zu Thessalonich sagt, sie bildeten schon eine wohlorganisierte Kirche und Gemeinde, wirkt er ermutigend und ermunternd auf sie ein. (Johannes Chrysostomus)

Paulus will in diesem Brief die junge Gemeinde von der Begeisterung des Anfangs zu einem stetigen Wachstum im Glauben führen. Die Anfangsbegeisterung darf kein Strohfeuer sein, das nach heftigem Brand bald wieder erlischt. Glaube braucht Kontinuität und das bedeutet auch, Durststrecken durchzuhalten, mit Anfeindungen und Misserfolgen klar zu kommen, ein Glaube der trägt, auch durch die Erschütterungen des Lebens hindurch.

Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken; unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Opferbereitschaft eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn. (1Thess 1,2-3)

Paulus und seine Mitarbeiter danken Gott für den Glauben der Thessalonicher. Mit ihren Gebeten sind sie ganz nah bei ihnen. Mit der Erwähnung der Dreiheit von Glaube, Hoffnung und Liebe, die ein Grundcharakteristikum paulinischer Verkündigung ist, skizziert Paulus die Gliederung des Hauptteils des Briefes. Nachdem Paulus zu Beginn des Briefes die Erwählung der Thessalonicher herausstellt und einen Rückblick auf sein Wirken gibt, wird er im Hauptteil zeigen, wie Glaube, Liebe und Hoffnung das christliche Leben bestimmen. Am Schluss des Briefes gibt Paulus noch einige prägnant formulierte Mahnungen oder besser Ermunterungen dazu, was ein Leben aus Glaube, Liebe und Hoffnung konkret kennzeichnet.