Siehe, schon zum dritten Mal will ich jetzt zu euch kommen und ich werde euch nicht zur Last fallen. (2Kor 12,14a)
Paulus will so schnell wie möglich selbst nach Korinth reisen, um sich ein Bild vom Zustand der Gemeinde zu machen und sie nach Christi Bild aufzubauen. Er kommt vollkommen uneigennützig, will nicht vom Geld der Gemeinde profitieren, sondern allein den rechten Glauben stärken.
Ich suche ja nicht euer Geld, sondern euch. Denn nicht die Kinder sollen für die Eltern sparen, sondern die Eltern für die Kinder. Ich aber will sehr gern alles aufwenden und mich für euch aufreiben. Wenn ich euch so sehr liebe, soll ich deswegen weniger Liebe empfangen? Nun gut! Eine schwere Last habe ich euch zwar nicht zugemutet; aber habe ich euch, verschlagen wie ich bin, mit List in mein Netz gelockt? Habe ich euch vielleicht durch einen, den ich zu euch sandte, übervorteilt? Ja, ich habe Titus gebeten, euch zu besuchen, und den Bruder mit ihm gesandt. Hat Titus euch etwa übervorteilt? Sind wir nicht beide im gleichen Geist aufgetreten? Nicht in den gleichen Spuren? (2Kor 12,14b-18)
Natürlich benötigt Paulus auch die materielle Unterstützung der Gemeinde, aber nicht zu seiner Bereicherung, sondern zum reinen Lebensunterhalt. Und wenn man es recht bedenkt, was ist das Wenige, das er benötigt, im Vergleich zu dem, was er selbst der Gemeinde geschenkt hat. Aber dennoch hat sein Verhalten auch zu Missverständnissen geführt.
Ihr denkt schon lange, dass wir uns vor euch nur herausreden wollen. Aber wir reden in Christus, vor dem Angesicht Gottes. Und alles, Geliebte, geschieht zu eurer Erbauung. Denn ich fürchte, dass ich euch bei meinem Kommen nicht so finde, wie ich euch zu finden wünsche, und dass ihr mich so findet, wie ihr mich nicht zu finden wünscht. Ich fürchte, dass es zu Streit, Eifersucht, Zornesausbrüchen, Ehrgeiz, Verleumdungen, übler Nachrede, Überheblichkeit, allgemeiner Verwirrung kommt; dass mein Gott, wenn ich wiederkomme, mich noch einmal vor euch demütigt; dass ich Grund haben werde, traurig zu sein über viele, die schon früher Sünder waren und sich trotz ihrer Unreinheit, Unzucht und Ausschweifung noch nicht zur Umkehr entschlossen haben. (2Kor 12,19-21)
Es besteht die Gefahr, dass auch der dritte Besuch des Apostels ebenso wie sein zweiter im Desaster enden wird. Die Missstände in der Gemeinde sind offensichtlich, Paulus kann dazu nicht schweigen. Aber dennoch spricht aus seinen Worten die Hoffnung, dass die Gemeinde von Korinth doch wieder auf den rechten Weg zurück findet.
Das ist das dritte Mal, dass ich zu euch komme. Durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache entschieden. Denen, die sich früher verfehlt haben, und allen Übrigen sage ich jetzt aus der Ferne dasselbe, was ich schon bei meinem zweiten Aufenthalt angekündigt habe: Wenn ich komme, werde ich keine Nachsicht mehr üben. Denn ihr verlangt einen Beweis dafür, dass durch mich Christus spricht, der nicht in seiner Schwachheit, sondern in seiner Kraft unter euch wirkt. Zwar wurde er in seiner Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus Gottes Kraft. Auch wir sind schwach in ihm, aber wir werden zusammen mit ihm vor euren Augen aus Gottes Kraft leben. (2Kor 13,1-4)
Christliche Nächstenliebe bedeutet nicht ein ständiges Hinwegsehen über die Fehler anderer. Das mag zwar der postmoderne Mensch als Barmherzigkeit interpretieren, doch es ist ein Gibt, das die ganze Gesellschaft durchfrisst, wie wir es heute erleben. Jeder kann doch machen was er will und so sein wie er ist. Eine solche falsch verstandene Toleranz geht jedoch zu Lasten der Gesellschaft und führt letztlich in den Untergang.
Barmherzigkeit bedeutet auch, die Stärke zu haben, um Missstände anzuprangern, Menschen zu benennen, die durch ihr Verhalten das Wohl der Gemeinschaft stören. Barmherzigkeit meint nicht grenzenlose Nachsicht, sondern die Stärke, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie schließt die Vergebung ein für jeden, der sich bessert, wer aber in Sünde und Unrecht verharrt, für den gibt es keinen Platz in der Gemeinschaft.
Fragt euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst! Erfahrt ihr nicht an euch selbst, dass Jesus Christus in euch ist? Sonst hättet ihr ja schon versagt. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, dass wir nicht versagt haben. Doch flehen wir zu Gott, dass ihr nichts Böses tut, nicht, damit wir bewährt erscheinen, sondern nur, damit ihr das Gute tut, wir aber wie Versager dastehen.