2. Korinther 12,14-13,13

Ausblick und Schluss

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2Kor
Siehe, schon zum dritten Mal will ich jetzt zu euch kommen und ich werde euch nicht zur Last fallen. (2Kor 12,14a)

Paulus will so schnell wie möglich selbst nach Korinth reisen, um sich ein Bild vom Zustand der Gemeinde zu machen und sie nach Christi Bild aufzubauen. Er kommt vollkommen uneigennützig, will nicht vom Geld der Gemeinde profitieren, sondern allein den rechten Glauben stärken.

Ich suche ja nicht euer Geld, sondern euch. Denn nicht die Kinder sollen für die Eltern sparen, sondern die Eltern für die Kinder. Ich aber will sehr gern alles aufwenden und mich für euch aufreiben. Wenn ich euch so sehr liebe, soll ich deswegen weniger Liebe empfangen? Nun gut! Eine schwere Last habe ich euch zwar nicht zugemutet; aber habe ich euch, verschlagen wie ich bin, mit List in mein Netz gelockt? Habe ich euch vielleicht durch einen, den ich zu euch sandte, übervorteilt? Ja, ich habe Titus gebeten, euch zu besuchen, und den Bruder mit ihm gesandt. Hat Titus euch etwa übervorteilt? Sind wir nicht beide im gleichen Geist aufgetreten? Nicht in den gleichen Spuren? (2Kor 12,14b-18)

Natürlich benötigt Paulus auch die materielle Unterstützung der Gemeinde, aber nicht zu seiner Bereicherung, sondern zum reinen Lebensunterhalt. Und wenn man es recht bedenkt, was ist das Wenige, das er benötigt, im Vergleich zu dem, was er selbst der Gemeinde geschenkt hat. Aber dennoch hat sein Verhalten auch zu Missverständnissen geführt.

Ihr denkt schon lange, dass wir uns vor euch nur herausreden wollen. Aber wir reden in Christus, vor dem Angesicht Gottes. Und alles, Geliebte, geschieht zu eurer Erbauung. Denn ich fürchte, dass ich euch bei meinem Kommen nicht so finde, wie ich euch zu finden wünsche, und dass ihr mich so findet, wie ihr mich nicht zu finden wünscht. Ich fürchte, dass es zu Streit, Eifersucht, Zornesausbrüchen, Ehrgeiz, Verleumdungen, übler Nachrede, Überheblichkeit, allgemeiner Verwirrung kommt; dass mein Gott, wenn ich wiederkomme, mich noch einmal vor euch demütigt; dass ich Grund haben werde, traurig zu sein über viele, die schon früher Sünder waren und sich trotz ihrer Unreinheit, Unzucht und Ausschweifung noch nicht zur Umkehr entschlossen haben. (2Kor 12,19-21)

Es besteht die Gefahr, dass auch der dritte Besuch des Apostels ebenso wie sein zweiter im Desaster enden wird. Die Missstände in der Gemeinde sind offensichtlich, Paulus kann dazu nicht schweigen. Aber dennoch spricht aus seinen Worten die Hoffnung, dass die Gemeinde von Korinth doch wieder auf den rechten Weg zurück findet.

Das ist das dritte Mal, dass ich zu euch komme. Durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache entschieden. Denen, die sich früher verfehlt haben, und allen Übrigen sage ich jetzt aus der Ferne dasselbe, was ich schon bei meinem zweiten Aufenthalt angekündigt habe: Wenn ich komme, werde ich keine Nachsicht mehr üben. Denn ihr verlangt einen Beweis dafür, dass durch mich Christus spricht, der nicht in seiner Schwachheit, sondern in seiner Kraft unter euch wirkt. Zwar wurde er in seiner Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus Gottes Kraft. Auch wir sind schwach in ihm, aber wir werden zusammen mit ihm vor euren Augen aus Gottes Kraft leben. (2Kor 13,1-4)

Christliche Nächstenliebe bedeutet nicht ein ständiges Hinwegsehen über die Fehler anderer. Das mag zwar der postmoderne Mensch als Barmherzigkeit interpretieren, doch es ist ein Gibt, das die ganze Gesellschaft durchfrisst, wie wir es heute erleben. Jeder kann doch machen was er will und so sein wie er ist. Eine solche falsch verstandene Toleranz geht jedoch zu Lasten der Gesellschaft und führt letztlich in den Untergang.
Barmherzigkeit bedeutet auch, die Stärke zu haben, um Missstände anzuprangern, Menschen zu benennen, die durch ihr Verhalten das Wohl der Gemeinschaft stören. Barmherzigkeit meint nicht grenzenlose Nachsicht, sondern die Stärke, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie schließt die Vergebung ein für jeden, der sich bessert, wer aber in Sünde und Unrecht verharrt, für den gibt es keinen Platz in der Gemeinschaft.

Fragt euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst! Erfahrt ihr nicht an euch selbst, dass Jesus Christus in euch ist? Sonst hättet ihr ja schon versagt. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, dass wir nicht versagt haben. Doch flehen wir zu Gott, dass ihr nichts Böses tut, nicht, damit wir bewährt erscheinen, sondern nur, damit ihr das Gute tut, wir aber wie Versager dastehen.
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Hl. Schrift
Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, nur für die Wahrheit. So ist es uns eine Freude, wenn wir schwach dastehen, ihr aber euch als stark erweist. Das ist es, was wir erflehen: eure vollständige Erneuerung. Deswegen schreibe ich das alles aus der Ferne, um nicht, wenn ich zu euch komme, Strenge gebrauchen zu müssen kraft der Vollmacht, die der Herr mir zum Aufbauen, nicht zum Niederreißen gegeben hat. (2Kor 13,5-10)

Jeder ist dazu aufgefordert, sich selbst zu prüfen, sich nicht zu belügen, sondern der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Jeder Mensch kennt sich selbst am besten und weiß auch um sein Unrecht. Er mag es leugnen und verdrängen, aber dennoch wird kein Mensch Verzeihung und Frieden finden, solange er nicht umkehrt und seine Sünde vor Gott bekennt.

Im Übrigen, Brüder und Schwestern, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2Kor 13,11-13)

Mit diesem Gruß beendet der Apostel Paulus seinen zweiten Brief an die Korinther. In der dreifachen Anrede Gottes kommt das Geheimnis des dreifaltigen Gottes zum Vorschein. Zunächst wünscht Paulus den Korinthern die Gnade Jesu Christi. Die Gnade Gottes ist seine Liebe. Gott, der die Liebe ist, schenkt sich uns selbst. Dies wurde in Jesus Christus offenbar. Wie anders sollte der Mensch wissen, dass es einen Gott gibt, der ihn grenzenlos liebt, wenn dieser Gott nicht selbst zu den Menschen gekommen wäre, um ihnen seine Liebe zu zeigen?
Hinzu kommt die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, der den Menschen hineinführt in die Liebe zwischen Vater und Sohn. So sind die Menschen geborgen im Innersten der Liebe Gottes, dem Geheimnis der Dreifaltigkeit. Was mehr kann man einem Menschen wünschen?
Herr und Gott, lass uns allzeit nach deiner Liebe streben. Mach uns auf dieser Erde schon zu Liebenden und lass uns in der Ewigkeit vollkommen eins sein in der Liebe mit dir und untereinander. Amen.