2 Korinther 5,20-6,2

Dienst der Versöhnung

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2Kor 5
Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. (2 Kor 5,20-21)

Am vierten Fastensonntag im Lesejahr C, wenn als Evangelium das Gleichnis vom verlorenen Sohn, oder besser: vom barmherzigen Vater die Liturgie des Sonntags prägt, hören wir in der zweiten Lesung den leidenschaftlichen Aufruf des Apostels Paulus an die Korinther: Lasst euch mit Gott versöhnen!
Das ist der Dienst des Apostels, den er als Fortsetzung des Dienstes Christi ausführt. Jesus Christus ist gekommen, um uns die Liebe des Vaters zu zeigen. Im Dienst dieser Liebe ist er gestorben und hat durch seinen Tod und seine Auferstehung für alle, die glauben, den Weg zum Vater geöffnet.
Gott ist der liebende Vater des Gleichnisses, der den verlorenen Sohn, der zu ihm zurückkehrt, bedingungslos in die Arme nimmt. So will Gott jeden Menschen in seine Arme schließen und uns das größtmögliche Glück schenken.
Doch den Menschen scheinen andere Ziele wichtiger. Erfolg, Macht, vielleicht auch die Vergnügungen, mit denen der verlorene Sohn sein Geld verschwendet hat. Doch wohin führt das alles? Sicher will Gott nicht, dass wir in irdischen Dingen erfolglos sind und nichts vom Leben haben. Aber wir haben eine größere Freude, wenn wir uns mit Gott an allem freuen, ihn in unser Leben mit hineinnehmen und ihm Dank sagen.
Lasst euch mit Gott versöhnen, erkennt, wie sehr Gott euch liebt, erkennt, welche Freude Gott euch schenken möchte. Gott sehnt sich nach euch, Gott will euch in seine Arme schließen. Hört nicht auf die, die euch einreden wollen, dass Gott euch zu Sklaven machen möchte, Gott will eure Freiheit! Hört nicht auf die, die euch sagen, dass Gott nicht existiert. Jesus lebt beim Vater und ihr werdet mit ihm leben, wenn ihr an ihn glaubt. Sucht nicht erst nach Beweisen, probiert es einfach aus und ihr werdet erfahren, wie groß Gottes Liebe ist.

Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung. (2Kor 6,1-2)
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2Kor 6

Der Apostel zitiert hier Jesaja 49,8. In diesem Zusammenhang sind die Worte eine hoffnungsvolle Vision von der Rettung des Volkes aus dem Exil in Babel und stehen im zweiten Lied vom Gottesknecht. Gott wird einen Retter schicken, der das Volk herausführt aus der Gefangenschaft und ihm die Freiheit wiederschenkt, die Freiheit der Kinder Gottes.
Die neue Einheitsübersetzung verwendet hier das bekräftigende Perfekt und nicht wie bisher das Futur. Der Tag der Rettung wird nicht irgendwann in der Zukunft sein, sondern er ist schon da. Gott schenkt die Rettung zu jeder Zeit. Die Zeit der Gnade ist immer dann, wenn Menschen neu auf Gottes Wort hören und sich öffnen für die Erfahrung seiner grenzenlosen Liebe.
Die Fastenzeit soll uns helfen, dass wir der Liebe und Barmherzigkeit Gottes neu bewusst werden. Durch Veränderungen in unserem gewöhnlichen Tagesablauf und den Verzicht auf uns lieb gewordene Annehmlichkeiten schaffen wir Raum dafür, dass Gott neu in unser Leben kommen kann.
Fastenzeit ist keine Trauerzeit. Sie ist vielmehr eine Zeit, in der wir in unserem Leben aufräumen und beiseite stellen, was sich im Laufe der Zeit an unnützen Dingen angesammelt hat, die uns die freie Sicht versperren und Gottes Licht den Weg zu uns versperren. So wird die Fastenzeit zu einer Zeit, in der wir uns neu in Gottes Licht stellen, vom Licht seiner Liebe bescheinen und verwandeln lassen.
Die Lichtsymbolik kennen wir eher von anderen Festen. Adventskranz, Christbaum, oder Osterfeuer sind einige bekannte Beispiele dafür. Wenn uns aber jemand fragt, ob auch die Fastenzeit eine Lichtsymbolik kennt, würden wir das eher verneinen. Umso erstaunter war ich, bei einem bekannten Hymnus zur Fastenzeit eine reichhaltige Lichtsymbolik vorzufinden, die uns vielleicht erst auf den zweiten Blick wirklich deutlich wird.

Nunc tempus acceptabile
fulget datum divinitus,
ut sanet orbem languidum
medela parsimoniae.

Nun ist sie da, die rechte Zeit,
die Gottes Huld uns wieder schenkt,
nun ist er da, der Tag des Heils,
erfüllt von Christi hellem Licht.

So lautet die bekannte Übersetzung der ersten Strophe dieses Hymnus. In den ersten beiden Zeilen wird da jedoch ein markantes Wort des lateinischen Originals unterschlagen. Denn hinter dem, was im deutschen mit einem einfachen "ist" wiedergegeben wird, versteckt sich das lateinische Wort "fulget". Die rechte Zeit ist nicht nur einfach da, sondern sie leuchtet auf wie ein Blitz am Himmel.
Diese Zeit ist ein Geschenk der göttlichen Huld und daher ist sie auch rechte Zeit, tempus acceptabile, wie es im lateinischen heißt, annehmbare oder vielleicht sogar angenehme Zeit. Aber warum ist sie das? Erscheint sie uns nicht eher als eine unangenehme Zeit, deren Kommen uns schreckt und deren Ende wir stets neu ersehnen?
Fastenzeit ist Zeit der Heilung. Der kranke Erdkreis wir geheilt durch die Enthaltsamkeit, wie es im lateinischen Text heißt. Es tut gut, enthaltsam zu leben. Wenn wir richtig hinsehen, sagt uns das der gesunde Menschenverstand. Luxus und Völlerei können krank machen. Wir kennen die Wohlstandskrankheiten sehr gut. Doch nicht nur der Körper, auch der Geist wird träge, wenn wir ihn nicht richtig pflegen.
Sicher, es kostet anfangs Überwindung. Da tut es gut, einen festen Zeitpunkt im Jahr zu haben, der uns immer wieder wach rüttelt. Es ist also gar nicht verkehrt, wenn uns der Stachel der Fastenzeit immer etwas piekt. Wenn auch sicher nur wenige die Möglichkeit dazu haben, ihr Leben in der Fastenzeit groß umzustellen, so kann doch jeder einzelne für sich etwas finden, das ihm hilft, seine Heilung zu fördern.
Heilung ist stets ein ganzheitliches Phänomen. Heute entdeckt man wieder neu, welch tiefer Zusammenhang zwischen Geist und Leib besteht. Was anderen Zeiten und anderen Kulturen selbstverständlich ist, müssen wir erst wieder lernen. Wer vielleicht aus rein körperlichen Gründen eine Fastenkur macht, wird merken, wie sich auch das Fühlen und Denken wandelt.
Unser Leben ist etwas Einzigartiges und Kostbares. Daher ist es wichtig, bewusst zu leben. Es ist nicht egal, was wir denken und reden, es ist nicht egal, wie wir uns ernähren. Die Ernährung beeinflusst in hohem Maße, wie wir uns fühlen. Unsere Gedanken beeinflussen unser Geschick. Wer immer nur negativ denkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm nichts wirklich gelingt. Zwar ist nicht alles vom Denken abhängig, aber wenn wir mit einer positiven Einstellung durchs Leben gehen, werden wir mit Sicherheit glücklicher sein - und auch eine positive Stimmung unter unseren Mitmenschen verbreiten.