Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. In der Schrift steht nämlich: Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. (1Kor 1,18-25)
Paulus ist ein Verkünder der Weisheit Gottes, das wird er im nächsten Abschnitt deutlich machen. Aber diese Weisheit Gottes unterscheidet sich von dem, was damals als Weisheit galt. Nicht Weise (Sophisten), Schriftgelehrte und Wortführer (Disputierer), wie man sie vom jüdischen und heidnischen Schulbetrieb kannte, sind es, die Gottes Weisheit verkünden. Nein, Gott entlarvt vielmehr deren Weisheit als Torheit, die nicht zur Erkenntnis Gottes führt.
Nicht große Zeichen, wie sie die Juden erwarten, noch eine bewundernswert formulierte Weisheit, wie sie in den Augen der Heiden großartig wäre, zeichnen Jesus Christus und seine Verkünder aus, sondern vielmehr die Botschaft vom Kreuz, ein Ärgernis für die Juden, die einen, der am Kreuz hingerichtet wird, verachten und eine Torheit für die Heiden, denen das keinen interessanten Wissensstoff bietet. Doch gerade in dieser Torheit zeigt Gott seine Weisheit und in der Schwäche des Kreuzestodes zeigt er seine Stärke.
Jesus ist nicht als der mächtige Befreier aufgetreten, als Sozialreformer und Weltherrscher, sondern ohne Einfluss, ohne Lobby, ohne Soldaten. (Klaus Berger)
Damit hat er die Machtverhältnisse umgekehrt. Nicht das, was bei Menschen als stark, edel, reich, weise und mächtig gilt, ist vor Gott das Entscheidende. Im Kreuz hat Gott die weltliche Weisheit ad absurdum geführt. Gott erwählte das Törichte und Schwache, damit sich die Christen nur in Christus Jesus rühmen können. In ihm erlangen sie Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Dem Wort vom Kreuz entspricht die Predigt des Paulus, die nicht rhetorisch glänzt, sondern sich auf die Kraft Gottes stützt.