Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren. (Mal 3,2-4)
Gott kommt immer anders, als wir Menschen es erwarten. Die Begegnung mit Gott geschieht anders, als wir es planen. Wir können uns auf diese Begegnung vorbereiten, aber wir haben es nicht in der Hand, wann und wie sie geschieht. Gott lässt sich nicht zu einem Baustein in unserem Leben machen, zu einem Tagesordnungspunkt unter vielen. Wer Gott begegnet ist, den wird diese Erfahrung in jeder Zelle seines Körpers durchdringen und zu in jedem Augenblick bestimmen.
Begegnung mit Gott, das feiern wir auch am Fest der Darstellung des Herrn, an dem wir diese Worte des Propheten Maleachi als Lesung hören. Zwei fromme Menschen, Simeon und Hanna, die schon lange im Tempel leben und das Heil Gottes erwarten. Begegnen dem Sinn und Ziel ihres Lebens. Bis zu diesem Augenblick hätten sie sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass es ein einfaches Kind ist, in dem sie Gott begegnen. Aber sie vertrauen ihrer Eingebung, sie vertrauen dem Ruf des Heiligen Geistes und es geschieht die Begegnung, auf die sie so sehnsüchtig gewartet haben.
Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um das im Gesetz des Mose vorgeschriebene Opfer für ihn darzubringen. Aber was für eine Situation. Gott selbst bringt sich letztlich als Opfer dar. Nicht menschliche Opfer, sondern dass Gott sich selbst als Opfer darbringt, wirkt die Heiligung des Menschen. Am Fest der Darstellung des Herrn wird somit vorausgebildet, was sich im Tod Jesu Christi vollenden wird.
Ich komme herbei, um euch zu richten; schon bald komme ich und trete als Zeuge auf gegen die Zauberer und die Ehebrecher, gegen die Meineidigen und gegen alle, welche die Taglöhner, Witwen und Waisen ausbeuten, den Fremden im Land ihr Recht verweigern und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heere. Ich, der Herr, habe mich nicht geändert und ihr habt nicht aufgehört, Söhne Jakobs zu sein.
Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Gesetzen abgewichen und habt auf sie nicht geachtet. Kehrt um zu mir, dann kehre ich mich euch zu, spricht der Herr der Heere. Doch ihr sagt: Worin soll denn unsere Umkehr bestehen? - Darf der Mensch Gott betrügen? Denn ihr betrügt mich. Doch ihr sagt: Womit betrügen wir dich? - Mit den Zehnten und Abgaben! Dem Fluch seid ihr verfallen, doch ihr betrügt mich weiter, ihr, das ganze Volk. (Mal 3,5-9)
Wie kann Gott den Menschen klar machen, dass er sie liebt? Wie kann Gott die Menschen dazu bringen, gerecht zu leben? Wie kann Gott den Menschen deutlich machen, dass nur ein gerechtes Leben wirklich Glück und Heil bringt und dass der Gewinn durch gerechtes Teilen für den einzelnen größer ist als durch ungerechtes Anhäufen von Reichtümern? Maleachi fordert die Menschen auf, Gott auf die Probe zu stellen:
Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte. Den Fresser wehre ich von euch ab, damit er nicht die Früchte eurer Äcker vertilgt und damit der Weinstock auf eurem Feld nicht ohne Ertrag bleibt, spricht der Herr der Heere. Dann werden alle Völker euch glücklich preisen; denn ihr seid ein glückliches Land, spricht der Herr der Heere. (Mal 3,10-12)
Die Frage der Menschen zu allen Zeiten lautet, was es bringt, Gott zu lieben. Sind Gottes Gebote, deren Erfüllung ein Ausdruck der Liebe des Menschen zu Gott ist, nicht eine Einschränkung des Lebens? Zeigt nicht die tägliche Erfahrung, dass die "frommen" Menschen nicht unbedingt die erfolgreichsten sind? Bringt man es nicht viel weiter im Leben, wenn man Gottes Gebote außer Acht lässt und das tut, was man selbst für richtig hält?
Maleachi macht deutlich, dass das Halten der Gebote Gottes auch irdischen Lohn bringt. Wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, so bleibt doch am Ende mehr übrig. Es kommt darauf an, Gewinn und Verlust über längere Zeit hin zu betrachten. Zunächst mag die Abgabe des Zehnten einen Verlust bringen. Das, was man nach dem Gebot dem Tempel geben soll, fehlt in der eigenen Bilanz.
Über längere Zeit betrachtet, kann ein unverhoffter Gewinn diesen Verlust wieder ausgleichen, wenn beispielsweise durch Gottes Segen die Ernte größer ist als sonst oder der Befall durch Schädlinge minimiert wird. Aber um das zu erkennen, muss der Mensch an Gott glauben. Es könnte ja auch sein, dass die Ernte allein durch natürliche Schwankungen einmal besser und einmal schlechter ausfällt und dann bliebe der Verlust durch die Abgabe des Zehnten eben nichts als ein Verlust.