Maleachi 2,17-3,24

Gerechtigkeit, Gericht

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Maleachi
Ihr ermüdet den Herrn mit euren Reden und ihr fragt: Wodurch ermüden wir ihn? Dadurch, dass ihr sagt: Jeder, der Böses tut, ist gut in den Augen des Herrn, an solchen Leuten hat er Gefallen. Oder auch: Wo ist denn Gott, der Gericht hält? (Mal 2,17)

Mit scharfen Worten hat Maleachi Missstände im Volk kritisiert. Doch das Volk ist ohne Einsicht. Was machen wir denn falsch?, fragen sie, denn sie meinen, im Recht zu sein und Gottes Willen zu tun. Sie meinen, keine Strafe befürchten zu müssen, weil sie ja in ihren eigenen Augen nichts falsch machen. Eine solche Einstellung kann gefährlicher sein als das bewusste Tun des Bösen. Denn wer um das Unrecht weiß, das er tut, kann umkehren und bereuen, wer sich aber selbst für gut hält, obwohl er Unrecht tut, läuft immer weiter ins Verderben.
Aber es läuft doch alles gut, denken die Menschen. Ist das nicht der Beweis dafür, dass sie gerecht sind? Wenn sie Unrecht täten, würde Gott sie doch bestrafen, aber er tut es nicht. Warum tritt dann ein Prophet auf, der den Menschen ein schlechtes Gewissen machen will? Wenn Gott etwas nicht gut findet, dann soll er doch selbst zum Gericht kommen. Wer so die Macht Gottes herausfordert, wird vielleicht schneller mit Gottes Macht konfrontiert, als ihm lieb ist. Und Gott wird ihm so ganz anders begegnen, als er erwartet.

Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere. (Mal 3,1)

Gott ist gekommen, aber anders, als die Menschen es erwartet haben. Er kam als Kind in die Welt, arm und unscheinbar. Selbst der Bote, der ihm voranging, hätte ihn fast nicht erkannt. Johannes der Täufer hat das Gericht Gottes verkündet. Wie der Prophet Maleachi hat er den Menschen ihre Sünden vorgehalten. Viele haben sich daraufhin bekehrt, aber viele haben ihn auch abgelehnt und die Notwendigkeit einer Umkehr für sich bezweifelt.
Als Gott selbst in Jesus Christus zu den Menschen kommt, tritt er nicht als Richter auf. Er setzt die donnernden Gerichtsworte Johannes des Täufers nicht in die Tat um. Vielmehr offenbart er Gottes Liebe, die jedem Verlorenen nachgeht, um alle Menschen heimzuführen zum Vater. Doch auch dieser Liebe Gottes widersetzen sich die Menschen. Die unerhörten Ratschläge Jesu, die Liebe über alles zu stellen, bleiben bis heute den meisten Menschen unverständlich.

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Maleachi
Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren. (Mal 3,2-4)

Gott kommt immer anders, als wir Menschen es erwarten. Die Begegnung mit Gott geschieht anders, als wir es planen. Wir können uns auf diese Begegnung vorbereiten, aber wir haben es nicht in der Hand, wann und wie sie geschieht. Gott lässt sich nicht zu einem Baustein in unserem Leben machen, zu einem Tagesordnungspunkt unter vielen. Wer Gott begegnet ist, den wird diese Erfahrung in jeder Zelle seines Körpers durchdringen und zu in jedem Augenblick bestimmen.
Begegnung mit Gott, das feiern wir auch am Fest der Darstellung des Herrn, an dem wir diese Worte des Propheten Maleachi als Lesung hören. Zwei fromme Menschen, Simeon und Hanna, die schon lange im Tempel leben und das Heil Gottes erwarten. Begegnen dem Sinn und Ziel ihres Lebens. Bis zu diesem Augenblick hätten sie sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass es ein einfaches Kind ist, in dem sie Gott begegnen. Aber sie vertrauen ihrer Eingebung, sie vertrauen dem Ruf des Heiligen Geistes und es geschieht die Begegnung, auf die sie so sehnsüchtig gewartet haben.
Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um das im Gesetz des Mose vorgeschriebene Opfer für ihn darzubringen. Aber was für eine Situation. Gott selbst bringt sich letztlich als Opfer dar. Nicht menschliche Opfer, sondern dass Gott sich selbst als Opfer darbringt, wirkt die Heiligung des Menschen. Am Fest der Darstellung des Herrn wird somit vorausgebildet, was sich im Tod Jesu Christi vollenden wird.

Ich komme herbei, um euch zu richten; schon bald komme ich und trete als Zeuge auf gegen die Zauberer und die Ehebrecher, gegen die Meineidigen und gegen alle, welche die Taglöhner, Witwen und Waisen ausbeuten, den Fremden im Land ihr Recht verweigern und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heere. Ich, der Herr, habe mich nicht geändert und ihr habt nicht aufgehört, Söhne Jakobs zu sein.
Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Gesetzen abgewichen und habt auf sie nicht geachtet. Kehrt um zu mir, dann kehre ich mich euch zu, spricht der Herr der Heere. Doch ihr sagt: Worin soll denn unsere Umkehr bestehen? - Darf der Mensch Gott betrügen? Denn ihr betrügt mich. Doch ihr sagt: Womit betrügen wir dich? - Mit den Zehnten und Abgaben! Dem Fluch seid ihr verfallen, doch ihr betrügt mich weiter, ihr, das ganze Volk. (Mal 3,5-9)

Wie kann Gott den Menschen klar machen, dass er sie liebt? Wie kann Gott die Menschen dazu bringen, gerecht zu leben? Wie kann Gott den Menschen deutlich machen, dass nur ein gerechtes Leben wirklich Glück und Heil bringt und dass der Gewinn durch gerechtes Teilen für den einzelnen größer ist als durch ungerechtes Anhäufen von Reichtümern? Maleachi fordert die Menschen auf, Gott auf die Probe zu stellen:

Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte. Den Fresser wehre ich von euch ab, damit er nicht die Früchte eurer Äcker vertilgt und damit der Weinstock auf eurem Feld nicht ohne Ertrag bleibt, spricht der Herr der Heere. Dann werden alle Völker euch glücklich preisen; denn ihr seid ein glückliches Land, spricht der Herr der Heere. (Mal 3,10-12)

Die Frage der Menschen zu allen Zeiten lautet, was es bringt, Gott zu lieben. Sind Gottes Gebote, deren Erfüllung ein Ausdruck der Liebe des Menschen zu Gott ist, nicht eine Einschränkung des Lebens? Zeigt nicht die tägliche Erfahrung, dass die "frommen" Menschen nicht unbedingt die erfolgreichsten sind? Bringt man es nicht viel weiter im Leben, wenn man Gottes Gebote außer Acht lässt und das tut, was man selbst für richtig hält?
Maleachi macht deutlich, dass das Halten der Gebote Gottes auch irdischen Lohn bringt. Wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, so bleibt doch am Ende mehr übrig. Es kommt darauf an, Gewinn und Verlust über längere Zeit hin zu betrachten. Zunächst mag die Abgabe des Zehnten einen Verlust bringen. Das, was man nach dem Gebot dem Tempel geben soll, fehlt in der eigenen Bilanz.
Über längere Zeit betrachtet, kann ein unverhoffter Gewinn diesen Verlust wieder ausgleichen, wenn beispielsweise durch Gottes Segen die Ernte größer ist als sonst oder der Befall durch Schädlinge minimiert wird. Aber um das zu erkennen, muss der Mensch an Gott glauben. Es könnte ja auch sein, dass die Ernte allein durch natürliche Schwankungen einmal besser und einmal schlechter ausfällt und dann bliebe der Verlust durch die Abgabe des Zehnten eben nichts als ein Verlust.

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Maleachi
Was ihr über mich sagt, ist kühn, spricht der Herr. Doch ihr fragt: Was sagen wir denn über dich? Ihr sagt: Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten und vor dem Herrn der Heere in Trauergewändern umhergehen? Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon. (Mal 3,13-15)

Vielleicht aber lohnt es sich doch, es einmal mit Gott zu versuchen. Vielleicht bringt der Glaube an Gott doch einen Mehrwert im Leben, der letztlich nicht berechnet werden kann. Maleachi spricht von einem Buch, in das die Taten der Gerechten eingetragen werden. Sie werden aufgeschrieben, was symbolisch dafür steht, dass sie wirklich in Erinnerung bleiben. Auch wenn die Menschen auch damals glaubten, dass Gott nicht an Vergesslichkeit leidet, so ist das Aufschreiben gerade in einer Gesellschaft, in der nur wenige Schreiben können und in der nur wirklich wichtige Dinge notiert werden, eine Bekräftigung dafür, dass die Taten der Gerechten für immer Bestand haben.

Darüber redeten die miteinander, die den Herrn fürchten. Der Herr horchte auf und hörte hin und man schrieb vor ihm ein Buch, das alle in Erinnerung hält, die den Herrn fürchten und seinen Namen achten. Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe - spricht der Herr der Heere -, mein besonderes Eigentum sein. Ich werde gut zu ihnen sein, wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient.
Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem, der Unrecht tut, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben. Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung.
Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen, wie Kälber, die aus dem Stall kommen. An dem Tag, den ich herbeiführe, werdet ihr die Ruchlosen unter euren Fußsohlen zertreten, sodass sie zu Asche werden, spricht der Herr der Heere. Denkt an das Gesetz meines Knechtes Mose; am Horeb habe ich ihm Satzung und Recht übergeben, die für ganz Israel gelten. (Mal 3,16-22)
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Maleachi

Der Unterschied zwischen dem Gerechten, der Gottes Gebote achtet und damit seine Liebe erwidert, und dem Ungerechten wird in seiner ganzen Schärfe deutlich werden am Tag des Gerichts. In einem Buch werden die Taten der Gerechten festgehalten, so dass sie für immer Bestand haben. Die bösen Taten aber werden nicht verzeichnet. Bei Gottes Gericht wird nur Bestand haben, wer in diesem Buch eingetragen ist. Alle anderen werden verbrennen wie Spreu. Die Gerechten aber empfangen ewigen Lohn.
Die Sonne der Gerechtigkeit wird leuchten über den Gerechten und mit ihren sanften Strahlen Heilung bringen für alle Wunden, die sie im Leben erdulden mussten. Dann herrscht ewiges Glück und unvergängliche Freude.

Herr Jesus Christus, du Sonne der Gerechtigkeit,
erleuchte und entzünde mein Herz,
damit meine Schritte wie das Morgenlicht werden,
das kommt und hineinwächst in die Fülle des Tages.
Lass mich brennen in großer Liebe zu dir
und gib mir die Gabe, alle anzustecken mit deiner Liebe.
Nimm mein Gebet und alles, was ich habe.
Hier bin ich, sende mich.
Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss. (Mal 3,23-24)

Am Ende des Buches Maleachi steht die Verheißung, dass Gott vor dem Tag des Gerichts den Propheten Elija senden wird. Diese Hoffnung war in Israel bis in die Zeit Jesu hinein lebendig. Viele sahen in Johannes dem Täufer den wiedergekommenen Elija. Doch die Evangelien lassen offen, ob diese Deutung wirklich zutrifft. Die Worte Gottes durch Maleachi zeigen aber, dass Gott sein Volk nicht blind ins Verderben laufen lassen wird. Er wird Zeichen setzen, die zur Umkehr mahnen. Doch werden die Menschen dieser Zeichen beachten?