Man wird sie "Die Eichen der Gerechtigkeit" nennen, "Die Pflanzung, durch die der Herr seine Herrlichkeit zeigt". (Jes 61,3b)
Feststehen wie ein Baum, in voller Blüte wie die schönsten Blumen, weithin sichtbar zeigen, wie gut Gott ist und wie groß und wie reich er uns beschenkt.
Wir müssen die Menschen mit unserer Botschaft ansprechen, wenn wir sie für den Glauben begeistern wollen. Wir dürfen nicht nur intellektuell über Gott reden, sondern müssen die Herzen der Menschen berühren. Glaube muss Freude machen, nicht im Sinn unserer Spaßgesellschaft, die ständig neue Abwechslung und Unterhaltung sucht, sondern im Sinne einer Freude, die bleibt und Erfüllung schenkt. Nur wenn es uns gelingt, den Menschen wieder die Freude am Glauben zu vermitteln, zu zeigen, dass er das Leben bereichert und nicht einengt, dass er ein Geschenkt Gottes ist, das glücklich macht, können wir die Menschen in die Kirche zurückholen. Dafür braucht es Menschen, die selbst begeistert sind und andere mit dem Feuer anstecken, das in ihnen brennt.
Dann bauen sie die uralten Trümmerstätten wieder auf und richten die Ruinen ihrer Vorfahren wieder her. Die verödeten Städte erbauen sie neu, die Ruinen vergangener Generationen. Fremde stehen bereit und führen eure Herden auf die Weide, Ausländer sind eure Bauern und Winzer. Ihr alle aber werdet «Priester des Herrn» genannt, man sagt zu euch "Diener unseres Gottes". Was die Völker besitzen, werdet ihr genießen, mit ihrem Reichtum könnt ihr euch brüsten. (Jes 61,4-6)
Jerusalem als Mittelpunkt der Welt. Der zerstörte Tempel und die Stadt werden wieder aufgebaut und weil dort Menschen leben, die nach den Geboten Gottes leben wird das Licht Jerusalems in die ganze Welt strahlen. Das war die Hoffnung der nachexilischen Zeit, die Wallfahrt der Völker zum Zion. Das Volk, das dort lebt, ist ein Volk von Priestern, ein Volk von Gerechten, ein Volk der Diener Gottes. Fremde erledigen die Arbeiten des Alltags, das Volk der Gerechten aber kann sich ganz der Aufgabe widmen, seinem Gott zu dienen.
Doppelte Schande mussten sie ertragen, sie wurden angespuckt und verhöhnt; darum erhalten sie doppelten Besitz in ihrem Land, ewige Freude wird ihnen zuteil. Denn ich, der Herr, liebe das Recht, ich hasse Verbrechen und Raub. Ich bin treu und gebe ihnen den Lohn, ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund. Ihre Nachkommen werden bei allen Nationen bekannt sein und ihre Kinder in allen Völkern. Jeder, der sie sieht, wird erkennen: Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat. (Jes 61,7-9)
Die im Exil die Schande der Vertreibung ertragen mussten, kommen zu neuen Ehren. Gottes Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass er denen, die ihm dienen, zu ihrem Recht verhilft. Es wird sich auf der ganzen Erde herumsprechen, dass es ein Volk gibt, das nach dem Gesetz seines Gottes in Gerechtigkeit lebt. Alle werden diesem Volk Ehre und Ruhm erweisen.
Keine falsche Bescheidenheit. Einem Diener Gottes kommen gewisse Privilegien zu. Das heißt nicht, dass er sich über andere erheben soll, sich groß machen im Sinne dieser Welt. Einem Diener Gottes gebührt Ehre, weil er sich in den Dienst Gottes gestellt hat. Dafür trägt er aber auch eine große Verantwortung. Nur wenn er selbst im Glauben gefestigt ist, gelernt hat, in Versuchungen standzuhalten, sollte er öffentlich in Erscheinung treten, denn nur dann kann er zur größeren Ehre Gottes wirken.
Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt. Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern. (Jes 61,10-11)
Freude wie bei einer Hochzeit, die Menschen festlich geschmückt, eine Saat die aufgeht, ein Evangelium, das sich in der Welt verbreitet. Wie soll das geschehen? Woher soll diese Freude kommen? Zerbrochene Herzen, Gefangenschaft und das Gefesselt-Sein von den Zwängen dieser Welt, all das kennen wir auch heute. Es hat sich nicht viel geändert in zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte. Immer sind Menschen auf der Flucht, haben kaum das Nötigste zum Leben, werden unterdrückt, ihrer Freiheit beraubt, haben keinen Raum, um sich zu entfalten.
Wie soll ich da helfen, angesichts dieser unermesslichen Not? Millionen von Flüchtlingen, Tausende auch hier bei uns und einige davon vielleicht sogar in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Alte Menschen, um die sich niemand kümmert, Arme und Kranke. Dabei bin ich selbst nicht wirklich frei, eingespannt in die Zwänge des Lebens, habe Verpflichtungen, die mir kaum Freiraum lassen.
Gottes Geist Raum geben in mir. Platz machen für sein Wirken. In all dem, womit mein Leben voll ist, einen kleinen Spalt frei machen, dass sein Licht zu mir kommen kann. Ich muss nicht mein ganzes Leben umkrempeln, alles umräumen. Es genügt ein kleines Fenster, das offen ist für Gott, damit der Strahl der göttlichen Gnade zu mir dringen kann.
Wenn ich es schaffe, in meinem Leben diesen freien Spalt für Gottes Licht frei zu machen, dann wird sich so manches verändern, langsam aber stetig. Dann werde von der Freude Gottes durchdrungen und fange selbst an zu leuchten, so wie der Prophet es im Bild der prächtigen Gewänder von Braut und Bräutigam ausdrückt.
Wenn Gottes Licht in mich dringt, dann geht die Saat auf, kann aus dem kleinen Korn, das jeder Mensch in sich trägt, Korn in Fülle werden für den Hunger der Welt. Dann kann die Welt staunen über das, was in uns steckt und was Gott durch uns Menschen vollbringen kann. Denken wir daran, wenn wir im Advent die vielen Lichter sehen und bei uns zu Hause die Kerzen anzünden. Gott will mit seinem Licht nicht nur zu uns herüber leuchten sondern uns ganz mit seinem Glanz erfüllen.