Jesaja 24-27

Jesaja-Apokalypse

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Jesaja 25
Seht her! Der Herr verheert und verwüstet die Erde; er verändert ihr Gesicht und zerstreut ihre Bewohner. (Jes 24,1)

Die Kapitel 24 bis 27 des Jesajabuches sind eine zusammenhängende Komposition, für die sich in der Exegese die Bezeichnung Jesaja-Apokalypse durchgesetzt hat. Hier zeigt der Prophet auf, was geschehen wird. Er spricht vom Gericht Gottes über die ganze Erde, das zum Untergang und zur Bestrafung der Feinde Gottes und zur Verherrlichung der Gerechten führen wird. Es sind sehr drastische Worte, mit denen der Untergang der Erde beschrieben wird. Alle Freude auf der Erde ist dahin, die Feste haben ein Ende. Die Gerechten aber brauchen sich vor diesem Tag nicht zu fürchten, denn für sie hat Gott ein Festmahl bereitet, das größer und freudiger ist als jedes irdische Festmahl.

Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. (Jes 25,6)

Nach den Worten vom Untergang der Erde folgt eine befreiende Schilderung über Gottes neue Welt. Auf dem Zion, seinem heiligen Berg, wird Gott die Gerechten zum Mahl laden. Feinste Speisen, erlesenste Weine, unübertrefflich ist das, was Gott hier anbietet. Doch es kommt nicht allein auf Essen und Trinken an. Bei diesem Festmahl besteht auch eine innige Gemeinschaft, ein fester und friedlicher Zusammenhalt aller Menschen aus allen Nationen und letztlich auch eine unverhüllte Gemeinschaft mit Gott.

Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. (Jes 25,7)

Es gibt zu allen Zeiten die Sehnsucht, dass die Menschen friedlich zusammenleben, dass es keine Schranken mehr gibt zwischen Stämmen und Nationen. Heute ist die Welt so nahe zusammengerückt wie noch nie. Früher unüberwindbare Distanzen kann man heute in wenigen Stunden bewältigen. In den Städten leben Menschen aus allen Teilen der Erde zusammen.
Wir haben die Vision einer friedlichen, multikulturellen Gesellschaft. Zugleich aber werden die Gräben deutlich, die noch zwischen den Menschen verschiedener Kulturen bestehen. Es ist nicht einfach, alle Menschen zusammenzubringen. Zu groß sind die Vorurteile auf allen Seiten, zu unterschiedlich aber auch die Vorstellungen von einem Zusammenleben. Nicht alle Menschen sind friedfertig und gut. Viele Menschen streben nach Macht. Das schafft Konflikte. Wird es uns gelingen, schon hier auf Erden eine friedliche multikulturelle Gesellschaft aufzubauen, oder bleibt dies für immer eine Vision, die nur Gott in seinem Reich verwirklichen kann?

Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen. (Jes 25,8)

Gott kümmert sich um die Menschen. Es wird eine Zeit kommen, in der der Tod ein Ende haben wird, in der es keine Trauer und kein Leid mehr geben wird. Zu allen Zeiten fragen Menschen nach dem "Warum?". Warum müssen wir sterben, warum müssen wir leiden? Warum hat Gott eine Welt geschaffen, in der es Leid und Tod gibt?
Die Heilige Schrift versucht, mit der Erzählung vom Sündenfall darauf eine Antwort zu geben. Gott hat für den Menschen die beste aller Welten geschaffen. Zu dieser Welt gehört aber auch die Freiheit des Menschen. Und in dieser Freiheit kann sich der Mensch gegen das Gute entscheiden und bringt so das Leid in die Welt, Tod, Streit und Krieg. Es wird aber ein Tag kommen, an dem Gott die Menschen vom Bösen befreien wird, mit dem sie sich eingelassen haben.
Lassen wir die Vision des Jesaja auf uns wirken, das Festmahl der Völker in Frieden und Freude. Vielleicht gelingt es uns ja, die Macht des Bösen hier auf Erden in Grenzen zu halten. Es ist die Entscheidung eines jeden, an jedem Tag und zu jeder Stunde, welchen Weg er wählt, den Weg des Hasses oder den Weg der Liebe, den Weg der Abgrenzung oder den Weg der Freundschaft, den Weg der Angst oder den Weg der Zuversicht.