Hosea 6,1-6

Gottes Treue

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Hosea
Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden. Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht. Lasst uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt. (Hos 6,1-3)

Für den Propheten Hosea ist das Volk Israel die Braut Gottes. Gott ist der Bräutigam, dem sein Volk angetraut ist. Doch anstatt die Liebe, die Gott seinem Volk erweist, zu erwidern, wenden sich die Menschen von Gott ab und nutzlosen Götzen zu. So wird die geliebte Braut zur Dirne. Dies muss der Prophet im Auftrag Gottes ganz konkret zeigen, indem er sich eine Dirne zur Frau nimmt. Gott aber erweist sein Erbarmen dadurch, dass er bereit ist, die treulose Frau, das Volk, das durch seinen Götzendienst zur Dirne geworden ist, wieder als geliebte Ehefrau anzunehmen, wenn sie nur umkehren und vom Götzendienst ablassen, wenn sie lernen, dass Gott es ist, der sein Volk wirklich liebt. Gott wirbt um sein Volk wie ein Liebhaber um seine Geliebte.
In ihrer Not denken die Menschen tatsächlich an Gott und wenden sich ihm wieder zu. Sie erinnern sich an seine Barmherzigkeit und seine Gegenwart in seinem Volk, die Gott so zuverlässig erweist, wie er jeden Morgen die Sonne aufgehen lässt und Regen schenkt, der die Erde tränkt. Aber ist das die Liebe, die Gott erwartet?

Was soll ich tun mit dir, Efraim? Was soll ich tun mit dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht. Darum schlage ich drein durch die Propheten, ich töte sie durch die Worte meines Mundes. Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht. Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer. (Hos 6,4-6)

Kraftvolles Morgenrot und ergiebiger Frühjahrsregen stehen für die beständige Treue, die Gott schenkt und bilden einen starken Kontrast zu der flüchtigen Liebe, die Menschen Gott erweisen. Eine Wolke am Morgen ist in einem Land wie Israel kein Zeichen für den lange ersehnten Regen in der Hitze des Sommers. Die Wolke am Morgen ist sogleich verschwunden, wenn die Sonne am Himmel emporsteigt, ebenso wie der Tau, der sich über Nacht auf die Pflanzen gelegt hat. Ein kleiner Anflug von Liebe zu Gott, der bei der ersten Verlockung durch die Welt wieder verfliegt, das nützt nichts. Wer nicht an die Macht der Liebe Gottes glaubt und ihr ungeteilt folgt, hat keinen Bestand vor Gott. Diese Liebe kann durch nichts ersetzt werden, nicht durch Opfer und sonstige fromme Übungen. Wo die Liebe fehlt, wird alles wertlos, die Liebe aber lässt jedes noch so kleine Werk und Opfer vor Gott glänzen.