
Die Worte, die Amos, ein Schafhirte aus Tekoa, über Israel geschaut hat, in den Tagen des Usija, des Königs von Juda, und in den Tagen des Jerobeam, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben. (Am 1,1)
Der Prophet Amos wirkte um das Jahr 750 im Nordreich Israel und ist der älteste Prophet, von dem uns ein eigenes Buch überliefert ist. Von seiner Herkunft her stammt Amos aber aus dem Südreich Juda. Er bezeichnet sich als Schafzüchter aus Tekoa, also nicht als Propheten. Dennoch weiß er sich von Gott von Gott berufen, sein Wort zu verkünden. Dass er sich nicht als "Berufsprophet" versteht, kommt auch später im Buch noch zum Ausdruck. Als er wegen seiner Tätigkeit als Prophet vom Priester Amazja von Bet-El zur Rede gestellt wird, antwortet er:
Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehhirte und veredle Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel! (Am 7,14-15)
Amos weiß sich von Gott berufen. Er übt den Dienst des Propheten nicht aus, um damit Gewinn zu machen, wie es die Tempelpropheten tun, er ist auch nicht gekommen, um den Menschen nach dem Mund zu reden, sondern er tritt als Prophet auf, weil Gott es will. Er ist gekommen, um den Menschen ihre Schuld bewusst zu machen und sie zu einem neuen Leben mit Gott zu führen. Und Gottes Wort ist mächtig, das kommt im Vorspruch nach der Überschrift zum Ausdruck:
Er sprach: Der Herr brüllt vom Zion her, aus Jerusalem lässt er seine Stimme erschallen. Da welken die Auen der Hirten und der Gipfel des Karmel verdorrt. (Am 1,2)