Gen 5-10

Noach, Sintflut u. Bund

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Zeichen des Bundes
Dies ist das Buch der Geschlechterfolge Adams. (Gen 5,1)

Wie für das hebräische Denken üblich, beginnt die Geschichte eines Menschen mit dessen Stammbaum. Nach den ausführlichen Berichten über die ersten Menschen Adam und Eva und deren Söhne Kain und Abel überliefert uns die Bibel eine lange Geschlechterfolge von Menschen der Vorzeit, die ein ausgesprochen hohes Alter erlebt haben. Trotz des verschlossenen Paradieses zeichnet diese Menschen eine besondere Nähe zu Gott aus. Henoch wird gar direkt zu Gott aufgenommen ohne die Schmerzen des Todes zu erfahren. Nach diesen großen Gestalten der Vorzeit kommt es zu einem zweiten Sündenfall des Menschen.

Als sich die Menschen auf Erden zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gottessöhne, wie schön die Menschentöchter waren, und sie nahmen sich von ihnen allen Frauen, die sie auswählten. Da sprach der Herr: Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben, weil er eben Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit hundertzwanzig Jahre betragen.
In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die namhaften Männer. (Gen 6,1-4)

Göttersöhne ließen sich mit Menschentöchtern ein, Riesen lebten auf Erden. Die Urzeit des Menschen war aus Sicht der Bibel eine Zeit, in der menschliches Leben noch anders war, als wir es kennen. Doch dann begrenzt Gott die Lebenszeit des Menschen. Und noch etwas geschieht: Mit der Ausbreitung des Menschen nimmt auch dessen Bosheit zu. Gott aber will dem bösen Treiben der Menschen Einhalt gebieten.

Der Herr sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn. (Gen 6,5-8)

Allein Noach und seine Familie lebt noch so, wie es dem Herrn gefällt. Daher hat Gott einen Plan, wie er die bösen Menschen vernichten und Noach und mit ihm das Gute der Schöpfung retten kann.

Das ist die Geschlechterfolge nach Noach: Noach war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen; er ging seinen Weg mit Gott. Noach zeugte drei Söhne, Sem, Ham und Jafet.
Die Erde aber war in Gottes Augen verdorben, sie war voller Gewalttat. Gott sah sich die Erde an: Sie war verdorben, denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben. Da sprach Gott zu Noach: Ich sehe, das Ende aller Wesen aus Fleisch ist da; denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat. Nun will ich sie zugleich mit der Erde verderben.
Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus, und dichte sie innen und außen mit Pech ab! So sollst du die Arche bauen: Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch soll sie sein. Mach der Arche ein Dach und hebe es genau um eine Elle nach oben an! Den Eingang der Arche bring an der Seite an! Richte ein unteres, ein zweites und ein drittes Stockwerk ein! Ich will nämlich die Flut über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben. Alles auf Erden soll verenden.
Mit dir aber schließe ich meinen Bund. Geh in die Arche, du, deine Söhne, deine Frau und die Frauen deiner Söhne! Von allem, was lebt, von allen Wesen aus Fleisch, führe je zwei in die Arche, damit sie mit dir am Leben bleiben; je ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein. Von allen Arten der Vögel, von allen Arten des Viehs, von allen Arten der Kriechtiere auf dem Erdboden sollen je zwei zu dir kommen, damit sie am Leben bleiben. Nimm dir von allem Essbaren mit und leg dir einen Vorrat an! Dir und ihnen soll es zur Nahrung dienen. Noach tat alles genau so, wie ihm Gott aufgetragen hatte. (Gen 6,9-22)

Die Menschen haben sich auf der Erde ausgebreitet, aber sie handeln nicht nach Gottes Willen. Daher will Gott alle Menschen vernichten. Nur Noach und seine Familie sollen am Leben bleiben. Noach baut auf Gottes Geheiß eine Arche und nimmt von allen Lebewesen ein Paar mit hinein. Dann kommt die Flut und vernichtet alle Lebewesen auf der Erde. Noach aber, seine Familie und die Tiere, die mit ihm in der Arche sind, überleben. Nach dem Ende der Flut steigen sie aus der Arche und Gott schließt einen Bund mit Noach.

Dann segnete Gott Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt euch und bevölkert die Erde! Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen. Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen. Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. Seid fruchtbar und vermehrt euch; bevölkert die Erde und vermehrt euch auf ihr!
Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind. Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. (Gen 9,1-12)

Das Alte Testament erzählt uns die Geschichte Gottes mit den Menschen. Die ersten Kapitel des Buches Genesis werden oft auch als Vorgeschichte bezeichnet. Sie berichten von mythischen Ereignissen, die eine Antwort auf die Fragen geben wollen, was der Ursprung und das Ziel des Lebens ist.
Geschichten von einer Urflut, die die ganze Erde bedeckt hat, gibt es in vielen Kulturen. Der Flutbericht der Bibel greift wahrscheinlich babylonische Erzählungen auf und deutet diese um. Israel war schon immer ein bedrohtes Volk. Nicht zuletzt in der Katastrophe des babylonischen Exils hat sich etwas ereignet, das eigentlich nicht hätte sein dürfen: dass Gott sein Volk den Händen seiner Feinde preisgibt.
Doch Gott denkt an sein Volk, er rettet es immer wieder. So wie er damals mit Mose einen neuen Anfang gemacht hat, gibt er den Menschen immer wieder die Chance, neu anzufangen, Gott zu suchen und einzutreten in den Bund mit ihm. So wird die Erzählung von der Rettung des Noach auch zu einem Bild für die Taufe. Der alte Mensch mit seinen Sünden vergeht. So wie die alte sündige Welt durch das Wasser bedeckt und vom Wasser gereinigt wurde, taucht der Mensch in der Taufe ins Wasser und wird von seinen Sünden rein gewaschen. Ein neuer, reiner Mensch entsteht.
Gott hat mit Noach einen Neuanfang gemacht. Er hat mit ihm einen Bund geschlossen. Gott vertraut dem Menschen die Erde an. Doch auch nach Noach tritt die Sünde des Menschen zutage. Gott weiß um die Sündigkeit des Menschen. Doch Gott wird Wege zum Menschen finden, dass die Sünde die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch nicht vollends zerstören kann.
Der Bogen in den Wolken ist ein sichtbares Erinnerungszeichen an den Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat, ein Zeichen für die Menschen, aber auch ein Zeichen für Gott. Gott setzt sich selbst ein Zeichen, dass er nie wieder tut, was er gerade getan hat: den Großteil der Lebewesen auf der Erde zu vernichten.

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch vernichtet. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde geschlossen habe. (Gen 9,13-17)