Offenbarung 8,1-9,21

Sieben Posaunen

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Offbenbarung
Als das Lamm das siebte Siegel öffnete, trat im Himmel Stille ein, etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah: Sieben Engel standen vor Gott; ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. (Offb 8,1-2)

Stille herrscht, als das Lamm das siebte Siegel öffnet. Es ist die Stille der Vollendung, gleich dem siebten Schöpfungstag.

Es ist das Eigenartige, und für die Apokalypse Bezeichnende: das Siebte ist nicht Fortsetzung des Bisherigen, sondern wie der Sabbat nach sechs Schöpfungstagen ein Ende, das aus sich selbst die folgenden Sieben entlässt. Jetzt sind es die richtenden Strafen Gottes über die schuldige Welt. Wieder stehen die ersten vier für sich, sie wirken sich vorwiegend an der Natur aus. Die drei Übrigbleibenden werden als die drei Weh über die Menschheit ausgerufen. (Hans Urs von Balthasar)
Und ein anderer Engel kam und trat mit einer goldenen Räucherpfanne an den Altar; ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron darbringe. Aus der Hand des Engels stieg der Weihrauch mit den Gebeten der Heiligen zu Gott empor. Dann nahm der Engel die Räucherpfanne, füllte sie mit glühenden Kohlen, die er vom Altar nahm, und warf sie auf die Erde; da begann es zu donnern und zu dröhnen, zu blitzen und zu beben. Dann machten sich die sieben Engel bereit, die sieben Posaunen zu blasen. (Offb 8,2-5)

Nach der Stille tritt ein Engel mit einer goldenen Räucherpfanne vor den Altar. Der darauf aufgelegte Weihrauch trägt die Gebete der Heiligen zu Gott empor. Nach dieser Zeremonie werden die glühenden Kohlen auf die Erde geworfen und lösen ein Unwetter aus. Das Bemerkenswerte daran ist, dass die Kohlen einerseits den Dienst für den Weihrauch leisten, andererseits aber auch ein Werkzeug der Strafe sind.

Dann machten sich die sieben Engel bereit, die sieben Posaunen zu blasen. (Offb 8,6)

In der Offenbarung des Johannes finden sich drei Siebenerreihen, in denen Gottes Strafen an der Welt vollzogen werden. Da sind zunächst die sieben Siegel, mit denen das Buch der Weltgeschichte versiegelt ist, und die durch das Lamm geöffnet werden. Sie offenbaren den gewalttätigen Verlauf der Geschichte. Herrscher erheben sich und werden gestürzt, Reiche entstehen und werden selbst wieder erobert, Mensch und Umwelt werden auf Kosten des Profits ausgebeutet und so kommen Katastrophen über die Welt.
Die Engel mit den sieben Posaunen kündigen weitere Strafen Gottes an und am Ende werden noch die sieben Schalen des Zorns über die Erde ausgegossen. Warum aber straft Gott die Welt? Die Geschichte der Welt eine Geschichte der Entfremdung des Menschen von Gott. Nur wenige bleiben Gott treu und diese Getreuen Gottes sind oft den Anfeindungen ihrer Mitmenschen ausgesetzt. Nur wenige dienen Gott in Heiligkeit, ohne ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Nur wenige suchen Gott, immer wieder wird Gottes Liebe verletzt.
Die Apokalypse zeigt, dass Gott diesem Tun der Menschen auf Dauer nicht tatenlos zusieht. Vielleicht bleibt Gottes Handeln oft auch verborgen, Johannes aber sieht, wie Gott eingreift. Gott kann nicht zulassen, dass seine Liebe verletzt wird.

Zorn Gottes heißt im Alten und endgültig im Neuen Testament jene vollkommene Bestimmtheit der Liebe Gottes, mit nichts, was ihrem lautersten Feuer widerspricht, paktieren zu können und zu wollen. Das Böse, das sich in die Herzen der Menschen eingefressen hat, muss um jeden Preis weg und aus der Welt so hinausgeworfen werden, dass es nichts mehr zu verzehren hat. (Hans Urs von Balthasar)

Gottes Strafe kann so als Zeichen seiner Liebe verständlich werden. Liebe muss gegen das kämpfen, was der Liebe widerspricht. Das Böse gutheißen ist keine Liebe, Liebe kann das nicht gutheißen, was die Liebe zerstört. Aber dennoch ist es für uns Menschen schwer, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Daher ist der Zorn der Liebe allein Gott vorbehalten. Wir müssen uns an Jesu Wort halten, dass wir nicht richten und verurteilen dürfen. Wir sollen lieben, in der Liebe wachsen, uns stets selbst prüfen, ob wir in der Liebe sind. Gott wird die Menschen die lieben beschützen, auch wenn sie in der Welt dem Treiben des Bösen ausgeliefert sind.

Herr,
hilf mir in der Liebe zu bleiben
und deiner Macht zu vertrauen
die die Liebe verteidigt.
Ich will lieben mit reinem Herzen
ohne Hass und Gewalt.
Du beschützt die Liebe,
jenes kostbare Pflänzchen
das stets in Gefahr ist
von den Stiefeln der Gewalttätigen
zertreten zu werden.
Aber Liebe kann wachsen
wenn ich sie nicht mit Gewalt verteidige
sondern sie in Reinheit bewahre
und meine Liebe ganz dir schenke.
Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras.
Der zweite Engel blies seine Posaune. Da wurde etwas, das einem großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut. Und ein Drittel der Geschöpfe, die im Meer leben, kam um und ein Drittel der Schiffe wurde vernichtet.
Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Wasserquellen. Der Name des Sterns ist Absinth - Wermut - . Ein Drittel des Wassers wurde Absinth und viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.
Der vierte Engel blies seine Posaune. Da wurden ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne getroffen, sodass sie ein Drittel ihrer Leuchtkraft verloren und der Tag um ein Drittel dunkler wurde und ebenso die Nacht. Und ich sah und hörte: Ein Adler flog hoch am Himmel und rief mit lauter Stimme: Wehe! Wehe! Wehe den Bewohnern der Erde! Noch drei Engel werden ihre Posaunen blasen. (Offb 8,7-13)

Nachdem die Gebete der Heiligen zu Gott empor gestiegen sind und ein Unwetter auf der Erde das Gericht angekündigt hat, treten sieben Engel auf, denen sieben Posaunen gegeben werden. Nach den sieben Siegeln folgt nun eine weitere Stufe der Strafen Gottes. Ähnlich der sieben Siegel werden auch hier die ersten vier Posaunen relativ knapp hintereinander beschrieben, während die fünfte und sechste Posaune ausführlicher geschildert werden. Die siebte Posaune hat wie das siebte Siegel eine eigene Funktion und gibt den Blick auf Neues frei.
Die vier ersten Posaunen bringen Naturkatastrophen über die Erde, Hagel und Feuer, die Verseuchung des Meeres und der Flüsse und Quellen an Land, und schließlich eine Verdunkelung der Himmelslichter. Mit der fünften Posaune bringt ein gewaltiger Schwarm riesenhafter Heuschrecken Not und Verderben über die Menschen und mit der sechsten Posaune kommen Reiter auf tobenden Pferden hervor, die mit Feuer, Rauch und Schwefel den Tod bringen. Jedoch wird von all dem immer nur ein Teil der Erde und ihrer Bewohner betroffen sein und die Strafen treffen nie die ganze Bevölkerung.