Matthäus 15,32-16,12

Von Gott gespeist

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Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken, sonst brechen sie unterwegs zusammen. (Mt 15,32)

Bereits in Mt 14,13-21 war von einem Brotwunder Jesu die Rede. Mit fünf Broten und zwei Fischen hat Jesus fünftausend Männer und dazu noch Frauen und Kinder satt gemacht und es blieben am Ende zwölf Körbe mit Brot übrig. Nun stehen sieben Brote und einige Fische zur Verfügung und werden viertausend Männer und dazu noch Frauen und Kinder satt. Übrig bleiben sieben Körbe.
Obwohl die Jünger erst vor kurzem ein Brotwunder Jesu erlebt haben, sind sie dennoch zunächst ratlos, als Jesus vorschlägt, den Menschen zu Essen zu geben. Die Wunder Jesu sind keine Selbstverständlichkeit, sondern überraschen immer wieder neu. Immer aber ist es das Dankgebet, aus dem das Wunder erwächst und an dem die Jünger zu allen Zeiten das Wirken Gottes erkennen.

Da sagten die Jünger zu ihm: Wo sollen wir in dieser unbewohnten Gegend so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen satt zu machen? Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben, und noch ein paar Fische. Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Und er nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie den Jüngern und die Jünger verteilten sie an die Leute. Und alle aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll. Es waren viertausend Männer, die an dem Mahl teilgenommen hatten, dazu noch Frauen und Kinder. Danach schickte er die Menge nach Hause, stieg ins Boot und fuhr in die Gegend von Magadan. (Mt 15,33-39)

Der Ort Magadan wird nur hier erwähnt. In der Parallele bei Markus ist von einem Ort namens Dalmanuta die Rede. Beide Orte können nicht eindeutig lokalisiert werden, liegen aber vermutlich am nordwestlichen Ufer des Sees Gennesaret. Vielleicht ist Magadan identisch mit Magdala, dem Herkunftsort von Maria Magdalena.
Jesus bewegt sich am See Gennesaret zunächst noch im vertrauten Gebiet am westlichen Ufer nahe seiner Heimat Kafarnaum. Doch er zieht weiter in Orte, die fromme Juden normalerweise meiden. Das nordöstliche Ufer des Sees war schon Heidenland und daher bestand für fromme Juden die Gefahr, sich unrein zu machen. Nicht zufällig also belehrt Jesus seine Jünger gerade hier über die Frage nach Reinheit und Unreinheit.
Zuvor aber berichtet Matthäus kurz von der Begegnung mit Pharisäern und Sadduzäern. Von der Auseinandersetzung mit ihnen war schon einige Absätze zuvor die Rede und sie scheinen nicht locker gelassen zu haben. Doch in das heidnische Gebiet werden sie Jesus nicht gefolgt sein. Vielmehr werden sie Jesus dafür noch mehr gehasst haben, weil er auch hier wieder vor ihren Augen etwas tut, was sich für einen frommen Juden nicht geziemt.

Da kamen die Pharisäer und Sadduzäer zu Jesus, um ihn auf die Probe zu stellen. Sie baten ihn: Lass uns ein Zeichen vom Himmel sehen. Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging weg. (Mt 16,1-4)

Schließlich setzt Jesus an das andere Ufer des Sees über. Aber sie haben kein Brot dabei. Doch es geht Jesus nicht darum, seine Jünger vor einer etwaigen Unreinheit durch heidnisches Brot zu warnen. Vielmehr warnt er sie vor dem Sauerteig des Pharisäer und Sadduzäer. Die Jünger aber verstehen nicht was Jesus meint.

Die Jünger fuhren an das andere Ufer. Sie hatten aber vergessen, Brot mitzunehmen. Und Jesus sagte zu ihnen: Gebt Acht, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Sie aber machten sich Gedanken und sagten zueinander: Wir haben kein Brot mitgenommen. (Mt 16,5-7)

Die Jünger denken nur an ihren Hunger und vielleicht machen sie sich tatsächlich Sorgen darum, dass sie nicht unrein werden. Doch ein Jünger Jesu braucht sich keine Sorgen um das Essen zu machen. Gott sorgt für ihn. Jesus weist die Jünger auf die vorangegangenen Speisungswunder hin und endlich verstehen sie.

Als Jesus das merkte, sagte er: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift ihr immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und daran, wie viele Körbe voll ihr wieder eingesammelt habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wie viele Körbe voll ihr da eingesammelt habt? Warum begreift ihr denn nicht, dass ich nicht von Brot gesprochen habe, als ich zu euch sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer? Da verstanden sie, dass er nicht gemeint hatte, sie sollten sich vor dem Sauerteig hüten, mit dem man Brot backt, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. (Mt 16,8-12)