In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. (Mt 11,25-26)
Mit prägnanten Worten wendet sich Jesus an alle, die zu ihm gekommen sind, um seine Worte zu hören. Jesus wird dargestellt wie ein Weisheitslehrer, der Schüler und interessierte Zuhörer um sich schart. Bei ihm finden die Menschen das, wonach sie sich im Innersten sehnen. Doch es gibt zwei grundlegende Unterschiede zwischen der Lehre Jesu und der anderer Weisheitslehrer.
Weisheitslehrer wie beispielsweise die antiken Philosophen sammelten in ihren Schulen eine Elite von Gelehrten um sich, die durch immer tiefgründigere Gedanken zu immer komplexeren Erkenntnissen gelangen sollten. Vom Denken schloss man damals auf die Natur und erst langsam schlugen die Gelehrten den anderen Weg ein, von Naturbeobachtung zu Erkenntnissen zu gelangen.
Es liegt im Wesen des Menschen, viel wissen zu wollen. In der Geschichte beobachten wir jedoch, dass gerade immer dann, wenn die Menschheit meinte, alles zu wissen, dieses so sicher scheinende Wissen durch neue Entdeckungen plötzlich über den Haufen geworfen wurde. Im Mittelalter meinte man alles Wissen der Welt in einer großen Bibliothek sammeln zu können, man ahnte nichts von fernen Kontinenten, fremden Kulturen oder gar der unendlichen Weite des Universums.
Auch heute sind wir wieder an einem Punkt angelangt, der uns zeigt, dass die Naturwissenschaften, die seit der Aufklärung tonangebend sind, die Welt nicht vollends erklären können und dass es Kräfte gibt, die wir in unserer dreidimensionalen Weltsicht nicht erforschen können. Wir erfahren, dass die Wirklichkeit umfangreicher ist als das, was uns die Naturwissenschaften erklären können.
Doch Jesus will uns nicht solches Wissen über die Welt vermitteln und auch keine Philosophie, die auf tiefgründigen Gedanken beruht. Jesus richtet sich nicht an die Philosophen, sondern gerade an einfache, unmündige Menschen. Ihnen eröffnet er Geheimnisse über Gott, die menschliches Denken allein nicht in der Lage ist zu ergründen. Wenn nämlich schon die Wirklichkeit der Welt weit größer ist, als wir sie mit unserem Wissen erfassen können, um wie viel mehr gilt das dann für die Wirklichkeit Gottes. Von Gott versteht mehr, wer mit demütigem und gläubigem Herzen seine Offenbarung annimmt, als wer ihn mit seinem Verstand zu ergründen sucht.